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Ellen Lohr: Diese Fehler hat die DTM gemacht

Von Andreas Reiners
Ellen Lohr

Ellen Lohr

Ellen Lohr hat den Niedergang der DTM in den 90er Jahren hautnah miterlebt. Sie zählt die Fehler der heutigen DTM auf - und sagt, was gemacht werden muss, damit die Serie eine Zukunft hat.

Ellen Lohr kennt das ganze Spiel schon. Sie erlebt im Moment eine Art Déjà-vu. Einen «Flashback», wie sie es selbst nennt. Schließlich gab es in den 90er Jahren schon einmal ein vorzeitiges Ende der DTM.

1995 und 1996 hatten die Verantwortlichen mit der ITC (International Touring Car Championship) viel vor, vor allem international, verhoben sich am Ende aufgrund der technischen Auswüchse respektive Kosten jedoch böse. Erst im Jahr 2000 kehrte die DTM auf die Motorsport-Bühne zurück. Lohr erlebte während ihrer DTM-Karriere von 1991 bis 1996 den Untergang hautnah mit.

Nachdem nun Mercedes für Ende 2018 den Ausstieg aus der heutigen DTM angekündigt hat, wackelt die Tourenwagenserie erneut. Für Lohr ist klar: «Die DTM hat fast die identischen Fehler zweimal gemacht. Ende der Neunziger gab es auch diese unglaublich ausgereifte Technik», sagte die 52-Jährige Auto Bild Motorsport. DTM-Autos von damals seien
selbst als heutige Youngtimer technisch immer noch state of the art, nur ohne anständige Aerodynamik, meint Lohr.

Und auch die Internationalisierungsversuche kennt sie bereits. Damals führten sie die DTM nach Brasilien und Japan. Heute geht es nach Moskau und Budapest. «Auch damals ging es am Ende weniger um die Fahrer als mehr um die Marke, es gab Teamorder und alles, was der Fan nicht mag», sagte Lohr.

Man merkt, wie sehr die Mönchengladbacherin mit dem Herzen noch an der Serie hängt. Denn auf die Frage, welche Fehler die DTM insgesamt alle gemacht hätte, legt sie los. Und legt den Finger durchaus in die Wunde.

Die DTM habe durch die reine Nutzung als Marketingplattform für Kunden den Kontakt zur Fanbasis verloren. Zwar sei es in dieser Saison etwas besser geworden, aber es gebe den Kontaktverlust auch bei den Fahrern, so Lohr: «Es gibt doch da heute Piloten, deren Namen man zwar kennt, die man aber noch nie zu Gesicht bekommen hat.»

Lohr zählt weitere Fehler auf: «Dass man immer wieder das Gefühl hatte, dass sich die Hersteller gemeinsam ein Reglement zusammenbasteln, bei dem am Ende jeder good news verkaufen kann, hat sicher auch nicht geholfen. Dann noch diese unsägliche Aerodynamik, die gepaart mit den vielen Einheitsteilen dazu führt, dass man sich als Fahrer kaum mehr herausheben kann. Da stimmt der Reifendruck um 0,5 bar nicht und du bist Letzter im Qualifying. Das ist doch Schrott!»

Aber: Lohr ist trotzdem optimistisch, was die Zukunft der DTM betrifft. Denn bei aller Kritik weiß sie natürlich auch, wie viele Leben die DTM in der Vergangenheit hatte. Oder wie sie sagt: «Die DTM hat das „Nicht-totzukriegen-Gen". Da der Bedarf an hochklassigem Tourenwagensport weiter besteht, wird es auch die DTM in Zukunft geben. Fragt sich nur, ob das nach einer Pause sein wird, oder ob sie durchgängig weiter betrieben werden kann.»

Für sie muss die DTM einen anderen Weg einschlagen. Zurück zu den Wurzeln. Heißt: Privatteams müssen am besten wieder her. «Die richtig guten Zeiten der DTM waren doch die, in denen man sich qualifizieren musste wegen zu vieler Teilnehmer. In denen die Fans nicht nur den Werksfahrern die Daumen gedrückt haben, sondern auch die Kämpfe der Privatiers bejubeln konnten. In denen die Fahrer noch echte Fehler gemacht haben, die zu Konsequenzen führten, wie zum Beispiel sich zu verschalten. Da hat man im besten Fall einen Drift hingelegt und zwei Plätze verloren, im schlechtesten Fall aber seinen Motor gekillt.»

Durch die zahlreichen Neuerungen sei die DTM ausgerechnet in diesem Jahr zum ersten Mal «einsichtig» gewesen und habe Einschränkungen im Sinne der Fans vorgenommen, «aber dennoch von allem viel zu wenig und alles viel zu zaghaft», so Lohr,

Ein weiterer Vorschlag von Lohr, die als einzige Frau ein DTM-Rennen gewinnen konnte: «Es wäre sicher nicht falsch, sich an der WTCC zu orientieren. Dann hätte man Autos, die einen echten Wiedererkennungswert haben und die trotzdem spektakulär sind. Und wer interessiert wäre, könnte auch Rennen in beiden Serien bestreiten – sogar auf der Nordschleife.»

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