Pierre Gasly, Brendon Hartley: Urteil der Ingenieure
Die 2018er Saison von Toro Rosso-Honda ist ein stetes Auf und Ab: Sehr gut in Bahrain (Gasly Vierter), weniger gut in Spanien, konkurrenzfähig in Monaco (Gasly Siebter), seither eine schwarze Serie ohne WM-Punkte. Woher kommen diese Wellenbewegungen? Technikchef James Key findet: «Wir erleben das auch als Achterbahnfahrt, und es frustriert uns. Denn Bahrain und Monaco haben gezeigt, was wir wirklich können – wenn alles stimmt, mischen wir hinter den Top-Teams um Rang 7 mit. Wenn du das weisst, dann willst du das natürlich bei jedem Rennen erreichen.»
Ein Teil der zu wenig üppigen Beute geht auf die Kappe der Fahrer: Es wird oft vergessen, dass Gasly und Hartley Neulinge sind. Pierre Hamelin (32), der französische Renningenieur des Sportwagen-Weltmeisters Hartley: «Ende 2017 musste Brendon eine steile Lernkurve bewältigen, seine Formel-1-Einsätze liefen parallel zum Sportwagenprogramm. Da war keine Zeit für Detailarbeit. Die Vorbereitung auf die Saison 2018 verlief ganz anders. Brendon liefert sehr präzise Aussagen und weiss genau, was er von seinem Rennwagen will. Wir brauchten jedoch eine Weile, bis wir erkannt haben, was Brendon in Sachen Abstimmung wirklich braucht. Die Ergebnisse zeigen insgesamt nicht, wozu Hartley fähig ist.»
Hamelins Gegenüber auf der anderen Seite der Box ist Mattia Spini, der am 20. Juli 31 Jahre alt wird. Der Italiener aus Siena arbeitet am Wagen von Pierre Gasly und sagt: «Pierre lernt sehr schnell dazu, was die Arbeit mit einem GP-Renner angeht. Wenn es mal nicht so gut läuft, tut das seiner guten Stimmung keinen Abbruch. Das ist wichtig fürs ganze Team.»
Hamelin weiter über Hartley: «Brendon musste lernen, in der Quali mit den Reifen aggressiver zu sein. In den Sportwagen war ein ganz anderes Reifenmanagement gefragt. Die Erfahrung aus dem Langstreckensport zeigt sich beim Spritverbrauch oder bei der Arbeit mit der Energierückgewinnung. Das sind Themen, das ihm liegen, mit welchen er sich auskennt und die ihn faszinieren. Brendon verbraucht regelmässig weniger Sprit als wir errechnet haben. Das gibt uns grösseren strategischen Spielraum.»
Mattia Spini über die Qualitäten von Gasly: «Seine Aggressivität hilft beim Bremsen und beim Befahren von Randsteinen, auch in schnellen Kurven gibt es kein Zögern. Er verliert nie den Überblick und ist stark im Umgang mit den Reifen und beim Spritverbrauch. Seine Aggressivität hat aber auch Schattenseiten – wenn ein flüssigerer, vorsichtigerer Fahrstil effektiver wäre.»
«Bei der Abstimmungsarbeit wird Pierre immer sicherer. Er hat auch eine Menge dazugelernt beim Haushalten mit der Energie. Ein junger Fahrer muss in allen Belangen besser werden, auch Gasly, aber Pierre ist auf gutem Weg.»