Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sieger Daniel Ricciardo: «Lewis Hamilton als Manager»

Von Mathias Brunner
​Monaco-Sieger Daniel Ricciardo wusste: «Ich hüpfe lieber selber in den Pool. Denn wenn ich es nicht mache, dann schmeisst mich ganz bestimmt einer meiner Jungs hinein.» Gesagt, getan.

Es hat Tradition: Nach einem aussergewöhnlichen Ergebnis von Red Bull Racing in Monaco ist ein Sprung ins kühlende Nass Pflicht. Christian Horner band sich einst ein rotes Superman-Cape um die Hüften und hüpfte dann beherzt in den Pool. Mark Webber zog das Hafenbecken vor.

Daniel Ricciardo nach seiner grandiosen Darbietung im Fürstentum: «Ich hüpfe lieber selber in den Pool oder ins Hafenbecken. Denn wenn ich es nicht mache, dann schmeisst mich ganz bestimmt einer meiner Jungs hinein.» Gesagt, getan – der Australier zeigte einen astreinen Bauchklatscher, zur Gaudi des reichlichen Publikums.

Zurück zum Rennen. In der 72. Runde des Monaco-GP kam das, was alle erwartet hatten: ein Crash. Sauber-Fahrer Charles Leclerc konnte wegen Bremsdefekts einen Auffahrunfall ins Heck des Toro Rosso von Brendon Hartley nicht verhindern – virtuelle Safety-Car-Phase!

Hand aufs Herz: Was hat Daniel Ricciardo da gedacht? Der Australier: «Ich sah die ganzen Trümmerteile in der Hafenschikane und dachte – kann dieses Rennen nicht endlich aufhören? Aber ich hoffte inständig, dass es bei einer virtuellen Safety-Car-Phase bleiben würde. In solch einem Fall halten wir ja die Position und Abstände. In einer echten SC-Situation rückt das Feld zusammen. Das hätte mich gegen Vettel sehr verwundbar gemacht. Denn mit so wenig Power hätte ich bei einem Re-Start uralt ausgesehen.»

«Zum Glück habe ich ein Auto mit toller Traktion, und ich konnte mit den Reifen recht gut umgehen. Ich schätze, ich hätte Seb das Leben ein wenig schwermachen können. Aber so kurz vor Schluss willst du keine Ferrari und Mercedes auf deinen Fersen haben. Letztlich hat mir die VSC-Phase geholfen. Denn Vettel hatte offenbar grössere Schwierigkeiten, die Reifen wieder zum Arbeiten zu bringen, als ich.»

«Ich habe das Getriebe nur noch bis zum sechsten Gang geschaltet, auf den siebten verzichtete ich ganz, den achten brauchst du in Monaco ohnehin selten. Jetzt war es elementar, welch gutes Chassis wir haben. Ich könnte mir keine Bahn vorstellen, auf der ein Sieg mit solch einem reduzierten Wagen denkbar wäre. Montreal dagegen ist eine Power-Strecke. Dennoch ist dort nicht alles verloren, denn das Reifen-Management wird auch in Kanada eine ganz wichtige Rolle spielen. Wenn wir alles richtigmachen, werden wir bei der Musik sein.»

Kann Daniel Ricciardo in diesem Jahr noch ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden? Es steht jetzt 72:110 gegen Hamilton. Daniel findet: «Der Vorsprung von Lewis ist schon sehr gross. Ich würde nicht sagen, dass der Titel unmöglich ist, aber ich würde uns eher als Aussenseiter bezeichnen. Selbst wenn wir der WM-Spitze näherrücken würden, würde das nichts an meiner Fahrweise ändern. Um in der WM mitreden zu können, müssen wir mehr Rennen gewinnen.»

«Heute war ein besonderer Tag. Aufgrund des Pistenlayouts und wegen meiner Fahrzeugprobleme konnte ich es mir leisten, eher gemächlich um den Kurs zu fahren. Das kannst du dir auf einer normalen Strecke nicht leisten.»

«Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich dieses Rennen gewonnen habe. Es gab an Bord so viel zu tun – ich musste mich ans Fahren mit weniger Leistung gewöhnen, ich arbeitete mit einer anderen Bremsbalance, dazu das Reifen-Management. Ich bin noch wie benommen. Es fühlt sich ein wenig an, als hätte ich diesen Grand Prix gar nicht gewinnen dürfen.»

«Als ich anfing, mit weniger Power auszukommen, wurden die hinteren Bremsen zu heiss. Ich stellte dann die Bremsbalance um sechs oder sieben Prozent mehr nach vorne. Das ist sehr viel, denn wenn wir normalerweise mit der Balance spielen, dann reden wir nur von einem oder zwei Prozent. Ich ging eine ganze Weile vor dem Bremsen vom Gas, um die Bremsen weniger zu belasten. Ich fuhr langsam, weil ich zu wenig Leistung hatte. Ich fuhr langsam, um mit den Bremsen hauszuhalten. Ich fuhr langsam, um die Reifen am Leben zu erhalten. Aus diesem Grund hat sich dieses Rennen besonders lang angefühlt.»

«Im Moment bin ich noch wie vor den Kopf geschlagen, dass ich dieses Rennen gewonnen habe. Wenn wir in zwei Tage reden, dann wird bis dann eingesickert sein: Das ist mein bestes Rennwochenende gewesen – mit Bestzeiten in allen Trainings und einem Sieg trotz technischer Probleme. Befriedigender kann ein GP-Sieg nicht sein.»

Wie sieht Daniel die Formel-1-Aktie namens Ricciardo nach diesem grandiosen Triumph? Der Australier lacht: «Das hängt davon ab, was die Anderen denken. Ich bezahle mich ja nicht selber! Aber ich behaupte von mir jetzt mal keck – ich habe in den ersten sechs Rennen der Saison einen guten Job gemacht, immerhin konnte ich zwei Grands Prix gewinnen.»

Neben Ricciardo grinste Lewis Hamilton breit. Daniel nutzt diese Gelegenheit: «Ich kann ja Lewis als meinen Manager verpflichten, und er handelt für mich einen neuen Vertrag aus!»

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