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Martin Brundle zur Formel-1-Zukunft: Viel Mut nötig

Von Mathias Brunner
Martin Brundle

Martin Brundle

Seit Jahren arbeitet der 158fache GP-Teilnehmer Martin Brundle als Formel-1-Experte der britischen Sky. Der Sportwagen-Weltmeister 1988 sagt: «Die Formel 1 steht vor wegweisenden Monaten, jetzt ist Mut gefragt.»

Das ist kein Saisonbeginn wie jeder andere hier in Australien. Dieser Ansicht ist jedenfalls Martin Brundle (58), seit Jahren scharfsinniger GP-Experte der britischen Sky. Der Sportwagen-Weltmeister aus dem Jahre 1988 und Le-Mans-Sieger von 1990 – damals im Jaguar – glaubt: Die kommenden sechs Monate werden die Zukunft der Formel 1 prägen.

Brundle, in 158 Formel-1-WM-Läufen gestählt, meint: «Das nächste Halbjahr wird für den Sport extrem wichtig. Die Medienwelt, der Sport, die Motorisierung generell, sie alle befinden sich in einem unfassbaren Wandel. Derzeit wird darüber verhandelt, wie die Formel 1 ab 2021 aussehen soll. Der Sport kann es sich nicht leisten, das zu verpatzen, das kommende Reglement muss stimmen. Wohin soll sich der Grand-Prix-Sport bewegen? Wofür soll er stehen? Wie binden wir Fans und Geldgeber besser ein? Was wollen wir überhaupt erreichen? Um für 2021 bereit zu sein, muss das Reglement jetzt gegossen werden. Es ist eine enorme Herausforderung, die heute im Sport engagierten Hersteller bei Laune zu halten und neue wie Aston Martin anzulocken.»

«Zum Glück hat die neue Formel-1-Führung einen Mann wie Ross Brawn. Er kann alles – er kennt die technische Seite des Sports durch und durch, niemand macht ihm in Sachen Sportpolitik etwas vor. Mir stellen sich eher Fragen wie: Hat er die notwendige Unterstützung, um seine Ziele umzusetzen? Hat er die alle Befugnisse? Du musst schon sehr selbstbewusst und mutig und entscheidungsbefugt sein, um zu sagen – so, hier ist, was wir ab 2021 machen, so wird die Formel 1 für die kommenden zehn Jahre aussehen, macht mit oder lasst es eben bleiben!»

«Das alles muss nun geschehen, damit die Motorhersteller genügend Vorlaufzeit haben, die kommende Triebwerksgeneration zu entwickeln. September wäre schon zu spät.»

«Die unübersehbare Nebenhandling ist Ferrari und die Drohung, das Team aus der Formel 1 abzuziehen. Wir haben im GP-Sport sehr viele verschiedene Bedürfnisse, und das heutige Geschäftsmodell ist auf Dauer nicht zu halten. Mercedes hat unfassbar gute Arbeit geleistet, daher dominieren sie. Ferrari bekommt Sonder-Boni, aufgrund der historischen Bedeutung ihres Teams. Wieso sollten also Mercedes und Ferrari technischen oder finanziellen Lösungen zustimmen, welche ihre Position schwächen? Das ist ja das Komplizierte – du hast die grossen Teams auf der einen Seite, die nicht einsehen, wieso sich etwas ändern soll. Und die weniger grossen Rennställe, die richtig argumentieren, dass sie auf diese Weise mittelfristig nicht überleben können.»

«Gleichzeitig bin ich auch Fan. Ich liebe die Formel 1, sie erfüllt mich auch nach 35 Jahren mit fiebriger Erwartung. Nur dass wir dieses fabelhafte Produkt den heutigen Ansprüchen anpassen müssen.»

Brundle glaubt: «Wir stehen vor einem absolut umwerfenden Kampf im Mittelfeld. McLaren, Renault, Haas, Force India, Williams, das wird brutal. Und klar wünsche ich mir, dass Ferrari und Red Bull Racing den Weltmeister Mercedes im Visier haben.»

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