Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Carlos Sainz (Red Bull): Renault-Versuchskaninchen

Von Adam Cooper
Carlos Sainz im Renault

Carlos Sainz im Renault

​Der junge Spanier Carlos Sainz sagt: «Wenn Renault längerfristig mit dem Motor Fortschritte macht, kurzfristig dafür aber Strafen eingesteckt werden müssen, dann nehme ich die gerne auf mich.»

Die Formel-1-Motorenhersteller müssen mit immer weniger Teilen pro Fahrer und Saison auskommen. Zur Erinnerung: Das Formel-1-Reglement 2017 besagte – wer mehr als vier Antriebseinheiten pro Saison und Fahrer verwenden muss, der wird bestraft. In der Praxis hat das dazu geführt, dass am Samstagabend Fans und Fachleute über einer möglichen Startaufstellung brüteten, denn die ganzen Strafversetzungen erzeugten immer wieder höchste Verwirrung.

Rund die Hälfte des Feldes wurde mit Versetzungen in der Startaufstellung bestraft, und wer glaubt, dieser Schwachsinn sei bald beendet, der sieht sich leider getäuscht. Denn als angebliche Sparmassnahme wird es 2018 nur noch drei Motoren pro Fahrer und Saison geben, von einigen Bauteilen sogar nur zwei Einheiten!

Wenn es die Motorhersteller 2017 schon nicht schafften, mit vier Einheiten über die Saison zu kommen, wie sollen sie das im kommenden Jahr dann mit drei packen? Zumal wir ein Rennen mehr haben. Im Schnitt muss ein Verbrennungsmotor also sieben GP-Wochenenden verkraften!

Also, wie geht das 2018 in Sachen Motoren genau?

Eine moderne Antriebs-Einheit der Formel 1 ist reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor
– Turbolader
– MGU-H («motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– MGU-K («motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik 

Erlaubt sind 2018: Drei Verbrennungsmotoren, drei MGU-H, drei Turbolader, aber nur zwei MGU-K, zwei Batterien und zwei Kontroll-Einheiten!

Sollte ein Fahrer mehr als diese Elemente brauchen, setzt es die üblichen Strafversetzungen, ein zweites neues Element führt automatisch zum Start am Schluss des Feldes.

Bereits hat Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul angekündigt, dass Strafversetzungen bewusst in Kauf genommen werden könnten, um die Entwicklung vorwärts zu bringen. Mehr als drei Einheiten, das bedeutet Strafen, aber es bedeutet eben auch mehr Flexibilität in Sachen Einführung neuer Spezifikationen, mehr Möglichkeiten, kraftvollere Motoren an den Start zu bringen.

Carlos Sainz, Red-Bull-Leihgabe bei Renault, sieht das alles ganz pragmatisch. Der 23jährige Madrilene meint: «Für mich ist das übers ganze Jahr gesehen keine grosse Sache. Wir machen uns keine Sorgen über 2018, wir wollen 2020 regelmässig gewinnen. Dazu musst du Fortschritte machen. Und Fortschritte machst du nur dann, wenn du verbesserte Motoren auf die Bahn bringst.»

«Wir sehen 2018 als weiteres Jahr des Aufbaus von Renault, da musst du in Sachen Entwicklung ständig Neues bringen. Wir reden in diesem Jahr ohnehin kein Wort um den Titel mit, also ändert es doch nichts, wenn wir in einem Rennen von hinten losfahren müssen.»

«Mit nur drei Aggregaten pro Jahr ist es schwierig, die Lücke zu Mercedes und Ferrari zu schliessen. Wenn wir mehr Motoren bringen, gelingt uns das eher. Ich kann gut damit leben, denn das zeigt, wie das Team wirklich nach vorne kommen will. Sie machen sich keine Sorgen um die Standfestigkeit, sie wollen Leistung zulegen.»

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