Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Mercedes-Oberhaupt Zetsche: Plädoyer für die Formel 1

Von Otto Zuber
Formel-1-Fan Dieter Zetsche: «In Summe bietet die Formel 1 alles, was viele Menschen für ein absolut unterhaltsames Wochenende brauchen»

Formel-1-Fan Dieter Zetsche: «In Summe bietet die Formel 1 alles, was viele Menschen für ein absolut unterhaltsames Wochenende brauchen»

Während Ferrari-Oberhaupt Sergio Marchionne mit dem Formel-1-Ausstieg droht, erklärt der Mercedes-Chef Dieter Zetsche auf seinem LinkedIn-Kanal, warum die Sternmarke in der Königsklasse mitkämpft.

Gerade von den Entscheidungsträgern in den Teppichetagen der grossen Automobilhersteller wird die Formel 1 oft und gerne kritisiert. Gerade in diesen Tagen, in denen die Weichen für die Zukunft des Sports gestellt werden, wird heftig diskutiert und – im Fall von Ferrari-Oberhaupt Sergio Marchionne – sogar mit dem Ausstieg aus dem GP-Zirkus gedroht.

Eine erfrischende Ausnahme stellt da der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche dar. Der Chef der Sternmarke erklärt in seiner neuesten Kolumne auf seinem LinkedIn-Kanal, warum Mercedes in der Formel 1 antritt. Und der 64-jährige Manager stellt wieder einmal unter Beweis, wie sehr ihm die Königsklasse des Motorsports am Herzen liegt. «Ich verfolge die Rennen in der Formel 1 schon seit vielen Jahren. Aber ich glaube, wer am Renntag noch nie seinen Fernseher angeschrien hat und nervös im Wohnzimmer auf und ab gelaufen ist, kann das gar nicht so richtig nachvollziehen. Dieser gewaltige Druck in der Boxengasse, die exzellente Teamleistung und diese überwältigenden Emotionen, wenn eine Rennstrategie im Ziel dann wirklich aufgegangen ist – all das hat mich für diesen Sport begeistert», schwärmt er.

Dann kommt Zetsche zum eigentlichen Grund seiner Zeilen: «Ich werde oft gefragt, ob die Formel 1 heute noch relevant, noch zeitgemäss ist. Manche halten sie für ein Relikt der Vergangenheit angesichts von Klimawandel, zunehmender Verbreitung elektrischer Antriebe und selbstfahrenden Autos als Zukunft der Mobilität.» Und er stellt klar: «Meine Antwort ist klar: Aus meiner Sicht ist die Formel 1 weiterhin absolut relevant und zeitgemäss! Heute vielleicht mehr denn je.»

Seinen Standpunkt untermauert der Deutsche mit drei Argumenten. Zum einen sei die Formel 1 ein erstklassiges Labor für Forschung und Entwicklung. «Wir konnten viel Erfahrung mit Hightech-Hybrid-Technologie sammeln», schreibt Zetsche, und erzählt: «Im vergangenen Jahr hat unser F1-Motor so auf dem Prüfstand einen thermischen Wirkungsgrad von 50 Prozent erreicht. Das bedeutet: Der Mercedes-F1-Motor ist in der Lage, die Hälfte der Energie aus dem Kraftstoff als Leistung auf die Rennstrecke zu bringen. Zum Vergleich: Strassenfahrzeuge haben normalerweise einen thermischen Wirkungsgrad von 30 bis 35 Prozent. Und wir setzen alles, was wir auf der Rennstrecke lernen, auch dafür ein, die Motoren und Fahrzeuge von Mercedes-Benz auf öffentlichen Strassen noch effizienter zu machen.»

An zweiter Stelle folge das kulturelle Argument, schreibt Zetsche. «Die Zahl der Ingenieure und Mechaniker, die bei einem Rennen an der Strecke erlaubt sind, ist auf 60 begrenzt. Das bedeutet: Jeder Einzelne muss Verantwortung übernehmen. Jeder Einzelne entscheidet mit über Sieg und Niederlage. Und diese Entscheidungen müssen manchmal innerhalb von Tausendstel-Sekunden getroffen werden. Auch hier kann man vom Motorsport viel fürs Business lernen», ist er überzeugt. «Mercedes gewinnt und verliert gemeinsam, als Team. Es geht nicht um die Suche nach einem Sündenbock, es geht um die Suche nach einer Lösung. Wenn Dinge schiefgehen – und es gehen Dinge schief – gibt das Team alles, um im nächsten Rennen noch stärker zu sein. Jeden Sonntag. Immer und immer wieder.»

Zum Schluss kommt Zetsche auf jenes Argument zu sprechen, das für ihn am wichtigsten ist: «Pure Emotion. «Mehr als 350 Millionen Menschen haben 2017 im Fernsehen die Formel 1 verfolgt. Das sind sehr viele Menschen, die sich jedes zweite Wochenende von der Königsklasse im Motorsport haben in ihren Bann ziehen lassen. Verständlich, denn die Formel 1 bedient einige der elementarsten menschlichen Emotionen: Leidenschaft (für das Lieblingsteam oder den Lieblingsfahrer), Aversion (gegen andere Teams), Schmerz (über ein verlorenes Rennen) oder Euphorie (wenn es gut läuft) – kombiniert mit dem sinnlichen und physischen Erlebnis, das mit der Geschwindigkeit der Autos und dem Sound der Motoren verbunden ist. In Summe bietet die Formel 1 alles, was viele Menschen für ein absolut unterhaltsames Wochenende brauchen.»

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