Valentino Rossi sucht das Glück

Cecotto: «Dann erwischte mich Schumacher volley»

Von Uwe Mahla
Johnny Cecotto und Alain Prost

Johnny Cecotto und Alain Prost

Nach Rauno Aaltonen und Thierry Boutsen setzt Uwe Mahla das Alphabet seiner persönlichen «alten Helden» mit dem Motorrad-Weltmeister und Automobil-Rennfahrer Johnny Cecotto fort.

Wer heute mit Johnny Cecotto spricht, hört heraus, dass der Motorsport einen glücklichen Menschen aus ihm gemacht hat. Das, obwohl ein fürchterlicher Unfall während seiner Formel-1-Zeit zunächst die Sorge nahe legte, er müsste eine weitere Karriere vergessen.

Er musste nicht. Nicht vergessen kann er zwei Pechmomente im jeweiligen Titelkampf: «1982 kickte mich Stefan Bellof beim letzten Formel 2-EM-Lauf in Misano kurz vor Schluss raus. Das gleiche passierte mir dann noch einmal 1990 beim DTM-Finale in Hockenheim - im Startgetümmel erwischte mich Michael Schumacher volley. Beide Male verlor ich so den fast schon sicheren Titel.»

Doch der Reihe nach: Johnny Cecotto gehört zum kleinen Kreis derer, die – wie John Surtees oder Mike Hailwood - eine grandiose Motorrad-Laufbahn in eine ähnlich erfolgreiche Autorennfahrer-Karriere umgemünzt haben. (Surtees wurde gar Formel-1-Weltmeister.) 1975, mit 19 (!) Jahren, gewann das in Caracas/Venezuela geborene Naturtalent Cecotto seinen ersten Motorrad-Weltmeistertitel auf einer 350er Yamaha: «Das waren tolle Jahre mit vielen Siegen und dem frühen WM-Titel.»
1978 dann der zweite Streich bei den 750ern. 1978 stieg Cecotto erstmals in ein Formel 2-Auto, womit er seine zweite Karriere in Angriff nahm.

Der Beginn seiner Formel 1-Zeit ließ sich zunächst gut an. Aber an einen sechsten Platz in Long Beach 1983 im Theodore schlossen sich Frust und schließlich 1984 der fürchterliche Toleman-Unfall im Training in Brands Hatch an. Noch heute sagte er: «Ich habe Riesenglück gehabt, dass ich nach den schlimmen Trümmerbrüchen an beiden Beinen überhaupt wieder ein normales Leben führen kann.»

Ein knappes Jahr später saß er wieder im Rennauto und wurde mit Markus Oestreich und Dieter Quester im BMW 635 CSi Zweiter bei den 24 Stunden von Spa. Karriere Nr. 3: Cecotto entwickelte sich zu einem der besten Tourenwagen-Piloten der Welt. Er gewann 1989 die italienische Tourenwagen-Meisterschaft, 1993 den ADAC GT-Cup und 1994 und 1998 den Super Tourenwagen Cup (STW). «Das waren zehn wunderbare Jahre mit BMW», resümiert Cecotto.

Nach zwei Titelgewinnen in der V8-STAR-Serie 2001 und 2002 zog er sich allmählich aus der aktiven Rennerei zurück. Jetzt, im zarten Rentenalter von 65, lebt er mit seiner Frau Isabella überwiegend in Treviso. Der Rennerei ist er lange treu geblieben. Gern ließ er sich dazu überreden, mit Rennautos aus seiner aktiven Zeit bei Oldtimerrennen zu starten und dank seiner nach wie vor kampfbetonten Fahrweises unter den dort antretenden Amateuren für Furcht und Schrecken zu sorgen.

Seine beiden Söhne traten folgerichtig in seine Fußstapfen. Der ältere, Johnny Amadeus, fuhr erfolgreich in diversen Formel-Serien, ehe er sich in Monte Carlo mit einem Unternehmen für edle Automobile, unter anderem der Marke Dallara, niederließ. Cecotto sen.: «Mir macht es Spaß, ihm dabei mit Rat und Tat zu helfen.»

Das gilt auch für die Rennaktivitäten des Jüngeren, Jonathan. Der ist seit einiger Zeit meist mit Lamborghinis unterwegs und das so erfolgreich, dass «er sich selbst über mehrere Sponsoren finanziert und sein Geld als Lamborghini-Test- und Entwicklungsfahrer selbst verdient.»

Ansonsten hält Cecotto sen. es ähnlich wie seinerzeit Keke Rosberg mit seinem Sohn Nico. «Ich bin zwar gern immer mal dabei – aber beibringen muss ich dem Junior schon lange nichts mehr.» Aktuell mischt Jonathan in der ProAm-Klasse der italienischen GT Sprint-Meisterschaft vorne mit. Und Vater Johnny hat seine Freude daran.


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