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Gary Paffett: «Sehe im Motorsport keinen guten Weg»

Von Otto Zuber
Gary Paffett

Gary Paffett

Im zweiten Teil des großen Interviews spricht Gary Paffett über das erste Date mit seiner Frau Lisa, das Vatersein in jungen Jahren und seine Kinder als Rennfahrer.
Gary, du hast deine Frau Lisa über den Motorsport kennengelernt, richtig? 

Ja, Lisas Bruder Craig ist etwa drei Jahre jünger als ich und er fuhr an den gleichen Wochenenden wie ich, nur in einer anderen Klasse. Genau wie wir kamen sie als Familie an die Rennstrecke und so habe ich Lisa das erste Mal an der Kartbahn getroffen, als ich etwa 14 oder 15 Jahre alt war. 

Kannst du dich an das erste Mal erinnern, als du sie nach einem Date gefragt hast? 

Ja, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nein gesagt hat. (lacht) Zu dieser Zeit hatte ich noch keinen Führerschein und unsere Eltern mussten uns fahren. Ich besuchte sie, ich glaube es war an Silvester oder Neujahr. Es war auf jeden Fall zur Weihnachtszeit. Jedenfalls fragte ich sie nach einem Date und sie sagte ja. Aber am nächsten Tag sagte sie mir, dass sie eigentlich schon mit jemand anderem ausginge und sie nicht könne. Danach habe ich es einfach weiter versucht. Wie man sieht, habe ich mein Ziel am Ende erreicht. Aber sie hatte ihr Leben zuhause und erst als wir beide Autofahren durften, kamen unsere Leben zusammen. 

Fuhr sie damals auch Rennen? 

Nein. Ich glaube, sie hat es einmal versucht und sich dabei fast wehgetan. An dem Punkt hat sie dann aufgehört. 

Was war der angsteinflößendste Moment in deinem Leben? 

Hmm... ein angsteinflößender Moment. Wahrscheinlich, eines meiner Kinder im Supermarkt aus den Augen zu verlieren. (lacht) Ich weiß es nicht. Ich hatte im Privatleben noch nicht allzu viele Momente, in denen ich wirklich Angst hatte. Die schlimmsten Augenblicke waren wohl im Rennwagen. Davon abgesehen hatte ich bisher ein ziemlich ruhiges Leben. Aber der schlimmste Gedanke ist sicher, wenn Lisa oder den Kindern etwas passiert sein könnte. Wenn ich sie zuhause erwarte und sie kommt nicht und ich kann sie nicht erreichen, oder du drehst dich um und deine Kinder sind weg und du musst sie suchen. Dann mache ich mir die größten Sorgen. Oder wenn sich meine Kinder verletzt haben. 

Du bist sehr jung Vater geworden. Wie hat sich das auf deine Motorsport-Karriere ausgewirkt? 

Wir hatten damals keine Angst und sagten uns einfach: Okay, es war nicht geplant, aber hey das kriegen wir schon hin. Selbst in dem jungen Alter habe ich weiter das getan, was ich tun musste. Lisa ist unglaublich, sie tut immer das Richtige. Sie weiß, wenn ich meine Ruhe brauche oder wenn ich viel zu tun habe. Dann übernimmt sie einfach das Ruder und kümmert sich um alles. So war es auch, als wir Harvey bekamen. Er kam Anfang 2004 zur Welt, in meinem ersten Jahr mit HWA in der DTM. Ich habe das erste Rennen in Hockenheim gewonnen, also war es offensichtlich nichts Schlechtes. Wenn ich zurückblicke, könnte man sagen, dass 2004 und 2005 meine beiden besten Jahre in der DTM waren - und das als frischgebackener Vater. Ich habe nicht das Gefühl, dass es mich im Motorsport irgendwie negativ beeinträchtigt hätte. 

Nach Harveys Geburt kamen Lisa und er für die nächsten zwei Jahre zu jedem Rennen. Als Baby schlief er an den Rennwochenenden jede Nacht im selben Hotelzimmer wie wir. Andere Fahrer organisieren sich für ihre Frau und das Baby ein zweites Zimmer, damit sie ihre Ruhe haben können. Okay, ich schlafe immer sehr gut und das hat mir wahrscheinlich geholfen. Für Lisa ist es wohl eine sehr nervige Eigenschaft, dass ich alles um mich herum ausblenden und mich nur auf eine Sache konzentrieren kann. Wenn ich an die Rennstrecke komme und kurz davor bin, ins Auto zu steigen, kann ich alles ausblenden. Nichts kann mich dann noch ablenken. Ich konzentriere mich auf mich und mein Racing. Ich denke über nichts anderes mehr nach. Für manche Leute ist das vielleicht nicht richtig, einfach alles andere zu vergessen. Aber dazu musst du in der Lage sein. Du musst alles andere aus deinem Kopf streichen, um dich auf deinen Job zu konzentrieren. Ich kann das und es passiert nicht einmal bewusst, es geschieht automatisch. 

Haben deine Söhne auch eine Leidenschaft für den Rennsport? 

Sie haben alle eine Leidenschaft dafür, aber ich habe keine dafür, dass sie es machen. Sie sind ein paar Mal mit Go-Karts gefahren und es hat ihnen Spaß gemacht. Sie würden es ehrlich gesagt alle gerne machen, aber der Sport hat sich so verändert, seit ich damals angefangen habe. Es ist aber nicht nur das. Ich schaue auch auf den Weg, den ich zurückgelegt habe und die Menschen, die ich dabei getroffen habe. Leute, die es nicht geschafft haben und es hätten schaffen sollen. Und manchmal denke ich auch, dass ich es weiter hätte schaffen sollen, als ich es geschafft habe. 

Klar, jeder Job ist hart und vielleicht bist du nicht erfolgreich und andere schon. Aber ich denke, dass Motorsport ein wirklich harter Sport ist, um darin erfolgreich zu sein. Vor allem wenn du nicht extrem viel Geld hast. Die Summen, die heute notwendig sind, um mit Motorsport deinen Lebensunterhalt zu verdienen, sind ziemlich heftig. Was du für deine Kinder möchtest, ist, dass sie etwas verfolgen, bei dem sie Geld verdienen. Sie sollen davon ihren Lebensunterhalt bestreiten und eine Karriere haben, so wie ich es getan habe. Im Moment sehe ich im Motorsport keinen guten Weg für junge Fahrer, einzusteigen und eine Karriere daraus zu machen. Es ist etwas, das man zum Spaß betreiben und genießen kann. Aber es ist nichts, wovon ich denke, dass es für einen Fahrer einfach ist, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Es gibt nur sehr wenige Menschen dort draußen, die sagen können, dass ihr ganzes Leben und ihre Karriere nur aus Racing bestehen. 
 

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