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Pirelli: Formel 1 ja gerne, aber nicht um jeden Preis

Von Mathias Brunner
​​Pirelli ist bis Ende 2019 Alleinausrüster der Formel 1. Gemäss Reglement muss 2018 ein neues Abkommen her, für 2020 bis 2022. Erpressen lässt sich Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera aber nicht.

Pirelli kam 2011 nach einer zwanzigjährigen Pause in die Formel 1 zurück, als Nachfolger von Bridgestone. Die Italiener erhielten vom Autoverband FIA den Zuschlag unter der Bedingung, einen Reifen zu bauen, der mehr Boxenstopps erzwingt und damit spannenderen Sport erzeugt.

Der heutige Vertrag als Alleinausrüster läuft Ende 2019 aus. Gemäss Formel-1-Reglement muss mindestens ein Jahr vor Ablauf des laufenden Vertrags ein neues Abkommen geschlossen werden. Dazu wird es seitens des Weltverbands FIA eine Ausschreibung geben. Auch dies ist im Reglement so verankert.

Pirelli-Konzernchef Marco Tronchetti Provera hat nun in einer Telefonkonferenz mit Aktionären festgehalten: Seine Firma würde gerne weiterhin am Formel-1-Sport teilnehmen, aber nicht zum jeden Preis. Um genau zu sein, hat der Mailänder klargemacht – an einem Wettbieten um den Posten des Alleinausrüsters werde sich Pirelli nicht beteiligen.

Vor einem Grand Prix steht jeweils nur ein Sieger fest: Pirelli. Wer letztlich gewinnt, ist für das Traditionsunternehmen zweitrangig. Selbst wenn Pirelli-Sanierer Provera zugibt: «Ferrari-Siege in der Formel 1 sind gut für alle. Eine Formel 1 ohne ein konkurrenzfähiges Ferrari verliert an Anziehungskraft. Ich weiss, dass ich neutral sein sollte. Aber ein siegreiches Ferrari erzeugt in der Formel 1 eine ganz andere Dynamik. Und dann bin ich halt letztlich auch Italiener, ein Ferrari-Sieg geht mir einfach ans Herz.»

Als Ferrari 2017 einen beneidenswerten Saisonbeginn zeigte, begann in der Neidgesellschaft Formel 1 schnell das Gerücht zu kursieren: Hat Pirelli die Walzen auf Ferrari massgeschneidert? Es fiel auf, wie schnell die Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen die Mailänder Reifen ins beste Nutzfenster bringen und sie dort halten konnten. Damit tat sich Hauptgegner Mercedes schwer. Auch zu Beginn der Saison 2018 schien Ferrari mit den Reifen am besten klarzukommen.

Tronchetti Provera: «Es ist sehr einfach – die Reifen sind für alle gleich. Der Grund für die guten Leistungen von Ferrari ist schlicht, dass dieses Team ein hervorragendes Auto gebaut hat. Vielleicht hat dieser Fortschritt einige Leute überrascht. Wir sollten diese Leistung anerkennen. Sebastian Vettel hat damals unheimlich seriös gearbeitet, was die Entwicklung der 2017er Reifen angeht, er hat sich uns ständig zur Verfügung gestellt. Andere waren nicht so oft verfügbar.»

Verblüffend: In der Formel 1 hat es in 69 Jahren Weltmeisterschaft nur neun Reifenlieferanten gegeben!

Die Formel-1-Rekorde des US-amerikanischen Goodyear-Konzerns sind unerreicht: Von 1959 bis 1998 in der Formel-1-WM engagiert, wurden in 494 Starts 368 Siege errungen (bei 113 Rennen waren die Amerikaner Alleinausrüster). Über den ersten Sieg freuten sich die Firmenchefs in Akron (Ohio) 1965 in Mexico (Richie Ginther im Honda), den letzten Sieg eroberte in Monza 1998 Michael Schumacher im Ferrari. Goodyear kommt auf 24 Fahrer-WM-Titel und 26 Konstrukteurs-Pokale.

Dagegen verblassen die Daten anderer Hersteller. Insgesamt waren nur acht weitere Reifenunternehmen in der Formel-1-WM tätig:

Pirelli: 1950 bis 1958, 1981 bis 1986, 1989, bis 1991 sowie seit 2011, 182 Siege in 341 Rennen

Bridgestone: 1976/’77 sowie 1997 bis 2010, 175 Siege in 244 Rennen

Michelin: 1977 bis 1984 sowie 2001 bis 2006, 102 Siege in 215 Rennen, aber keine davon als Alleinausrüster!

Dunlop: 1950 bis 1970 und 1976 bis 1977, 83 Siege in 175 Rennen

Firestone: 1950 bis 1975, 49 Siege in 121 Rennen

Continental: 1954 bis 1958, 10 Siege in 13 Rennen

Englebert: 1950 bis 1958, 8 Siege aus 61 Rennen

Avon: 1954 bis 1958 und 1981/’82, keine Siege aus 29 Rennen

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