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Monaco-GP-Chef: «Halo? Wieso kein Schleudersitz?»

Von Mathias Brunner
​Monaco-GP-Chef Michel Boeri verspottet den neuen Kopfschutz Halo in der Formel 1: «Warum bauen wir in die Autos nicht gleich einen Schleudersitz ein? Der Autosport ist nun mal gefährlich.»

Michel Boeri lässt sich nicht so schnell den Mund verbieten. Das Grid-Girl-Verbot von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media kümmert den langjährigen Chef des Automobiklubs von Monaco nicht die Bohne, wie er gegenüber Nice-Matin festgehalten hat. Boeri mit feiner Ironie: «Unsere amerikanischen Freunde haben entschieden – eine Frau, die eine Nummerntafel hält, das ist dem weiblichen Image abträglich. Nun, unsere Hostessen kommen aus Schulen für Mannequins und Kommunikation. Ihr Auftritt am GP-Wochenende ist Teil der Ausbildung, sie werden gleichzeitig dafür bezahlt. Wir verlangen makelloses Auftreten. Sie sind elegant und dem Ansehen von Monaco zuträglich. Die Mädchen werden also sehr wohl da sein, ohne Nummerntafel, aber als Repräsentantin des Rennens. Sie sind bildschön und gehören zur Formel-1-Landschaft. Was würden wir uns anmassen, dreissig junge Frauen daran zu hindern, ihre Ausbildung zu komplettieren und Geld zu verdienen?»

Auch bei anderen heissen Themen der Formel 1 pfeift Boeri auf in erfrischender Weise auf politische Korrektheit, etwa beim umstrittenen Kopfschutz Halo (Heiligenschein): «Dann können sie ja auch gleich einen Schleudersitz einbauen, nicht wahr? Der Autosport ist nun mal gefährlich. Wenn der Halo die Gutmenschen besänftigt, prima. Ich denke da eher gegen den Strich, also gab es hier für mich keinen Handlungsbedarf. In der Formel 1 gibt es keine totale Sicherheit. Wenn du das versuchst, dann ist das wider die Natur des Sports und entstellt das die Autos. Die Formel 1 ist nichts für Zimperliesen. Ich stamme von der alten Garde, gewiss, vielleicht ist meine Ansicht überholt. Aber mit einer Formel 1, die im Wattebausch verpackt ist, holst du die Menschen nicht hinterm Ofen hervor.»

Nicht alles, was Liberty Media und die FIA machen, findet Boeri schlecht: «Die neue Formel-1-Führung sieht den Sport durch die amerikanische Brille, ihre Vision ist anders als die Ansicht von Europäern. Wenn die Piloten als Stars behandelt werden sollen, dann von mir aus gerne. Die Menschen lieben Stars. Und dass die Fahrer für den Fan zugänglicher werden müssen, gefällt mir auch. Das passiert heute zu wenig. Die Formel 1 noch medialer machen, damit habe ich auch kein Problem – so lange es uns mehr Zuschauer auf die Tribünen bringt.»

«Wir haben ein gutes Verhältnis zu Liberty Media. Sie verstehen, dass es im Fernsehen besser aussieht, wenn Zuschauer auf einer Yacht gezeigt werden, mit einem Glas Champagner in der Hand, als ein Fan auf einer anonymen Tribüne, der ein Wurstbrot kaut. Abgesehen von der Sache mit den Grid-Girls gibt es keine Missstimmung. Sie wissen, dass bei uns die hübschen Damen dazugehören, einfach ohne Nummerntafeln, und das Fernsehen wird ihren entwaffnenden Charme auch weiterhin einfangen und in die guten Stuben flimmern lassen. Wir sind dazu da, das Image von Monaco zu pflegen, und schöne Frauen gehören nun mal zu Formel 1.»

Zu einem Ausbau der Monaco-Strecke meint Boeri: «Wir wissen noch nicht, in welchem Umfang wir genau dem Meer mehr Raum abgewinnen. Aber wenn solche Projekte vorangetrieben werden, dann schauen wir uns sehr genau an, in welcher Form die Formel-1-Strecke davon profitieren könnte. Es geht nicht darum, den Kurs einfach zu verlängern. Im Mittelpunkt würde stehen, eine echte Überholmöglichkeit zu schaffen. Die Regierung ist jedenfalls nicht dagegen. Wenn wir genau wissen, wie das neue Gebiet aussieht, können wir uns eine mögliche Pistenführung in Ruhe anschauen. Ich weiss nicht, ob das wirklich passieren wird. Aber ein wenig träumen darf man immer.»

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