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DTM-Bilanz: Alle Zutaten für eine «Mörder-Rennserie»?

Von Andreas Reiners
DTM 2015: Eine kleine Bilanz der Piloten

DTM 2015: Eine kleine Bilanz der Piloten

Zehn von 18 Saisonrennen sind absolviert. Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen. Wir haben einige DTM-Piloten gefragt.

Die DTM hat bereits zehn von 18 Saisonrennen hinter sich gebracht. Kurz nach der Halbzeit ist es also Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Immerhin hat die Tourenwagenserie vor der Saison mit einigen Änderungen versucht, sich ein Stück weit neu zu erfinden. Unter dem Strich kommt das neue Format mit zwei Rennen an einem Wochenende sowohl bei den Fans als auch bei den Fahrern gut an.

Verbessern oder nachjustieren kann man aber natürlich immer etwas. Wir haben die Fahrer nach ihrer Meinung gefragt.

Mattias Ekström: Wenn ich ehrlich bin, hätte ich ja gerne mehr Wochenenden, also mehr Rennen. Aber für mich ist es trotzdem praktisch, dass es nur neun Wochenenden mit 18 Rennen sind. Dadurch kann ich auch Rallyecross fahren. Das Format kann man diskutieren und den Reifen kann man diskutieren. Ich glaube, das Rennen würde noch besser, wenn man den Optionsreifen hätte. Wo am Ende die Leistung ein bisschen abbaut. Denn was wir brauchen sind eine bisschen niedrigere Kurvengeschwindigkeit, längere Bremsphasen und ein bisschen mehr Rutschen. Aber das Rutschen nicht aufgrund harter Reifen sondern durch abbauende Reifen. Wir haben hier alle Zutaten, um etwas Phantastisches zu bauen. Wir haben alle Zutaten für eine Mörder-Rennserie. Es ist nur die Frage, was man von den Zutaten nimmt. Und momentan finde ich, macht man noch nicht das Beste, was man machen kann.

Gary Paffett: Ich finde das Format wirklich gut. Ich denke, das Qualifying ist lang genug. Ich habe das Format mit den drei oder vier Qualifying-Sessions nie besonders gemocht, weil du die guten Runden immer wiederholen musstest. Das mit den Rennen ist perfekt. Ich denke, es ist viel besser als es früher war, ich genieße das sehr.

Wenn wir etwas verbessern, dann unabhängig vom Format. Die Reifen sind so etwas, das wir uns anschauen müssen. Das sind sehr konstante Reifen. Wenn du damit Rennen fährst, machst du Qualifying-Runden in jeder Runde des Rennens. Du musst nie Reifen sparen, du hast nie einen Drop, du musst nichts anpassen. Du kannst einfach pushen, pushen, pushen. Wir müssen da etwas finden, was einen größeren Abrieb hat, damit man wieder mehr Strategie hat, über die man nachdenken kann.

Die Performance-Gewicht müssen wir uns auch anschauen. Im Moment haben sie zu viel Einfluss. Jedes Wochenende, wenn du einen tollen Job machst, solltest du das Podium erreichen können. Du kannst derzeit einen fantastischen Job machen und auf trotzdem nur auf Platz sechs landen.

Mike Rockenfeller: Es ist grundsätzlich gut, dass man mehr Rennen fährt, aber ich würde gerne Rennen fahren, bei denen ich noch mehr ausrichten kann. Der Optionsreifen fehlt natürlich. Dadurch konntest du extreme Unterschiede machen. Das Problem ist, dass der Standardreifen im Prinzip nicht abbaut. Und dann ist es schwer zu überholen, wenn einer immer die gleichen Runden fährt und keinen Drop hat. Wir bräuchten also einen Reifen, der abbaut. Einen Reifen, der seine Performance verliert, der natürliche Boxenstopps fordert. Ein Boxenstoppfenster brauchst du auch nicht meiner Meinung nach. Hat man dann Stopps oder nicht - das muss sich dann vielleicht so ergeben, dass beides vielleicht sogar möglich ist. Dann ist es, glaube ich, sogar sehr spannend.

Pascal Wehrlein: Mir gefällt es sehr gut. Vor allem, dass wir zwei Rennen fahren und dass wir wieder freitags fahren. Ich finde es gut, dass wir jetzt wieder nur noch einen Reifen haben, wenn er auch vielleicht nicht immer optimal ist. Vielleicht wäre es ein bisschen besser gewesen, wenn wir das Qualifying-Format aus dem letzten Jahr hätten, weil es mir persönlich mehr Spaß gemacht hat.

Viele meckern wegen der Performancegewichte. Wenn man einen Nachteil dadurch hat, dann neigt man dazu zu meckern. Letztes Jahr hat es uns zum Beispiel sehr geholfen. Wir waren nicht konkurrenzfähig und durch ein leichteres Auto im Vergleich zur Konkurrenz haben wir dann aufgeschlossen.

Timo Scheider: Ich bin happy, dass wir zwei Rennen fahren. Aber man darf natürlich auch vor den Kleinigkeiten, die jetzt vielleicht nicht so ganz hundertprozentig funktionieren, nicht die Augen verschließen. Über den Winter wird es sicher ein, zwei Dinge geben, über die man diskutieren kann.

Momentan sprechen die Zahlen aber zumindest für die Entwicklung in die richtige Richtung. Wenn wir uns global sehen, was Quoten betrifft, was die Entwicklung im Verhältnis betrifft, dann jammern wir schon auf hohem Niveau. Man kann sagen, dass die Nascar 50 Prozent der Fans verloren hat und die Formel 1 x Prozent der Fans verloren hat. Aber ich glaube, das liegt auch an dem generellen Interesse am Motorsport. Ich glaube, dass sich das Bewusstsein für das Automobil und auch für Freizeit generell verändert bei den Menschen. Ich glaube, dass es keine Einheitslösung geben wird, dass man plötzlich sagt: „Das war der Stein des Weisen.“

Timo Glock: Ich glaube, das Format geht für uns alle absolut in die richtige Richtung. Für die Fans glaube ich das auch. Also das, was ich bis jetzt gehört habe, ist positiv. Die sagen alle: „Boah, wie langweilig ist die Formel 1 teilweise. Da gucke ich mir lieber die DTM an.“ Dass man sagt, nur die DTM hätte an Zuschauerinteresse verloren, obwohl wir ja momentan auch bessere Zahlen haben, ist völlig falsch. Weil es eben generell in jedem Sport zurückgeht. Wenn ich überlege, wieviel Zeit ich als Jugendlicher vor dem Fernseher gesessen habe und mir Sport angeschaut habe und wieviel ich jetzt effektiv davor sitze: Das ist völlig anders. Weil du einfach andere Dinge machst.

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