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Kopfschutz Halo 2018: 10 Gründe, wieso die FIA irrt

Kolumne von Mathias Brunner
Wie ein Brett vor dem Kopf: Mit dem Halo in Eau Rouge

Wie ein Brett vor dem Kopf: Mit dem Halo in Eau Rouge

​FIA-Präsident Jean Todt erzwingt die Einführung des umstrittenen Kopfschutzes «Halo» (Heiligenschein). Begeistert ist nur eine Minderheit. 10 Gründe, warum die Einführung ein Fehlschlag ist.

Damit wir uns gleich richtig verstehen: Niemand will in der Formel 1 Schwerverletzte und Tote sehen, auch ich nicht. Wenn die Simulationen des Autoverbands FIA belegen, dass ein Fahrer in gewissen Unfallszenarien eine um 18 Prozent höhere Chance erhält, vor schlimmen Verletzungen oder dem Tod bewahrt zu werden, dann müsste eigentlich jede rationale Diskussion an diesem Punkt aufhören.

Tut sie aber nicht, denn hier geht es nicht um Vernunft, sondern um Emotionen. Die Kontroverse um Halo geht deshalb so hitzig weiter, weil keine Thema der letzten Jahre Fans und Fachleute gleichermassen polarisiert hat. Hier 10 Gründe, warum die Einführung des Halo schon zur Saison 2018 ein Fehlschlag ist.

1. Der Halo sieht einfach nicht gut aus. Um es höflich auszudrücken. Gerade in einer Phase, in welcher die Autos punkto Proportionen wieder richtig hübsch geworden sind (Stichwort breitere Hinterräder), erhalten die Rennwagen den Halo.

2. In den meisten Abstimmungen, egal in welchem Land, kommt ein ähnliches Ergebnis heraus: Mindestens 75 bis 80 Prozent der Fans lehnen den Halo ab, teilweise ist die Abscheu der Formel-1-Freunde noch grösser. Da wird den GP-Anhängern vorgegaukelt, man nehme ihre Meinung ernst. Beim Halo offenbar nicht.

3. Noch grösser ist die Ablehnung bei den Teams. Neun von zehn Rennställen wollen keinen Halo, nur Ferrari stimmte dafür. Dennoch setzt FIA-Präsident Jean Todt seinen Willen durch.

4. Der Halo wirft mehr Fragen auf als er beantwortet. Ja, er kann gegen grosse Objekte wie ein Rad schützen. Aber wegfliegende Räder sind selten geworden, die Radseile werden für 2018 nochmals verstärkt. Der Halo führt hingegen zu völlig neuen Unfallverläufen. Was, wenn ein sich ein Teil eines anderen Autos im Halo verhakt? Was, wenn Trümmerteile vom Halo auf die Brust des Piloten abgelenkt werden? Wie gut kann ein Fahrer aus dem umgestürzten Wagen krabbeln?

5. Eau Rouge. Der frühere Formel-1-Fahrer Taki Inoue hat auf Twitter ein Bild gezeigt aus einer Computer-Simulation. Wer mit einer solchen Sicht in die berüchtigte Eau-Rouge-Kurve von Belgien tauchen soll, dem kann ich nur viel Glück wünschen.

6. Jedem muss klar sein, dass Halo in der Formel 1 nur die Spitze des Eisbergs ist. Wenn es nach der FIA geht, dann werden im Laufe der Jahre sämtliche Einsitzer mit Kopfschutz ausgerüstet.

7. Und überhaupt – wo soll das hinführen? Die Fans sind nicht blöd. In den sozialen Netzwerken wird weit über den Halo hinausgedacht. Logische Steigerungsform: Verkleidete Räder. Und wo führt das alles am Ende hin? Dazu, dass wir ferngelenkte Autos auf der Piste haben. Ohne Fahrer. Dann sind die Piloten wirklich sicher vor Unfällen.

8. Die mangelnde Ästhetik ist das Eine, die Faszination für den Sport das Andere: Die Fans sollen doch Formel-1-Fahrer als Helden empfinden. Als Menschen, die Übermenschliches leisten. Als Ausnahme-Athleten, die gefährliche Situationen meistern. Die Gefahr ist ein Teil des Reizes des Motorsports. Wenn die Fans die GP-Asse als in Wattebäusche gepackte Millionäre erleben, wenden sich viele ab.

9. Die totale Sicherheit ist eine Illusion. Nie waren die Grand-Prix-Renner sicherer als heute. Aber es wird immer Situationen geben, in welchen verschiedene Faktoren zu einer tödlichen Mischung zusammenkommen. Wir werden in der Formel 1 wieder Menschenleben beklagen, es ist unvermeidlich und nur eine Frage der Zeit. Da wird auch der Halo nichts nützen.

10. Den Kopf des Piloten und damit das Leben der Fahrer besser schützen zu wollen, ist ein ehrenvolles Ziel. Und die Arbeit an der Sicherheit soll auch nicht ruhen. Aber ich bin überzeugt – mit einer intensiveren Entwicklung hätten wir zu einer eleganteren Lösung kommen können als dem klobigen Halo. «Aeroscreen» und «Shield» sind beide weniger hässlich als ein Halo.

Mein Fazit: Es wäre weiser gewesen, einen Kopfschutz im Hinblick auf 2019 zu verfeinern statt mit der Einführung des Halo schon 2018 die meisten Fans zu verärgern.

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