Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Wie in alten Zeiten: Langhuber am letzten Drücker

Von Rolf Lüthi
An der Trophée des Nations lebte die Enduro-Vergangenheit auf. Alles wie früher, auch beim Schweizer Team: Urs Huber bewies schon auf der Anreise seinen überdurchschnittlichen Durchhaltewillen.

Jeder andere hätte alles hingeschmissen und wäre auf halben Wege umgedreht und nach Hause gefahren. Nicht so der frühere Schweizer Endurofahrer Urs Huber, wegen seiner Körpergrösse Langhuber genannt. Als mehrfacher Teilnehmer des International Six Days Enduro war er am Wochenende vom 28./29. April eingeladen zur Trophée des Nations, einem Vintage-Enduro-Event der Spitzenklasse (Speedweek berichtete).

Eigentlich wollte der Langhuber am Freitagnachmittag von seinem Wohnort bei Zürich losfahren nach Montecampione in Italien. Als er am Radio von sieben Kilometern Stau vor dem Gotthardtunnel hörte, verschob er seine Abreise in die Freitagnacht – wie früher. Langhuber reiste schon zu Zeiten, als er noch die Schweizer Enduro-Meisterschaft bestritt, vorzugsweise über Nacht an.

Alles wie gehabt, doch Langhuber kam nicht bis zum Gotthard: Auf der Anfahrt zum Tunnel streikte sein Iveco-Lieferwagen. Das Lager einer Spannrolle war festgegangen und in der Folge riss ein Riemen, der unter anderem die Lichtmaschine antreibt. Die Pannenhilfe kam irgendwann in der Nacht, und der Iveco wurde ins Dorf Wassen abgeschleppt. «Da ist ohne Ersatzteile nichts zu machen, es ist Samstag, da arbeitet niemand. Nehmen sie morgen einen Mietwagen und fahren sie nach Hause», diagnostizierte der Pannenhelfer um vier Uhr in der Früh.

Langhuber sah das anders und setzte sich erst mal in den Lieferwagen für ein paar Stunden Schlaf. Dann telefonierte er mehrere Iveco-Händler ab, bis er bei Luzern einen fand, der am Samstag geöffnet und die benötigten Teile vorrätig hatte. Als Glücksfall erwies sich nun, dass Langhuber neben seiner Enduro auch einen Roller aufgeladen hatte. In voller Enduroausrüstung fuhr er mit dem Roller nach Rothenburg, kaufte die Teile, dröhnte zurück nach Wassen und legte sich nach einer 140 km langen Rollerrundfahrt runter den Lieferwagen. Irgendwann gegen Mittag war das Transportfahrzeug wieder fahrtüchtig, was es Langhuber ermöglichte, sich in den nun zehn Kilometer langen Stau vor dem Gotthard einzureihen.

Abends um sechs kam er übernächtigt in Montecamipone an, Training und Maschinenabnahme hatte er verpasst. Alles halb so schlimm, Teamchef Dany Wirz hatte eine Einzelabnahme für Langhubers KTM LC4 organisiert. Der luftgekühlte Viertakter von 1987, angepasst mit Lenkererhöhung und aufgepolstertem Sattel, war wie erwartet optisch keine Perle, doch als Langhuber probehalber den 550er Motor ankickte, verstummten die Zweifler: Selten hatte man einen so fein laufenden luftgekühlten Rotax gehört.

Am sonntäglichen Renntag war Langhuber dann schon wieder halbwegs ausgeschlafen am Start, absolvierte die drei Runden fehlerfrei und klassierte sich in der nicht bierernsten Wertung mit der Schweizer Trophy-Mannschaft auf Platz acht. Alles wie in alten Zeiten.


Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 23.12., 16:15, Motorvision TV
    Tourenwagen: Supercars Championship
  • Mo. 23.12., 17:10, Motorvision TV
    IMSA Sportscar Championship
  • Mo. 23.12., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312054515 | 13