BMW Endurance: Das Aus kam zwölf Minuten vor Schluss
Ilya Mikhalchik stürzte nur zwölf Minuten vor Rennende
Zwei Rennen und zwei Podiumsplätze. Besser hätte es für das Team BMW Motorrad World Endurance in ihrem ersten Jahr in der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2019/2020 gar nicht laufen können. Vor dem dritten Lauf der Saison lag die Mannschaft rund um den belgischen Teammanager Werner Daemen an der zweiten Stelle der WM-Zwischenwertung. Nur der 15-fache Weltmeister Suzuki Endurance hatte mehr Punkte auf dem Konto.
Obwohl das 24-Stunden-Rennen in Le Mans Corona-bedingt von Mitte April auf Ende August verschoben werden musste, zeigte sich das Wetter äußerst wechselhaft. Immer wieder einsetzender Regen verwandelte den Circuit Bugatti in eine Rutschbahn, auf der beinahe jede Mannschaft zumindest einmal zu Sturz kommen sollte. Nur der Sieger F.C.C. TSR Honda und der Zweite Webike SRC Kawasaki kamen ungeschoren über die Renndistanz.
Von der zweiten Startposition ins Rennen gegangen, konnten Kenny Foray, Markus Reiterberger und Ilya Mikhalchik in der Anfangsphase sogar die Führung übernehmen. Bei stärker einsetzendem Regen rutschte Foray vor der ersten Schikane ins Kiesbett, konnte das Rennen an der vierten Stelle aber fortsetzen. Diese Platzierung konnte vom BMW-Trio bis in die Morgenstunden verteidigt werden, ehe man von YART Yamaha verdrängt wurde.
Mit einem sicheren fünften Platz vor Augen stürzte Mikhalchik in der ersten Kurve schwer. Weil der Ukrainer blieb lange im Kiesbett liegen blieb – ein Check im Medical Center förderte nur leichte Verletzungen zutage – und das Motorrad so stark beschädigt wurde, dass es in den verbleibenden Minuten nicht mehr zurück an die Box gebracht werden konnte, musste die Mannschaft hilflos zusehen, wie eine gute Platzierung verlorenging.
«Es war mein Fehler», gestand Mikhalchik. «Ich war in meinem Stint zu schnell unterwegs. Die anderen Jungs sind langsamer gefahren, ich habe meine Pace beibehalten. Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, bin weit gegangen, auf eine Bodenwelle gekommen und habe die Front verloren. Wir lagen auf Platz 5 und ich habe wie immer versucht, mein Bestes zu geben. Ich möchte ein ganz großes <Sorry> sagen an BMW und an mein Team, das das gesamte Wochenende über einen fantastischen Job gemacht hat.»
«Das Bike war großartig, über die gesamten 24 Stunden schnell und wäre sogar in der Lage gewesen, das Rennen zu gewinnen. Aber die tückischen Wetterbedingungen haben uns diese Chance verwehrt. Und noch einmal Sorry an das ganze Team, an alle Fans und an alle, die uns unterstützen. Diese schlechte Erfahrung möchten wir in der Zukunft nicht wiederholen.»
«Im Rennen wurden wir zwar durch Kennys Sturz im starken Regen etwas zurückgeworfen, doch wir haben dann alle einen guten Job erledigt, sind konzentriert unsere Stints gefahren, und mir sind in der Nacht einige sehr schnelle Rundenzeiten gelungen. Wir haben alles gegeben, aber es war schwierig, an die Jungs vor uns wieder heranzukommen. Deshalb wären wir am Schluss mit Platz fünf recht zufrieden gewesen», erzählte Reiterberger.
«In diesen 24 Stunden waren wieder einige Tücken dabei, die man von der Langstrecke kennt: Wetterkapriolen, Crashs und Safety-Car-Phasen. Es war ein wirklich sehr, sehr hartes und langes Rennen. Leider wurden wir am Ende nicht belohnt. Es ist sehr schade für das gesamte Team, das so hart gearbeitet hat. Aber wir müssen weiter nach vorn schauen. Wir haben gesehen, was wir können, und darauf bauen wir auf.»
«Es war ein gutes Rennen, auch wenn das Ergebnis am Ende sicher nicht das war, was wir uns erwartet hatten», konnte Foray dem unglücklichen Verlauf Positives abgewinnen. «Es ist immer schwierig, ein Rennen so zu beenden. Doch ich denke, dass wir uns auf die positiven Aspekte konzentrieren müssen. Das Bike war über die gesamte Renndistanz einfach unglaublich, und auch die Pace der Fahrer. Sicherlich müssen wir uns noch in manchen Bereichen verbessern, aber ich bin davon überzeugt, dass dies möglich ist, denn ich glaube an das Team. Und ich denke, dass wir im nächsten Rennen mehr Glück haben werden.»
«Ich bin sehr enttäuscht, nicht nur für mich, sondern für das gesamte Team und alle, die hart für ein gutes Ergebnis gearbeitet haben», so der niedergeschlagene Teammanager. «In den ersten beiden Rennen konnten wir sehen, dass wir in dieser Meisterschaft zu den Podiumskandidaten gehören und ich denke, dass wir auch an diesem Wochenende gezeigt haben, dass wir um das Podium, ja sogar um den Sieg kämpfen können. Doch an diesem Wochenende war das Glück nicht auf unserer Seite. Das gehört ebenfalls zum Rennsport dazu. Wir nehmen das Positive mit, schauen nach vorn und bereiten uns intensiv auf Estoril vor.»
«Dass unsere Le-Mans-Premiere so dramatisch geendet hat, ist natürlich sehr schade. Insgesamt war es schön, dass endlich ein Rennen über die angesetzte Dauer ausgetragen werden konnte. Aber es war wetterbedingt ein sehr schwieriges und chaotisches Rennen. Man konnte lange Zeit strategisch wenig planen. Zudem hatten wir im Vergleich zum Bol d’Or ein unglückliches Händchen, was das <Timing> von Regen und Safety-Car-Phasen angeht», verwies BMW Motorrad Motorsport Direktor Marc Bongers auf fehlendes Rennglück.
«Doch es war die erste Dauerprobe für die BMW S1000RR in der Endurance-WM. Bis kurz vor Schluss sind wir gut durchgekommen, trotz des harmlosen Sturzes von Kenny nach zwei Stunden. Wir konnten sehen, dass wir vom Verbrauch her mit die Besten im Feld sind, auch bei den Boxenstopps waren wir ganz vorn mit dabei. Lediglich fehlt uns bei bestimmten Bedingungen noch geringfügig die Pace. Entsprechend enttäuscht sind wir, dass unser Rennen so kurz vor Schluss durch Ilyas Sturz im Nieselregen beendet wurde.»
«Aber man gewinnt und man verliert zusammen. Wichtig ist nun erst einmal, dass sich Ilya nicht schwerer verletzt hat. Ein dickes Dankeschön geht an das gesamte Team und die Fahrer für die harte Arbeit vor und während des Rennens. Nun werden wir uns sammeln, die Enttäuschung hinter uns lassen und uns mit voller Kraft auf Estoril vorbereiten. Dort möchten wir unsere Debütsaison mit einem starken Resultat beenden.»
24h Le Mans Endergebnis
1.F.C.C. TSR Honda (Hook, F.Foray, Di Meglio), Honda CBR 1000RR-R, 816 Runden. 2. Webike SRC Kawasaki France (Guarnoni, E.Nigon, Checa), Kawasaki ZX-10R, + 2 Runden. 3. Suzuki Endurance Racing Team (Masson, Black, Simeon), Suzuki GSX-R1000, + 3 Rd. 4. YART Yamaha (Hanika, Fritz, Canepa), Yamaha YZF-R1, + 5 Rd. 5. VRD IGOL PIERRET (Alt, Marino, Terol), Yamaha YZF-R1, + 17 Rd. 6. 3ART (Plancassagne, Lagrive, Berchet), Yamaha YZF-R1, + 22 Rd. 7. Wojcik Racing (Rea, Maurin, Parkes), Yamaha YZF-R1, + 23 Rd. 8. GERT56 by GS Yuasa (Kerschbaumer, Glöckner, Finsterbusch), BMW S1000RR, + 30 Rd. 9. No Limits (Scassa, Kemmer, Vitali), Suzuki GSX-R1000, + 33 Rd. 10. Moto Ain (Rolfo, Maurin, Mulhauser), Yamaha YZF-R1, + 35 Rd. Ferner: 13. Motobox Kremer (Dehaye, Ströhein, Colliaux), Yamaha YZF-R1, + 42 Rd. 14. LRP Poland (Vincon, Krzemien, Lewandowski), BMW S1000RR, + 46 Rd. 21. Team Bolliger Switzerland (Stamm, Bühn, Pellijeff), Kawasaki ZX-10R, + 61 Rd.
Gesamtwertung EWC (nach 3 von 4 Rennen)
1. Suzuki Endurance Racing Team, 127 Punkte. 2. F.C.C. TSR Honda, 87. 3. YART Yamaha, 82. 4. BMW Motorrad World Endurance Team, 82. 5. Webike SRC Kawasaki, 80.
Gesamtwertung FIM World Cup (nach 3 von 4 Rennen)
1. Moto AIN, 148 Punkte. 2. GERT56 by GS Yuasa, 122. 3. No Limits Motor Team, 96. 4. Team 33 Coyote Louit Moto, 75. 5. BMRT 3D Maccio Racing, 70.