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Toto Wolff (Mercedes): «Aggressiv gegen Ferrari»

Von Mathias Brunner
​Mercedes hat in England je ein Auto in der ersten Startreihe (Hamilton steht auf Pole-Position) und in der zweiten (Bottas ist Vierter). Für Teamchef Toto Wolff steht fest: Ferrari wird eine Knacknuss.

Silverstone war einst Silberpfeil-Land: Seit 2013 ist Mercedes auf der englischen Traditionsbahn ungeschlagen, damals siegte Nico Rosberg, seit 2014 hat Lewis Hamilton vier Mal in Folge gewonnen. Die Überlegenheit der Marke mit dem Stern war bisweilen so gross, dass sich die Fans vor dem Rennen lediglich die Frage stellten, welcher der beiden Mercedes wohl gewinnen würde. Aber 2018 ist das anders. Ferrari hält Mercedes in Atem, um ein Haar hätten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen dem englischen Widersacher Lewis Hamilton das Heimspiel verdorben. Der Engländer musste sich gewaltig strecken, um seine sechste Silverstone-Pole zu erringen. Mercedes-Teamchef Toto Wolff zieht eine Zwischenbilanz.

Toto, Ferrari hält euch in Atem. Wie würdest du den bisherigen Verlauf des Wochenendes einstufen? Was ist gut gelaufen, was weniger gut?

Bislang erhält das Wochenende das Prädikat gut. Wir stehen auf Pole-Position. Aber du musst bescheiden bleiben. Der beste Startplatz ist ein schönes Ergebnis – für einen Samstag. Aber die Quali ist für uns bittersüss. Valtteri Bottas war auf einer wirklich guten Runde, dann konnte er die Kurven 16 und 17 nicht ideal fahren. Aus diesem Grund haben wir nicht zwei Mercedes vorne, sondern zwei Ferrari vor Valtteri, das wird nicht einfach. Valtteri hat dreieinhalb Zehntelsekunden liegengelassen. Aber Wenn und Aber zählen nicht. (Ein Blick ins Klassement zeigt: Das hätte eine Zeit von 1:25,867 min für den Finnen ergeben. Hamiltons Bestzeit: 1:25,892 min. M.B.)

Wie siehst du das Rennen?

Wenn wir vorne bleiben können, dann wissen wir: Lewis Hamilton ist in Silverstone eine Macht. Wenn wir die Führung einbüssen, dann wird alles schwierig. Wir haben unsere Starts angeschaut, das ist ein Bereich, in welchem wir in jüngster Zeit nicht optimal gearbeitet haben. Unsere Starts waren okay, aber die Starts von Ferrari waren herausragend. Daher ist der Start am Sonntag ein gewisses Risiko.

Lewis war sehr emotional nach seiner Pole-Position. Hat dich das erstaunt?

(Schmunzelt.) Vielleicht weil sein Vorsprung 44 Tausendstelsekunden betragen hat. Ein Zeichen! (Hamilton fährt mit Startnummer 44, M.B.) Nein, ich glaube eher, Lewis war deshalb so bewegt, weil er in einem grandiosen Kampf mit einem geringen Vorsprung als Schnellster hervorgegangen ist. Wir wussten, dass die Zeichen mit diesen ungewöhnlich hohen Temperaturen eher gegen uns stehen.

Ist die Leistung von Ferrari auf dieser Bahn überraschend?

Nein. Ferrari war auch im vergangenen Jahr in unserer Nähe. Sie gingen als WM-Leader in die Sommerpause. Es ist ein enger Tanz mit Ferrari, Red Bull Racing mischt sich gelegentlich auch ein. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das so weitergehen wird. Du versuchst immer, eine Balance zu finden zwischen Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit. Die beiden Faktoren hängen eng zusammen. Was in Österreich passiert ist, das war statistisch ein Ausreisser. Es ist ungewöhnlich für uns, dass beide Autos nicht ins Ziel kommen, aber so etwas begleitet dich. Wir müssen daraus etwas lernen. Und es hoffentlich hier in England besser machen.

Machst du dir Sorgen, dass ihr erneut Reifenprobleme haben könntet, wie in Österreich? Wie wichtig ist die Führungsposition, um die Walzen zu schonen?

Extrem wichtig. Wir haben in Österreich erkannt, dass Max Verstappen an der Spitze liegend das Reifenmanagement im Griff hatte. Daniel Ricciardo war mit dem gleichen Auto im Kämpfe verwickelt, da waren die Schwierigkeiten viel grösser. Wenn du attackieren musst, sind Blasenbildung und Reifenabbau grössere Themen. Generell ist es so, dass unser Auto Hitze nicht mag. Wir hatten vom dritten freien Training zum Qualifying eine Pistentemperatur, die um zehn Grad anstieg, das hat sich ausgewirkt. Wir erwarten die gleichen Umgebungstemperaturen für Sonntag. Es könnte für alle ein schwieriger Grand Prix werden. Wir haben am Freitag am Ferrari Blasen auf den Reifen erkannt, ihre Dauerläufe waren nicht spektakulär. Da waren wir ein wenig besser.

Werdet ihr im Kampf gegen Ferrari zu verschiedenen Strategien greifen?

Wir werden volle Kanne attackieren. Ein Teil davon könnte sehr wohl sein, dass wir die Strategie teilen, um die Chancen zu maximieren. Wir wollen aggressiv vorgehen.

Am Sonntag sitzen Zehntausende von Hamilton-Fans auf den Tribünen, die sich fragen: Ist dies der letzte britische Grand Prix ihres Idols für Mercedes? (Weil Lewis noch immer ohne Vertrag ist, M.B.)

(Lächelt.) Nein, alles ist auf gutem Weg. Das ist sicher nicht der letzte Grand Prix von Lewis hier.

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