Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Kimi Räikkönen (Ferrari): «So macht das keinen Spass»

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen in Australien

Kimi Räikkönen in Australien

​Ferrari-Star Kimi Räikkönen warnt, dass auf die Formel-1-Fans etwas zukommen könnte, was wir von Grand-Prix-Piloten nicht unbedingt erwarten: Dass sie dazu gezwungen werden, langsam zu fahren.

Kimi Räikkönen ist kein Freund von Prognosen. Er regt sich schon zwanzig Mal im Jahr darüber auf, wie die Leute viel zu viel in ein Freitagtraining hinein interpretieren. Noch schlimmer ist es bei Wintertests. Der Weltmeister von 2007 ist zu lange im Geschäft, um sich von Bestzeiten blenden zu lassen, wie sie Ferrari in den letzten Jahren in Katalonien gezeigt hat. Am Ende der Barcelona-Tests hatte er zu verstehen gegeben: «Das Feeling ist okay, aber wir werden erst in Melbourne sehen, wie weit wir uns verbessern konnten. Das Gesamtpaket scheint stark zu sein, auch wenn es natürlich noch einige Dinge gibt, die wir verstehen und verbessern müssen. Das Auto läuft standfest, das ist schon mal positiv.»

Weniger positiv ist, dass wir in dieser Saison etwas erleben werden, das wir jetzt nicht unbedingt sofort mit einem Formel-1-Vollgastier gleichstellen: langsam fahren.

Denn wegen des unbeliebtem Kopfschutzes Halo sind die GP-Boliden nochmals schwerer geworden, wir stehen inzwischen bei stattlichen 734 Kilogramm.

Im Laufe der Jahre hat sich das Mindestgewicht der GP-Boliden dramatisch verändert. Hier eine kleine Übersicht:

1961 bis 1965: 450 Kilo
1966 bis 1968: 500
1969 bis 1971: 530
1972: 550
1973 bis 1980: 575
1981: 585
1982: 580
1983 bis 1986: 540
1987 bis 1993: 500
1994: 515
1995 bis 2008: 595
2009: 605
2010: 620
2011/2012: 640
2013: 642
2014: 690
2015/2016: 702
2017: 728
2018: 734

Der Halo-Bügel samt seiner Anlenkpunkte und aller notwendigen Verstärkungen am Chassis fügt dem Gewicht eines GP-Boliden nicht sechs Kilo hinzu, sondern mehr als doppelt so viel. Die Teams rechnen mit rund vierzehn Kilogramm. Für die Rennställe bedeutet das: Sie haben weniger Spielraum beim Platzieren von Ballast am Fahrzeugboden, und das wiederum heisst – grössere und schwerere Fahrer sind im Nachteil. Einmal mehr werden die Fahrer im Winter eine Balance finden müssen aus Kraft tanken, also Muskelmasse bewahren, und gleichzeitig so leicht als möglich zu sein. Ein schwieriger Spagat.

Renault-Pilot Nico Hülkenberg: «Wir Fahrer sind uns dieses Problems überaus bewusst.» Der Emmericher ist einer der längeren Piloten im Feld, mit 184 Zentimetern. «Ich bin grösser als viele anderen Fahrer und damit schwerer, und das wird 2018 ein Nachteil sein. Das Team hat mir bereits gesagt, dass das Gewicht ein Thema sein wird und ob ich nicht ein paar Kilo verlieren könne. Ich habe gesagt: Nein, kann ich nicht.»

Für 2019 soll Abhilfe geschaffen werden. Ein erster Entwurf steht jedoch, und dieser sieht die Einführung eines Mindestgewichts von 80 kg für Fahrer samt Sitz vor. Wer weniger wiegt, muss entsprechend zusätzlichen Ballast installieren – und zwar an einer eigens dafür ausgesuchten Stelle unter dem Sitz. Damit fällt der Vorteil weg, den die leichteren Fahrer bisher hatten. Denn ihre Ingenieure haben derzeit mehr Spielraum bei der der Gewichtsverteilung des F1-Fahrzeugs. Wer mit Sitz mehr als 80 kg wiegt, ist allerdings weiterhin im Nachteil.

Wir wollten mal wissen: Wie schwer sind die Piloten eigentlich? Hier eine Übersicht:

Lewis Hamilton: 68 Kilogramm
Valtteri Bottas: 70
Sebastian Vettel: 64
Kimi Räikkönen: 70
Daniel Ricciardo: 68
Max Verstappen: 67
Sergio Pérez: 67
Esteban Ocon: 68
Lance Stroll: 70
Sergey Sirotkin: 70
Nico Hülkenberg: 74
Carlos Sainz: 66
Brendon Hartley: 65
Pierre Gasly: 68
Romain Grosjean: 67
Kevin Magnussen: 68
Fernando Alonso: 68
Stoffel Vandoorne: 65
Marcus Ericsson: 70
Charles Leclerc: 68

Die Autos also schwerer, leider ist aber die Spritmenge die Gleiche geblieben: 105 Kilogramm Kraftstoff. Weil zudem die Autos noch mehr Abtrieb aufbauen als 2017 und klebrigere Pirelli erhalten, wird mit mehr Gas gefahren, und mehr Gas, das bedeutet mehr Spritverbrauch.

Die australische Rennstrecke im Albert-Park ist ein bekannter Spritsäufer. «Das wird von Rennen zu Rennen variieren», sagt Kimi Räikkönen in Australien. So macht das jedenfalls keinen Spass. Wir hätten mehr Platz im Tank, um mit mehr Kraftstoff zu fahren, aber wir dürfen nicht. Leider ist das Teil der Formel 1, und auf einigen Pisten wird das schmerzhaft.»

Erkenntnisse der Wintertests deuten darauf hin: Ferrari leidet unter dem Spritsparenmüssen eher als Mercedes.

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