Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Dank Nico Hülkenberg: Endlich das richtige Renault

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg hat sich mit Renault viel vorgenommen

Nico Hülkenberg hat sich mit Renault viel vorgenommen

​Die Saison 2016 war für den Werksrennstall von Renault eine glatte Enttäuschung. Nur drei Punktefahrten, WM-Rang 9, das schmerzte. Aber 2017 werden wir ein ganz anderes Renault zu sehen bekommen.

Der Franzose Frédéric Vasseur ist beim Formel-1-Rennstall Renault im Januar von Bord gegangen. Durchaus denkbar, dass der Erfolgs-Teamchef von ART nicht zuletzt dadurch aneckte, dass er das Kind beim Namen nannte. So sagte er zum GP-Comeback von Renault, als er noch fest im Sattel sass: «Als Renault das Team übernahm, war die Firma ein wenig tot. Dazu fiel die Entscheidung für die Königsklasse sehr spät, Ende Dezember, das hat es alles kompliziert. Der Wagen war fertig entworfen – um einen Mercedes-Motor herum! Wir mussten fast alles umkrempeln. Uns fiel auch auf den Kopf, dass es aus finanziellen Gründen während der Saison 2015 kaum Verbesserungen gegeben hatte.»

«Vor diesem Hintergrund war uns selber klar, dass wir eine gewisse Anlaufzeit brauchen würden. Allein schon den Wagen rechtzeitig für die Wintertests auf die Räder zu stellen, war eine Gewaltsleistung vom ganzen Team. Meine Aufgabe bestand zunächst darin, die ganzen Arbeiten zu überwachen, die auf die Schnelle erledigt werden mussten. Wir haben neue Fachkräfte eingestellt, wir haben viel investiert, jede Abteilung musste überholt werden.»

Tatsächlich war die Rückkehr der Gelben gemessen an den Ergebnissen eine ausgemachte Blamage: Nur drei Punktefahrten in der ganzen Saison, Rang 9 im Konstrukteurspokal, mon dieu!

Cyril Abiteboul, Geschäftsleiter von Renault Sport, versuchte in Singapur die Wogen zu glätten: «Das ist nicht unser erstes Jahr, ich nenne es unser Jahr Null. Vor zehn Monaten gab es nichts davon, was heute existiert. Ich kann es meiner Truppe gar nicht hoch genug anrechnen, was sie alles geleistet hat. Aber wir sind nicht in der Formel 1, um das Startfeld aufzufüllen. Wir hängen uns voll rein, und früher oder später soll sich das natürlich auch in Ergebnissen auswirken.»

Technikchef Bob Bell ergänzte im Herbst: «Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht so konkurrenzfähig sind, wie wir uns das gewünscht hätten. An sich kommt das wenig überraschend. Wir stehen am Ende eines Zyklus stabiler Chassis-Reglemente, da tun sich alle Rennställe mit Zeitgewinnen schwer. Gleichzeitig schielen die meisten Teams längst auf 2017, wenn eine neue Generation von Rennwagen auf uns zukommt. Trotz aller Mühen konnten wir einige unserer Stärken einbringen, das hat sich in Ungarn und Deutschland vor der Sommerpause positiv bemerkbar gemacht.»

«Zunächst einmal haben wir den Vorteil, ein reines Werks-Team zu sein, wir haben also die Kombination aus Chassis und Motor in unserer Hand, das können sonst nur Mercedes-Benz und Ferrari. Wir können die Integration der Antriebseinheit ins Chassis voller ausschöpfen.»

«Wir haben ein gewisses Erbe, wir haben den Hunger nach mehr. Ich kann im Rennstall eine unheimliche Entschlossenheit erkennen, wieder auf die Siegerstrasse zurück zu kehren. Wir müssen das Team ausbauen, um unsere Ziele zu erreichen, aber ich erkenne den inneren Antrieb in den Menschen, den unbändigen Siegeswillen, die Erfahrung, um all das zu schaffen. Seit wir übernommen haben, ist erheblich mehr ins Team reingesteckt worden. Einige etwas in die Jahre gekommenen Anlagen sind bereits ersetzt oder werden ausgewechselt. Wir stocken auch ständig das Personal auf. Das ist alles Teil eines Langzeitplans.»

Und der wird schon 2017 erste Früchte tragen, dies aus drei zwingenden Gründen.

Grund 1: Das Team ist personell aufgestockt und inzwischen eingespielt. Zahlreiche Abteilungen wurden modernisiert. Das alles trägt dazu bei, dass der neue Renault das erste echte Auto seit der Rückkehr sein wird.

Grund 2: Der 2017er Wagen ist um den französischen 1,6-Liter-V6 entworfen, den auch Toro Rosso und Red Bull Racing (als TAG-Heuer) benutzen.

Grund 3: Nico Hülkenberg. Nichts gegen den inzwischen verabschiedeten Kevin Magnussen oder gegen den braven Jolyon Palmer. Aber Nico Hülkenberg macht einen erheblich erfolgshungrigeren Eindruck. Der in Monaco lebende Emmericher will zusammen mit Renault wachsen, um Podestplätze anzustreben.

Es gibt in der Formel 1 nur wenige Möglichkeiten, für einen Werksrennstall zu fahren, das ist eine Chance, die sich Hülkenberg nicht entgehen lassen will. Ein erheblicher Anteil für die eindrucksvollen Ergebnisse von Force India, geht auf die unermüdliche Arbeit von Hülkenberg zurück. Das ist ein Fahrer, der weiss, wie er die Ärmel hochkrempelt.

Daher wagen wir die Prognose: Wir werden 2017 ein ganz anderes Renault zu sehen bekommen.

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