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Gigant Graham Jarvis (47): Das Karriereende naht

Von Carsten Steffen
Graham Jarvis

Graham Jarvis

Auch wenn Graham Jarvis’ übermenschliche Bemühungen beim Red Bull Erzbergrodeo aufgrund der Disqualifikation ohne Lohn blieben, zeigte der Husqvarna-Star einmal mehr, welch’ Ausnahmeerscheinung er ist.

Mit einer Stunde Rückstand ging Graham Jarvis ins Red Bull Erzbergrodeo am vergangenen Sonntag, weil in der ersten Auffahrt ein Spritschlauch abgegangen war. Der Engländer ließ sich bei der Reparatur unerlaubterweise von seinem Mechaniker helfen, was automatisch die Disqualifikation nach sich zog. Trotzdem nahm der 47-Jährige die Tortur am eisernen Berg in Angriff und konnte in den folgenden drei Stunden 480 der 499 Gegner überholen.

Einmal mehr bewies Jarvis, welch’ Ausnahmeerscheinung im Hard-Enduro er ist, alleine das Erzbergrodeo hat er fünfmal gewonnen. SPEEDWEEK.com sprach mit ihm.

Graham, wie hat bei dir alles angefangen?

Als Kind bin ich BMX gefahren, nicht wirklich in Skateparks, eher im Wald. Steine gab es bei uns in der Gegend keine, also ging es über Baumstämme. Da waren immer auch Jungs mit Trial-Bikes dabei und als ich 10 war, habe ich meinen Vater gefragt, ob er mir eins kaufen könne. Das hat er getan und dann habe ich bei lokalen Veranstaltungen mitgemacht. Auf Club-Ebene habe ich die nationale Jungend-Meisterschaft gewonnen, bin fast jedes Wochenende irgendwelche Wettbewerbe gefahren, habe Landesmeisterschaften gewonnen und bin dann in die Weltmeisterschaft eingestiegen. 2006 habe ich mit Enduro angefangen.

Was hat dich zum Enduro-Sport gezogen?

Einige der traditionellen Rennen und Veranstaltungen im Trial, wie die Scott Trials und die Scottish Six Days Trials, sind ja länger und schneller als die normalen Trial-Veranstaltungen. Solche Formate habe ich immer schon gemocht und Hard-Enduro hatte ich immer schon interessant gefunden. So bin ich dann 2006 auf einer 450er-Sherco ins Geschehen eingestiegen.

Welches ist dein Lieblingsrennen?

Sea to Sky in der Türkei. Es ist ein bisschen kürzer, du kannst nach dem Rennen an den Strand gehen – das ist einfach ein cooles Rennen. Romaniacs ist für mich auch ein spezielles Rennen, ich habe viele gute Erinnerungen. 2008 bin ich das erste Mal angetreten und konnte gleich den Sieg einfahren. Auch dort hat sich alles mit dem Level der Bikes und der Fahrer entwickelt. Es ist ein einzigartiger Ort zum Motorradfahren, die Atmosphäre ist fantastisch. Wenn ich mir den Kalender der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft anschaue, ist Romaniacs mein Favorit. Ich werde zwar schneller müde (lacht) als früher, aber es ist einfach ein cooles Rennen.

Aus Ermangelung einer offiziellen Weltmeisterschaft gab es früher mit den «Kings of Extreme Enduro» eine inoffizielle. Nun sind wir in der zweiten Saison der Hard-Enduro-WM – wie hat sich das entwickelt?

Hard-Enduro wird immer größer – mehr Fahrer, mehr Rennen. Der Sport wird immer populärer. Das konnte die FIM nicht mehr ignorieren und musste anerkennen, dass es eine eigenständige Sportart mit immer mehr Zulauf, immer mehr Fahrern und einer immer größer werdenden Relevanz ist und eine eigene Meisterschaft braucht. Red Bull sieht das ebenso und unterstützt das entsprechend. Für alle Beteiligten ist eine offizielle Weltmeisterschaft eine gute Idee. Klar, es ist nicht einfach, ein Regelwerk zu schaffen, das sich auf alle Events ohne Probleme anwenden lässt, aber die Punktevergabe beispielsweise ist gut gewählt. Der Sport entwickelt sich aus sich selbst heraus. Junge Fahrer rücken nach, das Level wird weiter steigen, neue Rennen entstehen – das ist alles auf einem guten Weg.

Welchen Rat würdest du jungen Fahrern mit Ambitionen geben?

Fang langsam an, fahre sicher, indem du dir die Grundlagen aneignest: Lerne mit Kupplung, Bremse, Gas umzugehen, das Bike auch dann zu beherrschen, wenn es mal – und das ist unausweichlich – aus dem Ruder läuft. Dann solltest du wissen, wie du es retten kannst.

Wie lange willst du dir das alles noch antun?

Wenn ich mich Ende dieses Jahres noch gut fühle, dann hänge ich vielleicht noch ein weiteres Jahr dran. Vielleicht selbst dann, wenn ich keine echte Chance mehr auf den Sieg habe, aber es mir noch Spaß macht. Ich habe nun das Jarvis Racing Team mit jungen Fahrern und schon deshalb wird es weitergehen.

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