Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Günther Steiner (Haas): «F1 kann von NASCAR lernen»

Von Rob La Salle
Günther Steiner

Günther Steiner

​Der Südtiroler Günther Steiner (51) kennt die Stock-Car-Topklasse aus seinen vielen Jahren in den USA. Der Teamchef von Haas ist der Ansicht: «Die Formel 1 kann vom NASCAR-Sport etwas lernen.»

Die Formel-1-WM 2017 beginnt am 26. März in Melbourne (Australien) und endet am 26. November in Abu Dhabi, sie umfasst 20 WM-Läufe. Der Monster Energy NASCAR-Cup beginnt am 18. Februar mit dem legendären Daytona 500, die Saison endet am 19. November in Homestead (Miami) und umfasst 36 Läufe.

Günther Steiner kennt beide Serien durch und durch. Der Südtiroler arbeitete lange in der Formel 1, dann folgte sein Zwischenspiel in den USA. Inzwischen ist er als Teamchef von Gene Haas in der Formel 1 zurück. Im Rahmen der traditionellen Medien-Tour vor der NASCAR-Saison (welche die zahlreichen Berichterstatter zu verschiedenen Rennställen führt) spricht Steiner über Schnittstellen zwischen GP-Sport und der Topklasse der Stock-Cars.

Steiner meint in einem dieser Gruppengesprächen: «Der Kostendeckel hat in der Formel 1 nie funktioniert, weil die Kosten ständig steigen. Und die Sommerpause hatte weniger mit Sparen etwas zu tun, sondern vielmehr damit, dem Fachpersonal eine dringend notwendige Pause während unserer Welttournee zu geben.»

Die Formel-1-Grossaktionäre von Liberty Media denken daran, das WM-Programm auszubauen, selbst 25 Läufe sind mittelfristig keine Utopie. Doch bereits jetzt stöhnen die Angestellten der Formel-1-Teams wegen der Belastung. Steiner weiter: «Viele sagten – wir müssen eine Pause haben, weil uns die Leute sonst davonlaufen oder mehr Gehalt haben wollen, um für den Stress kompensiert zu werden. Das war ungefähr zu jener Zeit, als in der Formel 1 das Programm von 16 auf 18 Rennen ausgebaut wurde.»

Da sieht Steiner Spielraum für Verbesserungen. Denn im NASCAR-Sport gibt es noch viel mehr Rennen. Jedoch auch zwei grosse Unterschiede: Erstens sind die Wege zwischen den Rennen in den USA kürzer. Und zweitens arbeiten zahlreiche Teams dort mit unterschiedlichen Boxenmannschaften, die sich abwechseln. Was wieder auf die Kosten geht.

Günther Steiner meint: «Die Formel 1 kann von NASCAR was lernen. Denn dort wird beim Kalender sehr darauf geachtet, wo die Rennen stattfinden, die aufeinander folgen. Dadurch sind die Leute so kurz als möglich unterwegs. Sie rennen nicht in der ganzen Welt herum.»

Tatsächlich hat den bisherigen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone jahrelang herzlich wenig gekümmert, wie die GP-Teams herumgehetzt werden. Zwei Beispiele: Der Wahnsinn vom Juni 2016, als der GP-Tross am Sonntagabend in Montreal zusammenpackte und wenige Tage später in Baku wieder antreten musste.

Und dann das Herbstprogramm: Von Europa (Monza Anfang September) nach Asien – mit Singapur, Malaysia und Japan, dann auf die ganz andere Seite für Texas und Mexiko. Fünf Rennen in sieben Wochen auf drei Kontinenten. Kein Wunder, wirkten viele Mitglieder des Formel-1-Zirkus bei den letzten Rennen in Brasilien und Abu Dhabi um Jahre gealtert.

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