Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

1. Training Brasilien: Hamilton knapp vor Verstappen

Von Mathias Brunner
​Im ersten freien Training zum Grossen Preis von Brasilien in São Paulo liegt Lewis Hamilton knapp vor Max Verstappen. Weltmeister Nigel Mansell: «Das wird ein heisser Tanz um die Pole-Position.»

Schöner Zug von Williams: Zum letzten Heim-GP des Brasilianers Felipe Massa steht auf seinem Rennwagen statt «Martini» (Apéritiv) «Massa», und auf dem Heckflügel ist zu lesen: «Obrigado», Dankeschön.

Das erste Training fand bei prachtvollem Sonnenschein statt, aber das wird sich bald ändern. Für Sonntag sind teilweise schwere Regenfälle angesagt. Der frühere Formel-1-Fahrer Paul Di Resta weiss: «Ich sehe das eher als Vorteil für Lewis Hamilton, denn in den meisten Regenrennen ist er so gut wie unantastbar. Allerdings hat Nico Rosberg in diesem Jahr überaus konstante Leistungen gezeigt.»

Kurios: Lewis Hamilton hat auf 23 verschiedenen Rennstrecken gewonnen (Formel-1-Rekord, zusammen mit Michael Schumacher), aber nie in Interlagos, auf der Heimstrecke seines Idols Ayrton Senna. Zu Ehren von Senna tritt Lewis in Brasilien in einem Helmdesign an, das an Senna erinnert.

Ebenfalls kurios: Hamilton hat in seiner Formel-1-Karriere 59 Pole-Positions herausgefahren, aber keine davon in Interlagos.

Paul Di Resta: «Das spielt überhaupt keine Rolle. Nico Rosberg hat in diesem Jahr auch auf einigen Rennstrecken triumphiert, wo er zuvor sieglos war. Das sagt gar nichts aus.»

Der Engländer selber sieht das alles sehr pragmatisch: «Ich habe hier nichts zu verlieren.»

Mercedes übt für 2017

Das Rennwochenende des Weltmeisters von 2008, 2014 und 2015 begann mit einem Test: Aerodynamikversuche mit einem Luftstrom-Messgitter an seinem Silberpfeil. Mercedes-Benz übt bereits für 2017.

Renault liess derweil Nachwuchsfahrer Sergej Sirotkin ans Lenkrad, Haas den jungen Monegassen Charles Leclerc. Mit dem Kopfschutz Halo (Heiligenschein) rückten der bei Renault für 2017 bestätigte Jolyon Palmer sowie Sauber-Fahrer Marcus Ericsson aus, ebenso Nico Hülkenberg im Force India und Romain Grosjean im Haas-Renner.

Manor-Fahrer Pascal Wehrlein berichtete zu Beginn des Trainings über Vibrationen ausgehend von der Bremse, «zudem zieht der Wagen nach links». Der Mercedes-Schützling kam zum kleinen Service an die Box.

Hamilton liess sich auch vom Messrechen nicht abhalten, eine erste Duftmarke zu setzen: Bestzeit. WM-Rivale Nico Rosberg führte derweil Versuchsflügel vorne und hinten aus.

Auch damit lagen die beiden WM-Favoriten auf Augenhöhe: 1:13,157 min für den Engländer, 1:13,187 min für den Deutschen!

Weniger als zwei Zehntelsekunden dahinter – Daniel Ricciardo und Max Verstappen mit ihren Red Bull Racing-Rennern.

RBR-Teamchef Christian Horner: «Auf trockener Bahn sind die Mercedes aufgrund ihrer Motorleistung kaum zu knacken. Aber bei Regen oder unter Mischverhältnissen schaut das wieder ganz anders aus. Da sehe ich durchaus Chancen für uns.»

Probleme für den Russen Sirotkin nach einer halben Stunde: «Irgend etwas ist passiert», funkte er. Sirotkin schaffte es mit Müh und Not an die Box zurück, hielt aber eingangs Boxengasse an. Seine Mechaniker kamen ihn holen und schoben den gelben Renner zurück. Am Renault-Motor war der Benzindruck zusammengeklappt.

Lewis Hamilton übte die Anfahrt zur Box, auf dem direktesten Weg zu seinen Mechanikern lauert ein hässlicher Buckel. Der ist neu, denn die ganze Auffahrt in die Boxenstrasse hoch ist neu zementiert worden. Samt Buckel. Ideal ist das nicht, aber Bodenunebenheiten gehören zur Interlagos-Strecke wie Rolls zu Royce.

Max Verstappen: Hilfe von Fernando Alonso

Nach knapp einer Stunde fuhr Valtteri Bottas neue Bestzeit, 1:13,129 min. Die hatte allerdings nicht lange Bestand, denn Max Verstappen erhielt einen Satz weicher Reifen (gelb markiert) – 1:11,191 min!

Ein Vergleich zu 2015: Damals fuhr Weltmeister Lewis Hamilton im ersten freien Training eine Bestzeit von 1:13,543 min.

Nico Rosberg, ebenfalls auf weichen Reifen, erreichte 1:12,125 min, also hinter Verstappen! Grund: Der Niederländer hatte den Berg hoch von Fernando Alonso (McLaren-Honda) einen prima Windschatten erhalten und eine fehlerfreie Runde geschafft. Daniel Ricciardo war knapp vier Zehntelsekunden langsamer.

Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kvyat hatte derweil andere Probleme: Er kam mit einem Platten rechts hinten zur Box zurück. Vielleicht ein ähnliches Problem wie in Austin, wo Carlos Sainz das Opfer des Plattfusses war? Sky-TV-Experte Paul Di Resta: «Ich vermute, dass unter gewissen Belastungsszenarien ein Teil des Toro Rosso am Hinterrad schleift.» FIA-Technikchef Jo Bauer begab sich in die Box von Toro Rosso, um sich das zusammen mit Spezialisten von Pirelli anzusehen.

Anderes Sorgenkind: Felipe Nasr im Sauber. Der Brasilianer berichtete über Funk Schwierigkeiten mit der Kupplung.

Lewis Hamilton stellte die Welt wieder ins richtige Licht: 1:11,895 min, neue Bestmarke. Einen zweiten Versuch brach Hamilton ab, als er merkte, dass er auf den McLaren von Jenson Button aufgelaufen wäre. Als der dreifache Champion dann wieder freie Bahn hatte, blieb er knapp unter seiner eigenen Bestmarke. Aber der Einstieg ins Wochenende ist gelungen.

Der Grund, wieso einige Piloten schon im ersten Training mit der weichsten Pirelli-Mischung ausrückten: Fürs zweite Training (14.00 bis 15.30 Uhr Lokalzeit = 17.00 bis 18.30 in Europa) besteht eine Regenwahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Was verblüffend ist, wenn der Formel-1-Tross in einen blauen Himmel hochguckt.

Formel-1-Champion Nigel Mansell twittert: «Vorne wird es sehr eng, ich erwarte einen heissen Tanz um die Pole-Position. Red Bull Racing ist vielleicht schnell genug, um ein echter Herausforderer zu sein. Ferrari macht bislang nur Hausaufgaben.»

Das zeigte sich auch in der Zeitenliste, hier die Top-Ten: Hamilton, Verstappen, Rosberg, Ricciardo, Bottas, Pérez, Hülkenberg, Massa, Vettel und Räikkönen.

Schlusstusch von Sebastian Vettel: Dreher des zweifachen Interlagos-Siegers Sebastian Vettel.

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