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Felipe Massa-Ersatz Paul di Resta: «Ein Schock»

Von Mathias Brunner
​Formel-1-Rückkehr von Paul di Resta (31). Der Schotte sagt über seinen überstürzten Einsatz als Massa-Ersatzmann bei Williams: «Es war, als hätte dich einer von der Klippe ins Meer geworfen.»

GP-Veteran Felipe Massa musste im freien dritten Training auf dem Hungaroring zugeben: Es geht einfach nicht mehr. Wohl wegen einer Viruserkrankung beklagte der WM-Zweite von 2008 anhaltende Schwindelgefühle. Auf die Schnelle wurde zum Qualifying hin Felipes Wagen für Williams-Ersatzfahrer Paul di Resta bereitgemacht. Der 31jährige Schotte sagt: «Es ist, als würdest du an einer Klippe stehen und einer schubst dich ins Meer hinunter. Dann kannst du sehen, wie du da draussen überlebst.»

Ohne je einen Meter im 2017er Williams zurückgelegt zu haben, zog sich der 31-Jährige achtbar aus der Affäre: Mit jeder Runde gesteigert, zweitletzter Startplatz (vor Marcus Ericsson im Sauber), nur 72 Hundertstelsekunden hinter seinem Williams-Stallgefährten Lance Stroll.

Di Resta: «Ich hatte Angst, ich war nervös, ich fühlte mich im Ungewissen. Ich hatte dreieinhalb Jahre kein solches Auto gefahren, abgesehen von zehn Runden in einem 2014er Williams, da machst du dir schon ein wenig Sorgen.»

Einige Formel-1-Freunde haben sich gefragt: Dreieinhalb Jahre Pause, schnupperte di Resta damit an einem Rekord? Antwort: Bei weitem nicht. Jan Lammers kam 1992 in Suzuka mit einem March in die Formel 1 zurück, nach unfassbaren zehn Jahren GP-Pause (nach den Niederlanden 1992)! Luca Badoer kam bei Ferrari in Valencia 2009 zum Einsatz, da lag sein Rennen davon mehr als neun Jahre zurück (in Japan 1999).

Di Resta musste mit einem Auto fahren, das auf die Bedürfnisse von Felipe Massa angepasst war, für Abstimmungsarbeit war so gut wie keine Zeit. Paul: «Ich war angenehm überrascht, wie schnell ich mich ans Fahren gewöhnte. Obschon die Zeit drängte, wollte ich nichts überstürzen.»

Formel-1-Champion Damon Hill lobt: «Paul hat sich von Runde zu Runde gesteigert, am Ende so knapp an seinem Teamgefährten zu sein, das ist eine gute Leistung.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Das war unglaublich. Auf diese Art und Weise ins kalte Wasser geworfen zu werden und sich dann so achtbar aus der Affäre zu ziehen – Hut ab.»

Paul di Resta weiter: «Ich liess mir jede Menge Raum. Ich kann in jeder Kurve schneller fahren, und ich habe aus den Reifen gewiss nicht alles rausgeholt. Mein Rhythmus war okay, der Hungaroring ist mir ja gut bekannt, aber ich bremse noch zu früh, der Wagen lenkte für meinen Geschmack auch nicht ideal ein. Der Gaspedalweg ist so viel länger als ich es mir aus dem DTM-Auto gewöhnt bin. Ich musste mich an alles herantasten.»

Di Resta hat mit dem Tourenwagen im vergangenen Juni in Ungarn gewonnen. Zum kommenden Grand Prix meint er: «Das Rennen wird eine ganz andere Hausnummer sein als das Qualifying. Ich habe so ein Auto noch nie mit vollem Tank gefahren, das wird ein Schock in Kurve 1 hinein. Ich habe auch noch keinen richtigen Boxenstopp geübt.»

«Mein Ziel fürs Rennen besteht darin, mich zu steigern. Es wird auch interessant sein zu sehen, wo ich in Sachen Fitness stehe. Immerhin habe ich die ganzen Bedienmöglichkeiten im Cockpit schon verinnerlicht. Ich will keine Fehler machen und ins Ziel kommen.»

Der Grosse Preis von Ungarn 2017 wird der 59. Formel-1-WM-Lauf von Paul di Resta. 2011 wurde er auf dem Hungaroring Siebter, damals mit Force India. Seine letzte Punktefahrt: Sechster in Abu Dhabi 2013.

Der Moment, als Paul davon hörte, dass er wieder ein Grand-Prix-Fahrer wird, war skurril. Di Resta arbeitet für die britische Sky und sagte: «Ich wollte vor der Kamera einen guten Eindruck machen. Das Williams-Aufgebot kam, als ich mein Hemd bügelte.»

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