Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Marc Surer: Fernando Alonso 2018 nur im IndyCar!

Von Mathias Brunner
​Marc Surer (65), Schweizer GP-Experte der deutschen Sky, spricht übers Abschlusstraining zum Kanada-GP, den kommenden Grand Prix und das grosse Dilemma von McLaren-Honda-Star Fernando Alonso.
Marc, ist die Pole-Position von Lewis Hamilton für dich ein Anzeichen dafür, dass Mercedes die Reifenprobleme gelöst hat?

Nein, für mich ist das nur ein Anzeichen, dass das Reifenaufwärmen dieses Mal bei ihm funktioniert hat. Damit steht und fällt eine gute Leistung bei ihm. Ich glaube nicht, dass Mercedes grundsätzlich ein Problem hat, denn die Schwierigkeiten von Lewis in Russland und in Monaco, die hatte Valtteri Bottas nicht. Hamilton versuchte hier sein Glück in einer schnellen Aufwärmrunde, Bottas fuhr zwei langsamere Runden, bevor er richtig Gas gab. Da die Strecke immer mehr Grip aufbaute, fiel das Reifenaufwärmen leichter. Aber das alles heisst nur, dass Hamilton es hier und unter diesen Bedingungen auf den Punkt gebracht hat. Das kann beim nächsten Mal schon wieder anders sein. Für mich hängt es mit dem Piloten und dem Fahrstil zusammen.

Was erwartest du fürs Rennen?

Ein Grand Prix, der auf Abwarten gefahren wird. Jeder wird erwarten, dass beim Anderen die Reifen abbauen. Aber dann wird der Zeitpunkt kommen, an welchem es keinen Reifenwechsel mehr geben wird, dann muss attackiert werden.

Es ist wärmer und windiger geworden. Wie wird sich das auswirken?

Wir werden mehr Fahrfehler erleben. Wind bringt immer Dreck auf die Fahrbahn, und der bleibt neben der Ideallinie liegen. Und Rückenwind beim Anbremsen macht das Auto leicht, das begünstigt Verbremser und Ausrutscher. Aber es gibt für mich einen anderen wichtigen Aspekt. Noch jedes Mal, wenn es hier warm war, gab es Asphaltstellen an der Piste, die aufgebrochen sind. Ich würde mich sehr wundern, wenn es dieses Jahr anders sein sollte. Gerade in der Haarnadel wurde ausgebessert, das ist für mich eine kritische Stelle. Das müssen wir im Auge behalten.

Wir haben in den freien Trainings und im Qualifying mehr Fahrfehler erlebt als in Monte Carlo. Warum?

Weil die Piste so schmutzig gewesen ist. Auch für Formel-1-Fahrer ist es nicht angenehm, auf Blättern herumzufahren. Und eben der Wind. Wir hatten am Freitag Wind, am Samstag hingegen nicht, und sofort haben wir weniger Fehler erlebt.

Zwei Comebacks geben viel zu reden. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat gemeint, er könne sich eine Rückkehr von Nico Rosberg durchaus vorstellen, sogar in einem Ferrari. Und Robert Kubica macht sich nach seinem guten Valencia-Test mit Renault Hoffnungen. Für wie realistisch hältst du diese beiden Comebacks?

Nico Rosberg ist ein cleverer Bursche. Ich glaube, er wird bei seiner Entscheidung bleiben, da bleibt er konsequent. Ich kann mir bei ihm keine Rückkehr vorstellen – ausser, ihm fällt zuhause die Decke auf den Kopf. Wenn hingegen Kubica eine Chance sieht, dann kehrt er zurück, da bin ich mir ganz sicher. Ich glaube auch, dass ein Formel-1-Renner so angepasst werden kann, dass er trotz seiner Verletzung fahren kann. Schon im Rallye-Auto hatte er die Schaltung nur auf der linken Seite, das war im GP-Renner offenbar nun auch so. Für ihn wäre es toll, wenn er wieder eine Chance erhalten würde, und für die Formel 1 wäre das auch eine feine Sache – einfach, weil er ein Typ mit Charakter ist.

Fernando Alonso hat seinem Team ein Ultimatum gestellt: Er erwartet bis September Anzeichen von Siegfähigkeit. Wie soll McLaren-Honda das schaffen?

(Beginnt zu lachen.) Das frage ich mich auch! Ich kann mir nur vorstellen, dass er das ironisch gemeint hat. Im Grunde gibt es für Fernando nur drei Wege: Er bleibt bei McLaren-Honda. Oder er wechselt in den Schoss von Renault zurück. Oder er fährt 2018 eine komplette Saison IndyCar! Auf herkömmlichen Strecken würde er den Gegnern in Amerika um die Ohren pfeifen, und das Ovalfahren kann er lernen, wie er in Indianapolis bewiesen hat. Alonso will wieder Rennen gewinnen. Das kann er 2018 am ehesten im IndyCar-Sport.

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