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Franz Tost (Toro Rosso): So läuft Arbeit mit Honda

Von Mathias Brunner
Franz Tost: Mit viel Tatendrang in die neue Saison

Franz Tost: Mit viel Tatendrang in die neue Saison

​Franz Tost, Teamchef der Scuderia Toro Rosso, spricht im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com über den neuen Motorpartner Honda: «Das ist etwas ganz Anderes als das frühere „friss oder stirb“.»

Für die vergangene Saison hatte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost das Ziel ausgegeben: Rang 5 in der Markenwertung. Lange lag der Rennstall mit dem bildschönen 2017er Auto auf Kurs. Dann verlor die Scuderia wichtige Punkte: Daniil Kvyat zu unkonstant, Carlos Sainz weg zu Renault, die neuen Fahrer Pierre Gasly und Brendon Hartley von mangelnder Standfestigkeit des Renault-Motors behindert.

Am Ende wurde Toro Rosso zum vierten Mal in Folge Gesamtsiebter. Das beste Team-Ergebnis bleibt daher der sechste Platz von 2008.

Ab 2018 wird für den Rennstall aus Faenza, der Ende 2005 aus dem Team von Giancarlo Minardi hervorgegangen ist, alles anders: Denn nach der Trennung von McLaren und Honda arbeitet nun Toro Rosso exklusiv mit den Japanern zusammen. Wir haben uns mit Teamchef Franz Tost unterhalten.

Franz, nach Cosworth, Ferrari und Renault arbeitet die Scuderia Toro Rosso 2018 erstmals mit Honda. Mit welchen Erwartungen gehst du in die neue Saison?

Erstmals in der Geschichte von Toro Rosso arbeiten wir exklusiv mit einem Motorenpartner zusammen. Das bietet eine völlig neue Herangehensweise und beginnt bereits beim Design des neuen Chassis. Wir konnten beispielsweise die Platzierung  der Antriebseinheit so gestalten, wie es den Vorstellungen der Designer entspricht. Das ist etwas ganz Anderes als das frühere «friss oder stirb».

Toro Rosso ist auch wesentlich intensiver in den ganzen Entwicklungsprozess einbezogen. Wir absolvierten bereits unzählige Prüfstandsversuche mit dem Getriebe, um verschiedene Abstimmungen zu optimieren. Klar wird die Saison eine heftige Herausforderung, aber die nehmen wir gerne an.

Aber viele Fans machen sich Sorgen. Honda hatte in den letzten drei Jahren als McLaren-Partner grosse Schwierigkeiten mit Standfestigkeit und Motorleistung. Was gibt dir beim Projekt Honda Zuversicht?

Keiner wird widersprechen, wenn ich sage: Honda bietet eine phantastische Infrastruktur. Hinzu kommen sehr clevere und hoch motivierte Techniker.  Die Defizite der Vergangenheit sind erkannt, und alle sind dabei, diese zu beseitigen.

Die Anzahl Motorenteile wird für 2018 weiter verringert. Erlaubt sind 2018 nur noch drei Verbrennungsmotoren, drei MGU-H, drei Turbolader, aber lediglich zwei MGU-K, zwei Batterien und zwei Kontroll-Einheiten. Was bedeutet das für euch?

Das hängt in erster Linie davon ab, wie Honda die Haltbarkeit unter Kontrolle bringt. Aber ganz klar, leichter wird es nicht. Diese reduzierte Anzahl an Aggregaten wird uns einiges Kopfweh bereiten.

Japan pflegt eine ganz andere Unternehmens- und Kommunikationskultur als ein europäisches Land. Wie wirkt sich das bei der Arbeit mit Honda aus? Wie müssen wir uns die Zusammenarbeit mit einem Motorpartner vorstellen, der auf einem anderen Kontinent liegt, mit acht Stunden Zeitverschiebung?

Zum besseren Verständnis der japanischen Kultur veranstalten wir für unsere Mitarbeiter spezielle Seminare, die mit grossem Interesse angenommen werden. Wir wissen alle, Japan hat seine ganz eigene Kultur, und es gehört zu den wirklich spannenden Herausforderungen, ihre und unsere Kultur zu synchronisieren. Aber wenn wir nicht überzeugt wären, dass dies gelingen kann, hätten wir uns nie auf dieses Projekt eingelassen.

Manchmal gibt es dabei ganz unverhoffte Vorteile. Du sprichst die Zeitverschiebung an – die hat sich bislang vorrangig als positiv erwiesen.  Haben unsere Techniker Fragen, senden sie diese am Nachmittag nach Japan, und am nächsten Morgen haben sie bereits die Antworten. Was will man mehr?

Erst Mitte September war klar, dass ihr 2018 mit Honda-Motoren fahren werdet. Zuvor bestand der Plan ja eigentlich darin, mit dem Heck des Red Bull Racing-Renners zu fahren. Wie schwierig war es, relativ spät das Triebwerk zu wechseln?

So früh hatten wir noch selten eine Entscheidung. Ich erinnere daran, dass vor zwei Jahren der Wechsel zur Ferrari erst im Dezember entschieden wurde, trotzdem schafften wir die zeitgerechte Fertigstellung unserer Autos für die folgende Saison. Die Verwendung unseres eigenen Getriebes hat den Prozess vereinfacht.

In welchen Bereichen kann Toro Rosso von den gewaltigen Ressourcen von Honda profitieren – über den Motor hinaus?

Die Zusammenarbeit mit so einem renommierten Unternehmen wird den Bekanntheitsgrad und die Anzahl der Fans von Toro Rosso steigern. Ich bin überzeugt, dass das bei der Sponsorsuche helfen wird.

Wie geht der strukturelle und personelle Ausbau der Scuderia Toro Rosso voran?

Die Struktur des Teams steht. Auch der Personalstand bietet eine gesunde Basis für eine erfolgreiche Zukunft.   

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