Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 ab 2021 ohne Ferrari: Das sagen die Gegner

Von Mathias Brunner
​​Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat wiederholt damit gedroht, Ferrari könnte die Formel 1 verlassen. Ist diese Drohung glaubwürdig? Was die härtesten Ferrari-Gegner im GP-Sport dazu sagen.

Wenn Sergio Marchionne eine Nachricht platziert, dann stellt der 65jährige CEO des Fiat-Chrysler-Konzern und Präsident von Ferrari sicher, dass er nicht überhört wird. Die Kernbotschaft der letzten Monate: Ferrari will in der Formel 1 bleiben – aber nicht um jeden Preis, wie er gegenüber der Gazzetta dello Sport festhielt. «Wenn sich der Sport in die richtige Richtung entwickelt, dann sind wir offen, über alles zu reden. Aber wenn aus dem Sport eine Art Supermarkt werden soll, dann interessiert mich das nicht die Bohne.»

«Die Formel 1 gehört fest zur Geschichte von Ferrari. Und ich werde alles tun, um die Position von Ferrari im Sport zu schützen und zu wahren. Aber wir bleiben nicht um jeden Preis und auch nicht aus rein geschäftlichen Gründen. Die Formel 1 hat etwas Edles, etwas Nobles, das ist kein Sport wie jeder andere, wir wollen das bewahren helfen, und es sollte hier nicht nur rein ums Geschäft gehen.»

Bei einer Telefonkonferenz mit Wirtschaftsjournalisten legte der Spitzenmanager nach: «Wir sind da in Sachen strategischer Ausrichtung nicht ganz auf einer Linie, und wenn sich der Sport ab 2021 in eine andere Richtung bewegt, dann wird das seitens Ferrari zu gewissen Entscheidungen zwingen. Wenn wir den Eindruck erhalten, die Rahmenbedingungen seien der Marke Ferrari nicht förderlich, wenn die einzigartige Stellung von Ferrari nicht gestärkt wird, dann wird Ferrari da nicht mitmachen.»

Unüberhörbar steht die Drohung im Raum: Dann steigt Ferrari eben aus der Formel 1 aus.

Schlagzeilenträchtiges Säbelgerassel von Ferrari ist nichts Neues. Designer Gustav Brunner hat in den 80er Jahren für Ferrari ein IndyCar gebaut, weil die Italiener dem GP-Sport den Rücken wenden und sich neu orientieren wollten. Was nicht passiert ist. Der elegante Wagen steht im Museum, bei einem Rennen ist er nie eingesetzt worden. Der grosse Enzo Ferrari hat immer wieder mit Ausstieg gedroht, ab und an hat er die Rennwagen zuhause gelassen oder in einer anderen Farbe als Rot lackiert. Aber Ferrari ist der Formel 1 immer treu geblieben.

Tenor im Internet, von Fans und Fachleuten zugleich: Ferrari wäre komplett verrückt, die Formel 1 zu verlassen. Denn Ferrari braucht die Formel 1 genau so wie die Formel 1 Ferrari braucht.

Der Sport ist nach Jahren der Stagnation (besonders in Sachen Marketing) wieder am Wachsen, die neuen Machthaber haben viele Ideen (manch gute, auch einige weniger gute), Ferrari entwickelt sich wieder zum potenziellen Champion.

Das Mitleid für Marchionne hält sich in Grenzen, wie eine kurze Umfrage im Barcelona-Fahrerlager ergibt. Die Gegner sind wegen jahrlanger Bonuszahlungen an Ferrari (dank Bernie Ecclestone) wenig erfreut. Die Medien werden von oben herab behandelt. Ferrari lebt von seinem Mythos, und dieser Mythos lebt nur dank der Formel 1 weiter.

Wo will Marchionne denn hin? Will er in Le Mans Privat-Teams schlagen, wenn sich dort nach Audi und Porsche mit Toyota auch der letzte Hersteller verabschiedet? Will er Sportwagenrennen vor leeren Tribünen schönreden? Hat sich Marchionne mal überlegt, was mit der Ferrari-Aktie passiert, wenn der seine schönen roten Autos aus dem weltweiten Formel-1-Schaufenster klaubt?

Wenn FOM (Formula One Management) und die der Autoverband FIA die Kosten senken wollen, dann sollte das doch im Interesse des Fiat-Sanierers Marchionne sein. Obschon: Das heutige Renn-Jahresbudget von mehr als 400 Millionen Euro scheint ihm keine schlaflosen Nächte zu bereiten.

Nein, hier geht es nicht um die Sache, es geht um Macht und Geld. Ferrari will schlicht auch künftig eine Extrawurst gebraten bekommen, und möglicherweise spürt Marchionne, dass die neuen Machthaber den Grill kalt lassen werden. Dann wird in Italien halt eben ein wenig mit dem Fuss gestampft, wie ein trotziges Kind.

Sergio Marchionne kommt uns hin und wieder vor wie der kleine Junge, der ständig «Feuer!» schrie und zunächst alle in Angst und Schrecken versetzte. Die meisten Formel-1-Insider halten die Drohung für eine leere Gebärde, dass Ferrari den GP-Sport tatsächlich verlassen könnte.

Sergio Marchionne sagt aber: «Ferrari ist kraftvoll genug, um andere mitzuziehen und eine alternative Meisterschaft zu gründen!»

Ach, wirklich?

Red Bull Racing-Teamchef relativiert gegenüber den Kollegen von Sky Sports F1: «Jedes Mal, wenn eine Neufassung der Formel-1-Verfassung Concorde-Abkommen fällig war, ging das Gerede von einer Alternativ-Serie wieder los. Nun, ich bin jetzt vierzehn Jahre in der Formel 1, und passiert ist nie etwas. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es jetzt passiert. Die Formel 1 ist und bleibt Königsklasse.»

Und Mercedes-Teamchef Toto Wolff betont: «Viele Ansichten von Ferrari teilen wir. Aber wir sind der Formel 1 verpflichtet. Diese ist unsere Bühne, und wir alle haben etwas davon, wenn es der Formel 1 gut geht. Wir sind kritisch. Wir investieren viel. Und wir arbeiten gemeinsam mit der Formel-1-Führung, gewisse Probleme anzugehen. Es ist in unserem Interesse, den Fans eine spektakulärere Show zu bieten. Das ist unsere Priorität.»

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