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Wie kann man die DTM besser machen?

Von Andreas Reiners
22 der 23 Fahrer sind in der neuen Gewerkschaft

22 der 23 Fahrer sind in der neuen Gewerkschaft

Alle Beteiligten machen sich ihre Gedanken: Wie kann man die DTM besser machen? Neben einem Mercedes-Brief soll auch die DTMDA helfen.

Der Offene Brief von Mercedes (Zum Bericht) setzte in dieser Woche den vorläufigen Schlusspunkt hinter eine lebhafte Diskussion, die nicht erst beim sechsten Saisonrennen in Spielberg begonnen hatte. Der Brief nahm den Ärger um die Strafe für Robert Wickens zum Anlass, einige grundlegende Dinge anzuprangern, die aus Mercedes-Sicht schieflaufen.

Ob dies nun der richtige Weg ist, diese Dinge zu kommunizieren und anzuprangern, kann man diskutieren. Unter dem Strich steht aber auch fest, dass Mercedes einige wichtige Punkte anspricht. Dass Regeln und Strafen auch in Zusammenarbeit mit Mercedes ausgearbeitet werden, lassen wir mal außen vor. Fakt ist: Falls der Brief zum erwünschten Ergebnis kommen sollte, dürfte die Art und Weise im Nachhinein zweitrangig sein. Denn im Kern geht es um die Tourenwagen-Serie, die sich nicht erst seit vergangener Woche mit Vorkommnissen wie am Red Bull Ring offenbar keinen Gefallen tut. Das beweisen die Kommentare der Fans in den sozialen Netzwerken.

Ob nun der DMSB wie von Mercedes gefordert antwortet oder welche Konsequenzen gezogen werden, ob nun kurz-, mittel- oder auch langfristig, muss man sehen. Dafür haben immerhin die DTM-Piloten in Spielberg Nägel mit Köpfen gemacht: Die Fahrergewerkschaft, offiziell die DTM Driver Association (DTMDA), nahm am Rande des sechsten Saisonrennens ihre Arbeit auf. Auch sie will, unter dem Strich, die DTM besser machen.

Zusammenarbeit verbessern

Die Hersteller unabhängige Vereinigung der DTM-Piloten soll künftig dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Fahrern, dem Serienveranstalter ITR und dem Deutschen Motorsport Bund (DMSB) weiter zu verbessern, hieß es in der Mitteilung. Eine der Hauptaufgaben sei die gezielte Mitsprache und Interessenvertretung aller DTM-Piloten. Im Hinblick auf eine weitere Verbesserung der Sicherheitsstandards sowie bei der Ausgestaltung des sportlichen Reglements soll die Sicht der Fahrer in die Diskussionen mit einfließen. Und immerhin schlossen sich bis auf Mattias Ekström (Zum Bericht) insgesamt 22 Piloten der DTMDA an. DTMDA-Sprecher ist der frühere DTM-Pilot Manuel Reuter.

So weit, so gut. Der Vorstoß der Piloten wurde von den Herstellern auch ausdrücklich begrüßt und abgesegnet. «Die DTM ist entwicklungsfähig und die Fahrer sollten da auch ein Mitspracherecht haben und ihre Ideen einbringen können», sagte Mercedes‘ DTM-Manager Wolfgang Schattling. «Grundsätzlich haben wir das Vorhaben unterstützt. Wenn die Jungs das richtig angehen, kann da etwas Positives bei rauskommen. Es ist immer etwas wert, wenn sie bei der Fahrweise auf der Strecke und was das Sportliche Reglement angeht, ihre Meinung abgeben. Ich finde dass das ein guter Ansatz ist», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.

«Ich bin ein Fan davon. Das zeigt den Spirit der DTM und ich finde das wirklich eine sehr gute Geschichte. Die Fahrer sind auf ihrem Gebiet die absoluten Experten. Und wenn die sich herstellerübergreifend zusammenschließen und einen Beitrag leisten möchten, dass die DTM in dem Bereich, der sie betrifft, weiter nach vorne kommt, dann hat das meine absolute Unterstützung», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Wie das in der Praxis aussieht? Zu Beginn des Rennwochenendes setzt sich die komplette Gewerkschaft zusammen, nach jedem Rennen dann die jeweiligen Vertreter Timo Glock (BMW), Timo Scheider (Audi) und Gary Paffett (Mercedes) sowie Reuter.

Wie viel Einfluss?

Doch wie viel Einfluss werden die Fahrer im Endeffekt haben? Beschränkt sich die Vereinigung auf eine schlichte Meinungsäußerung, ab jetzt nur gebündelt anstatt immer mal wieder vereinzelt? Oder haben die Piloten durch die DTMDA eine echte Mitbestimmungschance? «Das wird sich zeigen. Es gibt sicher eine Reihe von Themen, bei denen die Sicht derjenigen, die am Ende im Auto sitzen, sehr, sehr hilfreich sein kann. Wo es beispielsweise um Sicherheit von Rennstrecken geht oder darum, wie man eine Streckenlösung umsetzen kann», sagte Marquardt.

Und Gass ergänzte: «Es wird mehr Dialoge geben. In welcher Form oder in welchen Gremien, das muss abgeklärt werden. Es gibt immer Diskussionen, was das Verlassen der Strecke oder Kollisionen angeht. Vielleicht kann man das dann auf einen positiven Weg bringen.»

Glock, einer der Mit-Initiatoren und Vertreter der BMW-Piloten, erklärte, man wolle die DTM nicht in kurzer Zeit übernehmen. «Sondern wir wollen die Show verbessern, weil wir eine ganz andere Sichtweise liefern können.» Wie zum Beispiel beim Thema Track Limits, die immer wieder für Diskussionen und gestrichene Zeiten sorgen. «Wir machen uns damit das Leben selbst schwer. Der Fan darf nicht denken, dass wir zu doof sind, zwischen zwei weißen Linien zu fahren», so Glock: «Auch wenn es den Herstellern dann weh tut. Unser Anliegen ist es, noch lange im Kreis zu fahren. Wir machen uns Gedanken um den Sport und wollen ihn verbessern.»

In Spielberg wurde aber auch deutlich, dass es den Fahrern eben nicht nur darum geht, unverbindlich ihre Meinung kundzutun oder sich lediglich zum Thema Sicherheit zu äußern. Sie wollen mittelfristig wirklichen Einfluss ausüben können. Letzten Endes dann in Form einer Stimme wie zum Beispiel im siebenköpfigen Vorstand und Beirat der ITR.

Mehr Chance als Bedrohung

Gass ist da skeptisch. «Eine Stimme in der DTM-Kommission ist vielleicht ein wenig zu weit gesprochen. Deshalb überrascht mich die Forderung ein bisschen», sagte Gass und betonte, die DTMDA orientiere sich an der GPDA, der Fahrergewerkschaft in der Formel 1. Auch die sitze in keinem Gremium. Trotzdem: Gass sieht die DTMDA «eher als Chance als eine Bedrohung».

So sehen es natürlich auch die Fahrer. «Erst einmal geht es darum aufzuzeigen, dass wir eine Struktur geschaffen haben, die zumindest eine Meinung hat. Momentan bekommen wir sehr viel positives Feedback. Und das wollen wir natürlich nutzen und wenn wir irgendwie die Möglichkeit haben, auch mal eine Stimme zu bekommen, wäre das natürlich Weltklasse», sagte Timo Scheider. Vielleicht gehören Offene Briefe dann der Vergangenheit an.

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