Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jacques Villeneuve: Sebastian Vettel wie Schumacher?

Von Adam Cooper
​Der deutsche WM-Anwärter boxt seinen Rivalen zur Seite: Kommt uns das nicht bekannt vor? Jacques Villeneuve vergleicht das Pistengebaren von Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Sein Urteil verblüfft.

Fans und Fachleute (samt Fahrern) reden sich über Lewis Hamilton und Sebastian Vettel den Mund fusselig. Und natürlich werden Parallelen gezogen zwischen Sebastian Vettel 2017 und Michael Schumacher 1997. Ist nicht auch vor zwanzig Jahren ein deutscher WM-Anwärter seinem Rivalen in die Kiste gefahren? Damals, in Jerez 1997, ging es beim WM-Finale von Jerez zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve zur Sache. Heute heissen die WM-Favoriten Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Und von der WM-Entscheidung sind wir noch weit entfernt.

Der 46jährige Jacques Villeneuve ist dem Formel-1-Sport verbunden geblieben und kommentiert mit spitzer Zunge das GP-Geschehen. Klar wird er auf den Vergleich Schumacher und Vettel angesprochen, aber der Kanadier sagt sofort: «Baku ist etwas ganz Anderes als damals Jerez. Ich meine, Lewis und Seb fahren da mit 15 km/h, wen kratzt das? Ja, das Manöver war hässlich, aber für mich steht fest – Hamilton hat ihn in eine Falle gelockt. Ich bin selber Rennfahrer, ich weiss, wie das geht. Hätte ein anderer Pilot so eine Nummer mit mir gemacht, dann hätte ich auch so wütend reagiert wie Seb. Und er hat teuer dafür bezahlt. Mit der höchsten Strafe, die in einem Rennen abgesessen werden kann.»

Villeneuve – IndyCar-Champion und Indy-500-Sieger von 1995 – stärkt Vettel den Rücken: «Ich bin nicht der Meinung, dass er Hamilton ins Auto fahren wollte. Aber er hatte nur noch eine Hand am Lenker, dabei guckte er zu Lewis hinüber und gestikulierte mit der anderen Hand. Wenn du einem Gegner in die Kiste rumpeln willst, dann hast du lieber beide Hände am Lenkrad. Mit diesem Winkel willst du ein anderes Auto ohnehin nicht treffen, weil das Risiko viel zu gross ist, dein eigenes Auto zu beschädigen. Ich glaube, das war keine Absicht, eher eine Nachlässigkeit. Aber das ist für mich alles in allem okay, das ist cool. Auf gewisse Weise bin ich erleichert zu sehen, dass die Fahrer noch Emotionen zeigen. Das ist gut, das macht Spass.»

Der 162fache GP-Teilnehmer erklärt weiter: «Ich sage – was ist denn Schlimmes passiert? Wir haben zwei Kerle, welche den WM-Titel unter sich ausmachen. Sie sind aufeinander wütend, aber eigentlich ist kein grösserer Schaden entstanden. Wozu also das ganze Gedöns? Ich finde, das ist erstklassige Unterhaltung. Ich bin froh, dass die beiden so viel Leidenschaft beweisen. Jedenfalls gefällt mir das erheblich besser als Lewis Hamilton, der seinem Team vorschlägt, dass Bottas vor ihm Vettel einbremsen solle. Das war eher peinlich.»

Apropos Bottas: Hätte der Finne nicht auch eine Strafe erhalten sollen für seinen Rempler gegen Kimi Räikkönen? Der elffache GP-Sieger Villeneuve findet: «Bottas hat keine Strafe für diese Aktion erhalten. Die Regeln sollten genügend Raum für harten Rennsport und auch für Fehler lassen. Ich bin erleichtert, dass Valtteri straffrei ausgegangen ist, aber dann sollten andere Piloten auch vom Haken gelassen werden. Mir wäre lieber, es würde Strafen fürs Zickzackfahren hageln. Das ist heute eine Seltenheit geworden, aber es kommt leider immer noch vor – Vandoorne hat das in Kanada gegen einen Rivalen getan, und Sainz ist völlig richtig für so eine Aktion bestraft worden, die zur Kettenreaktion mit Grosjean und Massa führte. Wir sehen einige krasse Spurwechsel, und da müssen die Regelhüter den Finger draufhalten. Was wir von Bottas gesehen haben, das war einfach schlechtes Rennfahren, aber das ist auch Teil des Rennsports.»

«Sebastian Vettel hingegen: Zugegeben, das war weder nett noch sportlich – aber es war gut zu sehen.»

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