Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Audetto über Halo: «Was zu viel ist, ist zu viel»

Von Otto Zuber
FIA-Präsident Jean Todt hat den umstrittenen Cockpitschutz Halo im Alleingang beschlossen, ohne die Zustimmung der meisten Teams. Das geht zu weit, findet etwa der frühere Ferrari-Teammanager Daniele Audetto.

Das Ende der offenen Cockpits scheint besiegelt zu sein. FIA-Präsident Jean Todt hat den umstrittenen «Halo-Bügel» mit einer Klausel eingeführt, die es ihm erlaubt, ohne der Zustimmung der Strategiegruppe sicherheitsrelevante Änderungen zu beschliessen. Das heisst: Ab 2018 werden die Formel-1-Piloten durch die «Schiessscharten» blicken müssen. Sowohl die meisten Teams, als auch Fahrer und Fans sind entsetzt.

Auch Daniele Audetto kritisiert den Alleingang des Präsidenten des Automobilweltverbands. Der Italiener begann seine lange Motorsport-Karriere 1966 als Rallye-Copilot. 1968 wechselte er ins Lancia-Werksteam als Copilot von Fahrern wie dem grossen Sandro Munari und Luca di Montezemolo. Nach einem schweren Unfall wechselte er in das Teammanagement. Seine nächste Station war Ferrari, wo er Niki Laudas Teamchef war.

Danach kehrte Audetto in den Rallye-Sport zurück, als Chef aller Fiat-Motorsport-Aktivitäten. In den folgenden Jahren war er Manager eines Powerboat-Teams, Sponsor-Hunter in der Formel 1 und Leiter der Lamborghini Rennmotoren-Abteilung in der Formel 1. Um hier alle Stationen seiner fast 50-jährigen Motorsport-Karriere aufzuzählen reicht der Platz nicht aus.

Bei der Ennstal-Classic fungiert der 74-Jährige als Beifahrer von Helmut Neverla. Vom Halo-System hält er nicht viel, wie er betont: «In meiner Zeit war es eine Ehre und zugleich ein grosses Risiko, in der Formel 1 zu fahren. Wenn du ein Formel-1-Fahrer bist, musst du wissen, dass du ein riskantes Leben führst. Das macht man aber aus freien Stücken, denn du bekommst auch eine Menge Geld dafür. Deswegen musst du auch zeigen, dass du die Eier hast es zu tun.»

«Ich habe einige Freunde verloren, aber die Realität ist, dass ein Formel-1-Pilot genauso dieses Risiko akzeptieren muss. Jetzt sind die ganzen Rennstrecken irgendwo in der Wüste. Oder so wie am Red Bull Ring, wo du grosse Auslaufzonen hast – da kannst du einfach keinen Unfall mehr bauen. Das ist doch wie im Simulator, und die Fahrer werden nur von der Box ferngesteuert. ‘Mach das, stell das auf Position 5’. Das ist viel zu viel Technologie und zu viel Sicherheit. Mit der übertriebenen Sicherheit und Null-Risiko hat die Formel 1 meiner Meinung nach etwas von ihrer Essenz verloren», fügt Audetto an.

«Das ist auch für die Zuschauer weniger attraktiv», ist sich der Motorsport-Manager sicher. «Das ist nicht gut das zu sagen, aber die Leute wollen manchmal Unfälle sehen, sie wollen aber auch Fights auf der Strecke sehen. Formel 1 zu meiner Zeit, aber auch die Rallyes, waren besser. Früher waren deine Füsse die Knautschzone, wenn du dich berührt hast, waren deine Füsse weg. Ich will natürlich auch keine Fahrer verlieren, aber was zu viel ist, ist zu viel.»

Peter Schöggl, Leiter des Racing-Bereichs der AVL, ist von der Ästhetik des Halo-Systems schockiert: «Ich find es einfach hässlich, aber das ist eine persönliche Meinung. Vielleicht finden sich doch noch Lösungen die nicht so eklig ausschauen, vorstellen kann ich es mir aber nicht. Von der Sicherheit her ist es eher irrelevant, weil wenn du in so einen Bauwagen reinfährst, wie Jules Bianchi damals, dann hilft dir der Halo auch nichts. Wir müssen schauen, dass das Publikum dranbleibt und wieder mehr Leute zuschauen. Sicherheit ist das eine Thema, Publikumsinteresse das andere. Ich glaube, dass Liberty Media da auch mitreden hätte wollen.»

 

 

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