Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Verbot der T-Flügel: Formel 1 steht sich im Weg

Von Mathias Brunner
Der McLaren-Honda von Stoffel Vandoorne mit dem T-Flügel: Schaut ein wenig aus wie eine TV-Antenne aus den 50er Jahren

Der McLaren-Honda von Stoffel Vandoorne mit dem T-Flügel: Schaut ein wenig aus wie eine TV-Antenne aus den 50er Jahren

​Eigentlich sollen die so genannten T-Flügel weg – jene filigranen Zusatzflügelchen am Ende der ebenso unbeliebten Haiflossen. Aber die Formel 1 steht sich mit ihrem Reglement selber im Weg. Einmal mehr.

Am Bahrain-Wochenende ist Christian Horner der Kragen geplatzt. Grund für den erhöhten Blutdruck des Engländers: Wie in China hatte Valtteri Bottas den T-Flüge seines Silberpfeils verloren. In Shanghai hatte das keine weiteren Konsequenzen, in der Wüste von Sakhir schon – Max Verstappen bretterte mit seinem Wagen voll über die Trümmerteile und beschädigt den Unterboden des Red Bull Racing-Renners. 

RBR-Teamchef Christian Horner hat die Faxen dicke. Denn die Reparatur des Unterbodens kostet gemäss des Briten locker 50.000 Pfund!

Christian Horner schäumte: «Das hat uns heute ein schönes Sümmchen gekostet. Wir haben 50.000 Pfund und wertvolle Zeit auf der Strecke verloren. Diese Teile sollten nun endlich verboten werden. Ich sage – werden wir die Zusatzflügel endlich los, sie sind illegal und sie sind gefährlich! Ich würde sagen, Rennleiter Charlie Whiting hat nun eine hervorragenden Begründung, um sie zu verbannen, denn aus Sicherheitsgründen kann die FIA bekanntlich von heute auf morgen eingreifen.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff blieb gelassen: «Ich kann mir schon vorstellen, dass Christian noch gerne das eine oder andere funktionierende Teil an gegnerischen Fahrzeugen verbieten lassen will. Aber es stimmt, wir hatten da ein Problem, wir haben den Flügel verstärkt, die FIA ist zufrieden mit dieser Arbeit. Jetzt bräuchtest du einen Baseball-Schläger, um den Flügel zu entfernen.»

Scherz beiseite. Im Fahrerlager von Bahrain kursierte die berechtigte Frage: Was passiert, wenn ein Pilot einen verlorenen T-Flügel an den Kopf bekommt? Wäre das nicht ein Abziehbild vom Unfall Felipe Massas, der 2009 in Ungarn von einer Schraubenfeder aus dem Heck von Rubens Barrichellos BrawnGP-Renner getroffen wurde und in Lebensgefahr schwebte?

Horner beteuert, dass er aus Sicherheitsgründen gegen die Kleiderbügel wettert und nicht etwa deshalb, weil Red Bull Racing auf diese aerodynamischen Krücken verzichte. Horner weiter: «Es geht nicht nur um Mercedes. Es geht auch um Haas in Australien. Und ich habe schon während der Wintertests gesagt – weg mit dem Krempel! Wir müssen uns das wirklich gründlich anschauen.»

Und genau das passiert nun: Die technischen Direktoren der zehn Rennställe treffen sich am 21. April zu einer Sitzung in Genf. Dabei wird auch über die hässlichen Haiflossen und die T-Flügel gesprochen und ob man sie nicht möglichst rasch einmotten könnte.

Ein Verbot noch im Laufe der Saison ist jedoch unwahrscheinlich.

Das wäre nur dann möglich, wenn alle Rennställe ihr Einverständnis geben, und das passiert erfahrungsgemäss so gut wie nie.

Andy Green, Technikchef von Force India, wird beispielsweise einem Verbot der Flossen nicht zustimmen: «Die Flosse macht den Wagen schneller, ganz einfach. Sonst hätten wir sie in dieser Version nicht am Wagen. Wir nutzen die Regeln hier komplett aus, daher ist die Finne so gross geworden. Es geht um die Anströmung des Heckflügels bei Kurvenfahrt. Geradeaus ist es leicht, ein Auto schnell zu machen oder die idealen Abtriebswerte zu erreichen. Kniffliger ist das in der Kurve, wenn du Abtrieb verlierst, da musst du irgendwie dagegenhalten. Da hilft die Finne. Nichts an diesem Auto passiert wegen Ästhetik. Wir zielen nur auf Leistungsfähigkeit. Ich mag es, wie aggressiv die neuen Autos aussehen. Dass sie breiter sind. Wie der Heckflügel tiefer angeordnet ist. Von der Finne bin ich kein grosser Fan. Ich finde sie einfach zu gross. Aber Funktion diktiert hier Form.»

Weil die FIA-Regelhüter wissen, dass sich die Rennställe nicht einig sein werden, haben sie bereits angekündigt: Ab dem GP-Wochenende von Spanien (erstes Training am 12. Mai) wird es Belastungstests für die aerodynamischen Krücken geben.

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