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Nick Heidfeld: FIA WEC, GT Academy, Formel E, Nissan

Von Oliver Runschke
SPEEDWEEK.com sprach mit Nick Heidfeld über die Sportwagen-WM, seine Chancen im Nissan-LMP1-Programm, die Formel E und seine Aufgaben in der Nissan GT Academy.

Nick Heidfeld ist viel unterwegs: In der Sportwagen-WM FIA WEC startet Heidfeld für Rebellion Racing, ab September fährt er in der neuen Formel E für das Venturi-Team von Hollywoodstar Leonardo Di Caprio und Millionenerbe Gildo Pallanca Pastor aus Monaco. Zudem kümmert sich Heidfeld als Juror in der Nissan GT Academy um Rennfahrernachwuchs. Mit SPEEDWEEK.com sprach Heidfeld über seine Aufgabe in der Nissan GT Academy, die Formel E und potentielle Pläne mit Nissan bei deren Comeback in der LMP1-Klasse im kommenden Jahr.

Du bist im dritten Jahr Juror in der Nissan GT Academy, in der Nissan aus Videospielern Rennfahrer formt. Wie siehst Du diese ungewöhnliche Art der Nachwuchsförderung?

Nick Heidfeld: «Für mich ist die Antwort eindeutig: Ich finde das Programm sensationell, die Ergebnisse haben wir nun schon über Jahre hinweg gesehen. Die GT Academy hat viele gute Rennfahrer hervorgebracht, das Konzept funktioniert. Zu Beginn war ich auch nicht sicher, aber mittlerweile bin ich davon überzeugt. Das Tolle ist, dass die GT Academy Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit bietet, ohne viel Geld von Sponsoren oder von der Familie in den Rennsport zu kommen. Rennsport war noch nie günstig und wird immer teurer. Hier kann man es schaffen, ohne mit viel Geld gesegnet zu sein, das finde ich an dem Programm am Besten.»

Zum Beginn Deiner Karriere warst Du im Nachwuchsprogramm von Mercedes. Wie unterscheidet sich das Nissan-Programm von der klassischen Nachwuchsförderung?

«Man kann es vergleichen, aber es natürlich komplett unterschiedlich. Damals hatte ich eine Top-Förderung von Mercedes. Die lag in dem Bereich, das man mir geholfen hat ein gutes Auto zu finden und mich finanziell unterstützt hat. Ich habe keine Ausbildung genossen mit Fahrtrainings, Ingenieurstraining oder Medientraining. Über letztes bin ich aber auch sehr froh, dann darauf hätte ich ohnehin kein Lust gehabt. Ich bin natürlich damals aufgrund meiner Erfahrung im Kartsport und kleineren Klassen von einer Entwicklung schon weiter gewesen, als Jungs, die in der GT Academy angefangen und vorher nur auf der Spielekonsole Autorennen gefahren sind. Diese Jungs brauchen natürlich viel mehr Ausbildung. Es wird in dem Programm von Nissan mit Sportpsychologen und Fitnesstrainern gearbeitet, das Programm ist sehr komplett. Wir haben ausgerechnet, dass der Sieger eine Ausbildung und ein Rennprogramm im Gegenwert von rund einer Million Dollar bekommt.»

Ist so eine Ausbildung am Ende vielleicht ein Vorteil im Vergleich zum klassischen Weg?

«Es gibt Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist sicherlich das Finanzielle. Der Nachteil ist der Spass, der den Jungs durch die Lappen geht. Playstation spielen macht sicherlich auch Spass, aber meine Jugend und meine Kartzeit war mit die schönste Zeit meines Lebens. Das möchte ich nicht missen und diese Zeit haben die Jungs aus der GT Academy anders verbracht.»

Wie bringst Du Dich als Juror in der GT Academy ein?

Ich bin bei den Ausscheidungen dabei und achte darauf, dass das ganze Programm fair abläuft. Ich habe von Beginn darauf geachtet, dass ich einen gewissen Input habe und nicht nur mein Gesicht in die Kamera halte und das Ergebnis verkünde. Ich habe in meinem Leben schon oft beobachtet, dass nicht immer der Beste gewinnt, sondern irgendwelche anderen Dinge den Ausschlag geben und das mag ich überhaupt nicht. So etwas will ich nicht, daher achte ich darauf besonders. Ich stehe den Jungs auch immer für Fragen zur Verfügung.»

Beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring bist mit Florian Strauss, dem deutschen Sieger der GT Academy 2013, zusammen in einem Nissan GT-R GT3 gestartet. Wie war es zusammen mit Deinem «Schüler» ein Rennen zu fahren?

«Es war natürlich eine aussergewöhnliche Situation zu Wissen, dass Florian zehn Monate zuvor noch nie im Rennwagen sass und nun auf der schwierigsten Rennstrecke der Welt in einem Wagen aus der Top-Klasse startet. Man arbeitet an der Rennstrecke so gut und professionell zusammen, dass man diesen Umstand oft vergisst, der enge Zeitplan an einem Rennwochenende lässt auch oft keine Diskussionen zu. Im Nachhinein betrachtet musste ich ihm sehr selten etwas erklären. Ich habe mich auch nicht als Mentor gefühlt. Auch wenn viel für ihn neu war, war er bereits auf einem Top-Niveau. Er hat einen tollen Job gemacht, von den Rundenzeiten und auch ausserhalb des Autos.»

Du fährst einen LMP1-Prototypen in der Sportwagen-WM, hast am 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring im GT3-Nissan teilgenommen, startest demnächst in der Formel E. In welche Richtung geht Deine Karriere?

«Ich habe keine Pläne mehr zurück in die Formel 1 zu gehen. Vermutlich müsste ich in meiner Situation nun auch Geld mitbringen. Wenn ich zurückgehen würde, dann würde ich auch nicht bei jedem Teams fahren. Nach der Karriere, die ich bisher hatte, käme nur ein Top-Team in Frage und es ist sehr unwahrscheinlich, dort nochmals einen Platz zu bekommen. Im Moment ist mein Fokus auf der neuen Formel E und der Sportwagen-WM FIA WEC im LMP1-Prototypen.

LMP1 macht mir extrem viel Spass, bei der Formel E ist es mir allerdings schon schwergefallen, mich dafür zu entscheiden. Darum habe ich mich entscheiden, beides zu fahren. Ich schaue, wie sehr mir die Formel E Spass macht, wie erfolgreich man dort sein kann, wie stark die jeweiligen Teams sind, wie der Zeitaufwand ist und wie das Ganze funktioniert. Sportwagen wollte ich aber nicht aufgeben.»

Wie fährt sich so ein Formel E?

«Das Auto ist mit 800 Kilo recht schwer und hat rund 300 PS, da kann man sich ungefähr vorstellen, wie es sich fährt.»

In der Sportwagen FIA WEC geht es erst Ende September in Texas weiter, gehst Du mit Rebellion Racing vorher nochmals testen?

«Nein, wir haben keine Tests vorgesehen, denn bisher hatten wir in der LMP-L-Klasse für Privatiers, in der wir starten, keine Konkurrenz. Da macht es keinen Sinn Geld für Tests ausgeben und das Auto weiter entwickeln, wenn man ohnehin nur gegen sich selbst fährt. Mein nächster Renneinsatz ist im September beim Auftakt der Formel E in Peking, von dort aus geht es dann weiter zur FIA WEC auf dem Circuit of the Americas in Austin

Nissan steigt im kommenden Jahr mit einem LMP1-Prototypen in die Sportwagen-WM ein, Du giltst als ein heisser Kandidat auf einen Platz dort.

«Es ist positiv für mich, dass ich den entsprechenden Kontakt habe, aber momentan kann ich noch nicht bestätigen, dass wir in ernsthaften Verhandlungen miteinander stehen. Aber es ist ein positiver Zufall, dass ich vor zwei Jahren mit der Nissan GT Academy angefangen bin, da habe ich noch nicht an ein potentielles LMP1-Programm von Nissan gedacht. Jetzt ist das eine glückliche Entwicklung und wohin das führt, werden wir sehen. Ich bin im dritten Jahr in der LMP1-Klasse und denke, dass ich dort gute Leistungen bringe und mein Ziel ist es dort zu gewinnen. Ich habe die Verbindung mit Nissan, das ist ein Fakt. Ich möchte in der LMP1-Klasse bleiben und will in ein Werksteam. Das ist alles, was ich dazu im Moment sagen kann.»

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