Williams, Haas, Renault: Was zu einem Top-Team fehlt
Die drei Formel-1-Top-Teams Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing lassen den Gegnern nicht viel Luft zum Atmen. Im Zwischenklassement der Formel-1-WM liegen die Piloten der drei Top-Teams auf den ersten sechs Rängen. Die besten drei Rennställe haben zusammen 859 WM-Punkte geholt, die weiteren sieben Teams zusammen nur 252! Nur Fahrer von Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing haben Rennen gewonnen. Von 33 möglichen Podesträngen haben die Fahrer der Top-Teams 32 erobert – lediglich Lance Stroll konnte mit Rang 3 in Baku dazwischenfunken. Ein Ergebnis, das dem chaotischen Rennverlauf zu verdanken ist.
Auch der US-amerikanische Teambesitzer Gene Haas staunt über die enorme Lücke zwischen den besten drei Rennställen und den sieben weiteren Mannschaften. «Wir haben in diesem Jahr zwei wirklich gute Piloten unter Vertrag, sie haben beide regelmässige gepunktet, das ist gut. Aber wir sind ein bis zwei Sekunden pro Runde langsamer als die schnellsten Autos. Ehrlich gesagt, verstehe ich das nicht, denn wir setzen das modernste Material ein, das du in der Formel 1 haben kannst. Abgesehen von den drei Top-Teams sitzen alle im gleichen Boot. Ich habe Mühe mit dem Gedanken, dass uns die besten Rennställe um Lichtjahre voraus sind. Die Überlegenheit von Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing ist deprimierend.»
Hinter den grossen Drei entscheidet die Tagesform. In der Regel ist Force India am besten aufgestellt, aber an einem guten Tag werden die rosaroten Panther von Williams, Toro Rosso, Haas, McLaren-Honda und Renault belästigt.
Beim Blick auf die Markenwertung wird schnell klar, dass hinter Force India auf Rang 4 (101 Punkte) fast alles möglich ist: Williams ist gegenwärtig auf Rang 5 im Konstrukteurs-Pokal zu finden (41 Punkte), gefolgt von Toro Rosso (39), Haas (29), Renault (26), und wenn McLaren-Honda an die Leistungen von Ungarn anknüpfen kann (Alonso Sechster, Vandoorne Zehnter), dann wird die englisch-japanische Seilschaft hier auch noch tüchtig mitmischen.
Haas-Teamchef Günther Steiner gibt zu: Es ist vor der zweiten Saisonhälfte (GP Belgien am 27. August) unmöglich zu sagen, wie die Reihenfolge im Mittelfeld nach dem WM-Finale von Abu Dhabi aussehen wird. Der 52jährige Südtiroler sagte in einer Medienrunde am Hungaroring auf die Frage, ob ihm die Form von McLaren-Honda Sorgen bereite: «Mir machen im Mittelfeld alle Sorgen! Williams ist in Ungarn unter Wert geschlagen worden. Das Mittelfeld liegt so dicht beisammen, da musst du mit allem rechnen. Das geht ständig auf und ab. In Österreich waren wir wirklich gut, dann etwas weniger. Ich erkenne da keinen Trend. Ich weiss nur, dass ein Team wie Williams auf schnellen Kursen in der Art von Spa-Francorchamps und Monza stark sein müsste. Aber Gewissheit gibt es keine. Es ist wirklich merkwürdig in dieser Saison. Alles ist nicht nur streckenabhängig, sondern liegt auch an der Tagesform.»
Im Heck seines Haas-Renners steckt ein identischer Motor, wie ihn auch Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in den Werks-Ferrari verwenden. Für Steiner steht daher fest: «Der Vorteil liegt bei der Aerodynamik, anders kann ich mir das nicht erklären. Wenn dein Auto nicht mehr Abtrieb erzeugt, dann hast du einfach mehr Probleme mit den Reifen, entweder bleiben sie zu kalt oder sie überhitzen. Ferrari ist auf langsamen Kursen besonders stark, wo es auf viel Abtrieb ankommt. Wir haben dort unsere liebe Mühe, das zeigt, wie viel der Unterschied bei der Aerodynamik ausmacht.»
Und da können die grossen Teams ihre Ressourcen einbringen. Steiner: «Wenn du einen Rennstall hast, der 1000 Mitarbeiter beschäftigt, dann muss es doch logisch sein, dass die unter dem neuen Reglement ein besseres Auto bauen als ein Team mit 300 Mitarbeitern. Wozu nützen dir die 700 zusätzlichen Fachleute sonst?»