Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Nico Rosberg – Sergio Pérez: Doch keine Gladiatoren?

Von Mathias Brunner
Weltmeister Nico Rosberg (31) hatte bei seinem Besuch der Barcelona-Tests festgehalten: «Fahrer werden Rennen verlieren, weil sie zum Schluss des GP hin einfach platt sind.» Sergio Pérez widerspricht.

An sich war Nico Rosberg für eine Mobilfunkmesse nach Barcelona geflogen, den «Mobile World Congress 2017» – 2000 Aussteller, 100.000 Besucher, eine grosse Kiste.

Aber klar wollte sich der Weltmeister die 2017er Renner nicht entgehen lassen. Bei seinem Kurzbesuch am Circuit de Barcelona-Catalunya sagt der Wiesbadener: «Ich bin elektrisiert durch diesen Neuanfang der Formel 1, von diesen Autos geht sehr viel positive Energie aus. Die Fahrer sind aufgekratzt, die Fans sind erwartungsvoll, die Renner sehen wirklich biestig aus. Genau so wie ein GP-Renner aussehen sollte. Ich spüre von den Piloten eine wahnsinnige Begeisterung. Sie finden die neuen Rennwagen fabelhaft. Das ist schön zu sehen.»

«Die Piloten sollten mit diesen Rennwagen wieder als Gladiatoren verstanden werden. Diese neuen Autos werden sie bis an die körperlichen Grenzen treiben, wenn ein Grand Prix zu fahren ist. Ich sehe das entlang der Strecke jetzt schon, wie die Köpfe der Fahrer zur Seite hängen, wie sehr der Nacken belastet ist. Das wird schmerzen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es Fahrer gibt, die Rennen verlieren werden, einfach weil sie zum Schluss eines Rennens platt sein werden.»

Aktuelle Fahrer wie Carlos Sainz haben darauf aufmerksam gemacht, wie sehr sich die körperliche Anstrengung erhöht habe.

Aber Force-India-Pilot Sergio Pérez kann da nicht zustimmen. Der Mexikaner findet: «Es tut mir leid, ich kann zwischen dem Fahren 2016 und 2017 keinen markanten Unterschied erkennen. Ich halte das ganze Gerede von der ach so grossen köperlichen Anstrengung für völlig übertrieben.»

Pérez’ Trainer Xavi Martos sagt: «Checo ist einer der bestvorbereiteten Piloten im Feld. Daher macht ihm das Fahren mit diesen neuen Autos auch nichts aus.»

Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko sieht ein wenig anders. Bei «Sport und Talk im Hangar-7» hat der Grazer gesagt: «Die Fahrer können später bremsen, und die Kurventempi sind wesentlich höher. Damit auch die Fliehkräfte, um gut 50 Prozent mehr. Alle Fahrer machten ein massives Nackentraining, Max Verstappen hat drei Kilo Muskelmasse zugelegt. Die Kurven 3 und 9 von Barcelona gehen mit Ach und Krach voll. Wir haben erlebt, wie der erfahrene Kimi Räikkönen in Kurve 3 von der Bahn abgekommen ist, das zeigt, wie sehr die Piloten am Limit und wie schwer die Autos selbst für grosse Könner zu fahren sind. Für mich wird das zu grösseren Unterschieden zwischen den Piloten führen – die weniger guten werden sich schwerer tun, die Ausnahmekönner werden sich abheben. Die körperliche Anstrengung wird über eine GP-Distanz durchaus ein Thema sein.»

«Wir bewegen uns hier mit der Formel 1 in die richtige Richtung, aber wir sind noch nicht dort, wo wir sein sollten. Da gibt es beispielsweise die Sicherheitszonen, die aus meiner Sicht übertrieben gross sind. Dort ist es keine Bestrafung, wenn du neben die Bahn schlitterst. Ich finde auch: Wieso müssen wir in diesen Autos eine Servolenkung haben? Das sind hochbezahlte Männer, denen sollte man schon zumuten können, dass sie an die Leistungsfähigkeit ihres Körpers gehen. Ich kann mich an die Zeiten von Berger und Piquet erinnern, denen hat man auf dem Siegerpodest deutlich angesehen, welche Anstrengung sie absolvieren mussten. Das ist auch gut so. Ich will in der Formel 1 einen Menschen bewundern können, der ausserordentliche Leistungen zeigt, wo jeder Zuschauer denkt – unfassbar! So was würde ich mich nicht trauen!»

Die Testbestzeiten von Barcelona

1. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF70H, 1:18,634 (superweich, 365 Runden)
2. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF70H, 1:19,024 (ultraweich, 591)
3. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W08, 1:19,310 (superweich, 628)
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W08, 1:19,352 (ultraweich, 468)
5. Felipe Massa (BR), Williams FW40-Mercedes, 1:19,420 (ultraweich, 414)
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,438 (superweich, 374)
7. Carlos Sainz (E), Toro Rosso STR12-Renault, 1:19,837 (ultraweich, 307)
8. Nico Hülkenberg (D), Renault RS17, 1:19,885 (ultraweich, 314)
9. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB13-Renault, 1:19,900 (ultraweich, 337)
10. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM10-Mercedes, 1:20,116 (ultraweich, 349)
11. Esteban Ocon (F), Force India VJM10-Mercedes, 1:20,161 (ultraweich, 365)
12. Jolyon Palmer (GB), Renault RS17, 1:20,205 (ultraweich, 283)
13. Lance Stroll (CDN), Williams FW40-Mercedes, 1:20,335 (weich, 386)
14. Daniil Kvyat (RUS), Toro Rosso STR12-Renault, 1:20,416 (superweich, 277)
15. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-17-Ferrari, 1:20,504 (superweich, 369)
16. Romain Grosjean (F), Haas VF-17-Ferrari, 1:21,110 (ultraweich, 341)
17. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL32-Honda, 1:21,348 (ultraweich, 235)
18. Fernando Alonso (E), McLaren MCL32-Honda, 1:21,389 (ultraweich, 190)
19. Marcus Ericsson (S), Sauber C36-Ferrari, 1:21,670 (superweich, 445)
20. Pascal Wehrlein (D), Sauber C36-Ferrari, 1:22,347 (ultraweich, 192)
21. Antonio Giovinazzi (I) Sauber C36-Ferrari 1:22.401 (ultraweich, erste Testwoche) (151)
22. Alfonso Celis Jr (MEX), Force India VJM10-Mercedes 1:23,568 (ultraweich, erste Testwoche) (71)

Rundenzahl der Fahrer

1. Valtteri Bottas, 628 Runden
2. Sebastian Vettel, 591 Runden
3. Lewis Hamilton, 468 Runden
4. Marcus Ericsson, 445 Runden
5. Felipe Massa, 414 Runden
6. Lance Stroll, 386 Runden
7. Kevin Magnussen, 369 Runden
8. Esteban Ocon, 365 Runden
Kimi Räikkönen, 365 Runden
10. Sergio Pérez, 349 Runden
11. Max Verstappen, 347 Runden
12. Romain Grosjean, 346 Runden
13. Daniel Ricciardo, 337 Runden
14. Nico Hülkenberg, 314 Runden
15. Carlos Sainz, 307 Runden
16. Jolyon Palmer, 283 Runden
17. Daniil Kvyat, 277 Runden
18. Stoffel Vandoorne, 235 Runden
19. Pascal Wehrlein, 192 Runden
20. Fernando Alonso, 190 Runden
21. Antonio Giovinazzi, 151 Runden
22. Alfonso Celis Jr, 71 Runden

Rundenzahl und Kilometer der Teams

1. Mercedes 1.096 Runden, 5102 Kilometer
2. Ferrari 956 Runden, 4450 Kilometer
3. Williams 800 Runden, 3724 Kilometer
4. Sauber 788 Runden, 3668 Kilometer
5. Force India 785 Runden, 3654 Kilometer
6. Haas 715 Runden, 3328 Kilometer
7. Red Bull 684 Runden, 3.184 Kilometer
8. Renault 597 Runden, 2779 Kilometer
9. Toro Rosso 584 Runden, 2719 Kilometer
10. McLaren 425 Runden, 1978 Kilometer

Die Laufleistung der Motoren

1. Mercedes (Mercedes, Force India, Williams) 2.681 Runden, 12.480 Kilometer
2. Renault (Renault, Red Bull, Toro Rosso) 1.865 Runden, 8.682 Kilometer
3. Ferrari (Ferrari, Haas, 2017er Motor) 1.671 Runden, 7778 Kilometer
4. Ferrari (Sauber, 2016er Motor) 788 Runden, 3.668 Kilometer
5. Honda (McLaren) 425 Runden, 1.978 Kilometer

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