Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Claire Williams: Keine Grid Girls, das war notwendig

Von Rob La Salle
​In die Diskussion über das Verbot von Grid-Girls schaltete sich nun auch Claire Williams ein, stellvertretende Teamchefin des englischen Traditionsrennstalls. «Der Sport musste so handeln.»

Die neue Formel-1-Führung verbannt die Grid-Girls aus den Startaufstellungen. Die Erklärung von Sean Bratches, des Geschäftsleiters der Formel 1, liess einige Augenbrauen hochgehen.

Der in Berlin geborene US-Amerikaner Bratches meinte: «Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir einige Bereiche entdeckt, die ein wenig aufgefrischt gehören. Sie sollen mehr in Einklang mit unserer Vision für den Sport sein. Während uns bewusst ist, dass Grid-Girls seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Formel 1 gewesen sind, so harmoniert diese Gewohnheit nicht mit unseren Markenwerten. Und sie steht auch in direktem Widerspruch zu modernen, sozialen Normen. Wir finden, Grid-Girls sind der neuen Formel 1 und ihren Fans nicht angemessen und auch nicht bedeutungsvoll.»

Schnell waren Befürworter von Grid-Girls mit Gegenargumenten zur Hand. Ist es für den Sport vielleicht bedeutungsvoll, wenn sich Politiker in der Startaufstellung vor die TV-Kameras drängeln?

Doch das Grid-Girl-Verbot stösst auch auf Zustimmung. So sagt Claire Williams (41), die stellvertretende Teamchefin des englischen Traditionsrennstalls, bei den Kollegen der BBC: «Das war eine Entscheidung, die in unserem Sport notwendig gewesen ist. Wir müssen uns weiterentwickeln, der Sport muss wachsen. Ich hoffe, diese Entscheidung zieht mehr Frauen an für zahlreiche verschiedene Jobs in der Automobilsport-Industrie.»

Die Schottin Susie Wolff hatte zu bedenken gegeben: «Als Frau, die seit mehr als 25 Jahren im Motorsport unterwegs ist, hat mich der Einsatz von Grid Girls nie gestört. Ich habe es auch nie als Priorität angesehen, in dieser Hinsicht etwas zu ändern, damit sich der Sport entwickeln kann.»

«Die Besitzer der Formel 1 sagen, dass diese Tradition nicht das ist, was sie sich als Aushängeschild für diesen Sport wünschen. Und dass sie den Sport nicht in dieser Art und Weise präsentieren wollen», fährt die frühere DTM-Pilotin fort.

«Man kann sagen, dass es positiv ist, dass die Formel-1-Verantwortlichen mit dieser Entscheidung ein klares Statement abgegeben haben. Das wird natürlich vorerst nichts daran ändern, dass die Frauen im Motorsport nicht ausreichend repräsentiert werden – vor allem nicht über Nacht. Aber könnte es ein Schritt in die richtige Richtung sein? Ich denke schon.»

Zwei Rennlegenden sehen das anders. Sir Jackie Stewart rückt das Grid-Girl-Verbot in einen grösseren Zusammenhang. «In Amerika läuft die ganze Weinstein-Sache mit den sexuellen Übergriffen, und ich denke, die Formel 1 hat da prophylaktisch handeln wollen. Vielleicht werden wir zu einem späteren Zeitpunkt sagen, das wir zehn Mädchen und zehn Jungs in der Startaufstellung stehen haben, die den gleichen Job machen. Ich würde sagen, das wäre ein gutes Gleichgewicht.»

Der dreifache Formel-1-Champion Niki Lauda findet: Das Verbot ist nicht notwendig. Der Aufsichtsrats-Chef des Rennstalls von Mercedes-Benz sagte in der Tageszeitung Standard: «Die Frauen emanzipieren sich, sie tun das sehr gut, und Vieles entwickelt sich in die richtige Richtung. Aber ab sofort auf Grid-Girls zu verzichten, das ist eine Entscheidung gegen die Frauen. Ich finde es sehr schade, dass mit dieser Tradition gebrochen wird. Damit tut man der Formel 1 und vor allem auch den Frauen keinen Gefallen.

Zur neuen Formel-1-Führung meinte Lauda: «Haben die einen Vogel? Wo führt das noch hin?» Natürlich war auch dem Flugunternehmer der Vorwurf nicht entgangen, bisweilen seien die Grid-Girls etwas gar leicht bekleidet gewesen. Aber der Wiener sagte dazu: «Da braucht man sie doch nur ein wenig mehr anzuziehen.» Eine sehr adrette Lösung ist seit Jahren am Red Bull Ring gefunden worden, wo die Damen im feschen Dirndl auftreten.

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