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Jacques Villeneuve: Fernando Alonso letzter Mohikaner

Von Mathias Brunner
Jaques Villeneuve mit Fernando Alonso

Jaques Villeneuve mit Fernando Alonso

​Der Kanadier Jacques Villeneuve (47) spricht über die frühere und die moderne Formel 1 und Superstars wie Michael Schumacher, Lewis Hamilton oder Fernando Alonso. «Früher ging es mehr um Mann gegen Mann.»

Die gute alte Zeit war zwar nicht immer gut, aber auch für Jacques Villeneuve steht fest: Es hat früher mehr Spass gemacht, Grand-Prix-Rennfahrer zu sein. Der Kanadier sagt in einem Podcast der Formel-1-Webpage: «Du musst dir vorstellen – als ich mit dem GP-Sport anfing, hatten wir nicht mal richtige Mobiltelefone! Du konntest damals Witze reissen, Lachen war nicht verboten, kein Mensch redete von politischer Korrektheit. Es fing sachte damit an, dass die Fahrer vorsichtiger wurden damit, was sie sagten, aber man konnte noch immer seine Meinung geigen. Du konntest damals auch auf der Rennstrecke aggressiver sein. Wenn dich ein Pilot blockiert hat, dann hast du ihm das in der folgenden Runde zurückbezahlt, und damit hatte sich das erledigt.»

«Es war Aktion und Reaktion, von Mann zu Mann. Heute scheint es mir mehr darum zu gehen, sich für ein Foul nicht erwischen zu lassen. Michael Schumacher war der erste, der auf den Geraden Schlangenlinien fuhr und nicht davor zurückschreckte, dich neben die Bahn zu drängen. Das hatte er aus dem Kartsport mitgebracht. Aber davor herrschte mehr Respekt, du bist auf deiner Linie geblieben. Und wenn es Knatsch mit einem Gegner gab, dann bist du aus deinem Wagen ausgestiegen, hast den anderen Piloten fünf Minuten lang angebrüllt und dann bist du mit ihm einen trinken gegangen.»

«Eine gewisse Gefahr war immer da, das hat die Fahrer zusammengeschweisst, denn sie wussten – wir machen hier etwas ganz Besonderes. Heute ist das alles anders. Wenn ein 18-Jähriger in einen GP-Renner hüpfen kann und nach einem Dutzend Runden konkurrenzfähige Zeiten fährt, dann stimmt etwas nicht mit der Formel 1. Ich war an meinem ersten Tag im GP-Renner eine Sekunde langsamer und komplett verloren. Die heutigen Autos sind überauskomplex, was die Bedienung angeht, aber sie sind nicht schwierig zu meistern, weil sie so stabil liegen.»

Der elffache GP-Sieger ist gefürchtet für seine scharfe Zunge, der Weltmeister von 1997 lässt sich nichts sagen. «Das war schon in der Schule so. Wenn ich das Gefühl hatte, es passiert etwas Ungerechtes, dann habe ich dagegen gekämpft. Wenn etwas nicht fair ist, dann muss ich mich wehren, ich weiss selber nicht wieso. Die Leute wissen jedoch, dass ich es immer ehrlich meine.»

Wie reagieren die modernen Piloten auf die teilweise ätzende Kritik von Villeneuve? Der Kanadier meint: «Die meisten haben kein Problem damit. Das Schwierige ist eher, dass sich die Medien auf das Negative konzentrieren. Wenn ich zehn positive Sachen sage und in einem Punkt Kritik übe, dann wird nur verbreitet, was ich zu kritisieren hatte. Das ist ein Problem. Aber in der Regel habe ich genügend Zeit, um meine Argumente zu belegen.»

Gibt es heute noch Fahrer in der Art von Villeneuve? Jacques: «Ich finde, die meiste Zeit über sehen wir gar nicht, was für Menschen die modernen Piloten wirklich sind. Lewis Hamilton verbringt viel Zeit damit, an seinem Image zu arbeiten. Das ist für ihn ganz wichtig. Früher haben wir uns nicht um so etwas gekümmert. Du bist einfach Rennen gefahren und hattest Spass. Es gab keine sozialen Plattformen.»

«Fernando Alonso sagt, was er denkt. Er weiss auch, welche Wirkung das hat. Er ist einer der alten Garde, er ist vielleicht der letzte Mohikaner. Alonso ist immer schnurgeradeheraus.»

Villeneuve über Alonsos Zukunft: «Ich glaube nicht, dass er eine grosse Wahl hatte. Er hatte bei Ferrari Scherben hinterlassen, die ganze Formel 1 konnte das sehen. Das ganze Fahrerlager hörte ständig seine Kommentare, auch über Honda. Einigen macht das Angst. Er ist ein echter Racer, aber er kann Schaden anrichten.»

«Wenn Alonso Jahr um Jahr so weitergemacht hätte wie heute, dann wäre früher oder später der Punkt gekommen, an welchem er seinem Image schadet. Drei Jahre lang gab es die Ausrede Honda, aber die fiel vor der Saison 2018 weg.»

«Wo sollte er denn hin? Es gab für McLaren keine Alternative. Daher war mir klar: Ab in die IndyCar-Serie und versuchen, das Indy 500 und damit die Triple-Crown zu gewinnen!»

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