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Sebastian Vettel (Ferrari): FIA steht in der Pflicht

Kolumne von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

​Der Fall Sebastian Vettel hat die Formel-1-Gemeinde geteilt. Und er hat deutlich klargemacht, dass die Entscheidungsabläufe bei der FIA veraltet sind. Nicht nur der Ferrari-Star steht in der Pflicht, auch die Regelhüter

Fans und Fachleuchte haben mit Leidenschaft über Sebastian Vettel und Lewis Hamilton argumentiert. Unterm Strich ging es nicht nur um die Schuldfrage zwischen den WM-Rivalen in Baku, es ging mindestens so wichtig um Sympathien. Ein Tifoso hält zu seinem Piloten in Rot, auch wenn Vettel in Aserbaidschan eine Dummheit begangen hat. Ein Hamilton-Fan wird seinem Idol immer den Rücken stärken, selbst wenn jedem klar sein muss, dass der Engländer kein Engel ist.

FIA-Chef Jean Todt ist zum Schluss gekommen, dass der Fall Vettel nicht weiter verfolgt werden muss. Auch darüber lässt sich natürlich diskutieren. Ein Teilaspekt der Baku-Affäre um Sebastian Vettel ist dabei aber untergegangen.

Der Fall Vettel hat glasklar gezeigt: Die Entscheidungsabläufe bei der FIA sind verstaubt, Transparenz ist nur ansatzweise zu erkennen.

Oft wird den Medienvertretern vorgeworfen, zu spekulativ oder gar tendenziös zu berichten. Besonders dann, wenn etwas geschrieben wird, was Rennställen und FIA nicht in den Kram passt.

Aber die Teams und der Autoverband vergessen dabei: Wo die Information aufhört, beginnt die Spekulation.

Gerade in unserer schnelllebigen digitalen Welt ist Falschmeldungen zur dann beizukommen, wenn die Faken auf den Tisch kommen. Ein Beispiel: Tagelang nach der Kollision zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel in Baku war davon die Rede, dass der Engländer seinen deutschen Rivalen mit einem Bremsmanöver habe auflaufen lassen. Obschon die FIA das Gegenteil wusste, denn den Rennkommissaren lagen die Borddaten aus dem Mercedes vor. Aber weder wurden diese Daten veröffentlicht, noch wurde je erklärt, wieso im TV-Bild eine Grafik eingeblendet wurde, die anzeigte, dass Hamilton auf die Bremse tippte.

Die FIA nahm offiziell auch keine Stellung dazu, mit welcher Begründung in Baku darauf verzichtet wurde, Vettel mit der schwarzen Flagge aus dem Rennen zu holen.

Undurchsichtig dann Vettels Bussgang nach Paris. Die FIA erwähnte mit keiner Silbe, nach welchem Prozedere vorgegangen wird. Erst am Abend wurde dargelegt, wer überhaupt anwesend war. Meines Wissens gehörte Lewis Hamilton auch zum Aufreger von Baku. Wenn FIA-Chef Jean Todt mehr zum Fall hören wollte, wieso dann nicht von beiden Beteiligten?

Viele Fans stellen sich völlig zu Recht die Frage: Wieso reicht es, in Paris ein wenig reumütig aufzutreten und schon ist ein Sünder vom Haken? Warum dann das ganze Gedöns in Paris?

Es ist Zeichen der Zeit, wenn ein gefälschtes Dokument mit einer angeblichen Sperre für Vettel durch das Internet irrlichtet und prompt für bare Münze genommen wird.

Viele Fans reagierten auch irritiert darauf, dass der FIA-Präsident ungeachtet einer Entscheidung der Rennkommissare eine weitere Untersuchung anschieben kann. Oder sie beendet. Ist das zeitgemäss und fair?

So wirr wie die Entscheidungskaskade bei der FIA fiel auch die Erklärung des Autoverbands aus. Auf der einen Seite predigt die FIA, wie wichtig sportliches Verhalten auf der Piste sei, sie sei besorgt über die Folgen dieses Verhaltens. Wieso wird dann auf eine weitere Untersuchung verzichtet?

Bizarrerweise hält die FIA-Erklärung dann fest, dass Ferrari die Werte und Ziele der FIA teile. Was soll bitteschön diese Aussage?

Ferrari verpflichtet sich mit der Teilnahme an der Formel-1-WM, die Regeln einzuhalten, wieso muss besonders darauf hingewiesen werden? Fazit: Die FIA hat zu wichtigen Punkten geschwiegen und zu unwichtigen gesprochen.

Aus der Baku-Affäre muss nicht nur Sebastian Vettel etwas lernen. Dass sich der Ferrari-Star künftig beherrschen wird, davon gehen wir aus – der WM-Leader fährt unter Bewährung.

Ob die FIA aus dem Wirbel um den Ferrari-Star etwas lernen wird, bezweifeln wir. Denn die Wächter bewacht keiner.

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