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DTM-Taktikstreit: Audi droht mit Konsequenzen

Von Andreas Reiners
Taktikspielchen: Zoff in der DTM

Taktikspielchen: Zoff in der DTM

In der DTM herrscht kurz vor dem Saisonfinale dicke Luft. Im Zentrum der Kritik steht Mercedes. Audi wirft den Stuttgartern vor, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben.

Dieter Gass bleibt selbst dann bedacht, wenn es augenscheinlich in ihm brodelt. Wenn Audis DTM-Leiter dann trotz des erhöhten Pulsschlags mit ruhiger Stimme spricht, bekommen die Worte nochmals eine besondere Gewichtung. Nach dem 16. Saisonrennen war Gass sauer. Sehr sauer.

«Ich bin sehr enttäuscht von dem, was ich im Rennen gesehen habe. Wir wollen eine sportlich faire Show sehen, und da haben wir heute einen Rückschlag erlitten. Das macht mir Sorgen und da muss man sich Gedanken machen», sagte Gass.

Der Hintergrund: Am Samstag hatten sich die drei Hersteller Audi, Mercedes und BMW an einen Tisch gesetzt und dabei auch über die grundsätzliche Ausrichtung der Tourenwagenserie gesprochen. Wie die Hersteller die Serie sehen und wie sie zukünftig zusammen arbeiten wollen.

Denn wie Gass betonte, wolle man das Produkt, das enormes Potenzial habe, weiter verbessern. «Die DTM steht in der Kritik, weil wir angeblich Strategiespielchen spielen. Der Sport soll im Vordergrund stehen und die Fahrer sollen frei fahren können», sagte er. «Und dabei hatten wir die klare Absprache unter den Herstellern, dass wir keine künstlichen Überholmanöver oder strategische Spielchen sehen wollen.»

Doch die gab es am Sonntag. Was in der DTM allerdings nichts Ungewöhnliches ist. Schließlich ist die Teamorder seit einigen Jahren wieder erlaubt. Und da ist es nunmal logisch, dass gegen Ende der Saison die potenziellen Titelkandidaten nicht nur durch die eigenen Markenkollegen geschützt, sondern auch vorbeigelassen werden.

Mercedes-Teamkollegen hatten dann auch im 16. Saisonrennen Titelkandidat Pascal Wehrlein in zahlreichen Situationen unterstützt und geschützt. So hatten beispielsweise Daniel Juncadella und Maximilian Götz den Youngster nach einem Überholmanöver gegen Augusto Farfus (BMW) auf der Start-Zielgeraden abgeschirmt. Um solche Aktionen ging es allerdings auch nicht.

Was Gass so sauer aufstieß, war die Tatsache, dass im weiteren Verlauf des Rennens vor Wehrlein liegende Teamkollegen absichtlich deutlich verlangsamten und den 20-Jährigen so herankommen und vorbeziehen ließen. So verlor beispielsweise Götz innerhalb weniger Runden gute acht Sekunden Vorsprung auf Wehrlein, der so letztendlich auf dem fünften Platz landete.

Auch das wäre eigentlich nichts, worüber man sich in der heutigen DTM-Ära maßlos ärgern würde. Sportlich schön ist sicher anders, doch wirklich überraschend wäre das nicht unbedingt gewesen. Hätte es da nicht die Absprache, eine mündliche übrigens, im Vorfeld des Rennens gegeben. Kein Verstoß gegen das Reglement, sondern ein Wortbruch. «Wir haben besprochen, dass wir schönen Motorsport sehen wollen. Heute habe ich keinen schönen Motorsport gesehen», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Profiteur Wehrlein sieht das Theater entspannt. «Es gibt immer Situationen, über die man sich beschweren kann. Zum Beispiel haben sich am Anfang der Saison viele Audis über das Performance-Gewicht beschwert. Jetzt sind sie leichter als ich und jetzt hört man nichts mehr. Ich beschwere mich jetzt aber nicht darüber, so sind die Regeln. Man hat auch nicht verboten, als Team zu fahren. Ich glaube nicht, dass Audi jetzt etwas sagen sollte. Wenn sie in unserer Situation wären, würden sie es genauso machen», sagte er.

Und was sagte Mercedes? «Was wir gesehen haben, war ein Teamsport. Wir haben Plätze getauscht, da gibt es auch nichts zu beschönigen und auch Maximilian Götz hat Pace rausgenommen. Wir wollen die Meisterschaft gewinnen, und jeder andere hätte es auch so getan», sagte Fritz.

Dass Götz absichtlich verlangsamt hatte, bestritt Fritz also gar nicht. Allerdings gehörte solch eine Aktion offenbar nicht zu besagter Absprache. «Ich hatte die Absprache so nicht verstanden. Anscheinend interpretiert sie jeder anders», sagte er.

Wie zum Beispiel Audi. «Jetzt muss man sich die Frage stellen, inwieweit man Absprachen treffen und sich darauf verlassen kann», sagte Gass und wollte Konsequenzen nicht ausschließen. «Theoretisch ist alles möglich», sagte er. Auf die konkrete Nachfrage, ob «Alles» auch einen Ausstieg aus der DTM beinhalte, dementierte er das Szenario zumindest nicht. «Ich werde hier nicht sagen, dass Audi aus der DTM aussteigt. Das werden die gegebenen Personen zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, ob das möglich ist oder nicht», sagte Gass.

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