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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Ein echter Goldschatz

Von Mathias Brunner
​​​​​​Unser Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt einen echten Goldschatz, weniger wegen des Fahrzeugs, eher wegen des Piloten. Wer ist hier am Fahren? Auf welcher Strecke und wann ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Teddy Pilette mit seinem Lola T400-Chevy V8 beim Shellsport-Formel-5000-Rennen in Brands Hatch, der Belgier wurde am 19. Oktober 1975 Zweiter hinter Peter Gethin. Vor rund fünf Jahren im Pressesaal des Sepang International Circuit von Malaysia: Meine Kollegin Agnès Carlier stellte mir einen netten, älteren Herrn vor, ich musste zugeben, ich hätte ihn nicht mehr erkannt – es war der zweifache Formel-5000-Champion Teddy Pilette aus Belgien.

Der sympathische Herr mit dem gewinnenden Lächeln und leichtem Bauch-Ansatz ging komplett unerkannt über die Rennanlage ausserhalb von Kuala Lumpur. Nur Insider bemerkten den bunten Aufnäher an seinem Polo-Shirt, der ihn als Mitglied eines exklusiven Zirkels ausweist – des Klubs der früheren Grand-Prix-Fahrer.

Der Belgier Théodore «Teddy» Pilette (76) entstammt einer Rennfahrer-Dynastie – sein Grossvater gleichen Namens fuhr in Europa zahlreiche Siege ein und wurde im Jahre 1913 Fünfter beim Indy 500, sein Vater André wurde in den 50er Jahren bei Formel-1-WM-Läufen drei Mal Sechster, dabei war er in Reims 1956 sogar als Ferrari-Werkspilot unterwegs!

Teddy mühte sich in der Formel 1 mit miserablem Material herum, der Brüsseler konnte im GP-Sport nie sein wahres Talent zeigen. Da lief es in der Formel 5000 schon besser: 1973 und 1975 holte er sich in Rennern von Chevron und Lola zwei Titel. 1978 siegte Pilette zusammen mit Gordon Spice beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps.

Was führte den Renn-Veteranen nach Malaysia? Ganz einfach – Teddy lebt heute in Thailand, quasi ein Katzensprung von Malaysia entfernt. «Mein Interesse am Rennsport ist nie verflogen», sagte der Belgier. 2013 reiste Pilette sogar nach Indianpolis, um 100 Jahre nach dem Einsatz seines Grossvaters den Namen Pilette in Indy am Leben zu erhalten.

Teddy Pilettes Vater André begann seine Laufbahn mit Sportwagenrennen, von 1951 bis 1964 war er in der Formel 1 am Start, allerdings bei nur neun Rennen. Beste Ausbeute: Rang 5 beim Heim-GP von Belgien 1954, das reichte für WM-Rang 19.

Dazwischen lag eine zwei Jahre lang Rennpause, nach einem schweren Unfall auf dem Nürburgring 1956. Das grösste Problem von Pilette war nicht mangelndes Talent, sondern die teilweise jämmerlichen Renner, die er bewegte – mit Fahrzeugen von Scirocco oder Emeryson war wirklich kein Blumentopf zu gewinnen. Pilette, zusammen mit dem blutjungen Ricardo Rodríguez 1960 in Le Mans Zweiter hinter ihren Ferrari-Stallgefährten Olivier Gendebien und Paul Frère, beendete seine Karriere 1964 und übernahm die Leitung einer Rennfahrerschule in Zolder. André Pilette verstarb am 27. Dezember 1993 im Alter von 75 Jahren.

Teddy Pilette begann seine Autosportkarriere in der Rennfahrerschule von Jim Russell. Er verdiente sich seine Sporen bei Carlo Abarth, ab 1967 fuhr er für das belgische VDS-Team, dem er lange die Treue halten sollte. Neben den beiden Formel-5000-Titeln in Europa 1973 und 1975 fuhr Teddy auch in den USA. Drei Mal versuchte er erfolglos, sich für das Indy 500 zu qualifizieren (1977, 1982, 1983).

Erfolge im Tourenwagensport entschädigten Pilette für die schwachen Autos in der Formel 1. In Belgien 1974 wurde er mit einem Brabham 17., mit dem Stanley-BRM von 1977 war nichts zu machen – drei Mal nicht qualifiziert. Die Saison begann damals für BRM schon wenig verheissungsvoll: Der Argentinien-GP 1977 fand ohne den Australier Larry Perkins statt. Grund: Er hatte kein Auto.

Der Grund jedoch, wieso Perkins fahrzeuglos war, dürfte einer der skurrilsten der Rennhistorie sein. Schon bei der Präsentation des BRM P207 im Dezember 1976 war den Gästen aufgefallen, dass der neue Wagen, nun, sagen wir etwas wuchtig geraten war. Das sollte sich dann Wochen später am Flughafen London-Gatwick bestätigen – das Auto passte nicht in den Frachtflieger der «British Caledonian»!

Da der Wagen ziemlich spät fertig gestellt wurde (die Präsentations-Version war nicht fahrbereit), gab es keine Alternativ-Flüge mehr. In Brasilien tauchte die dicke Berta dann tatsächlich im Fahrerlager auf, war im Qualifying jedoch zwölf (!) Sekunden langsamer als die Pole-Position-Zeit von James Hunt (McLaren). In Runde 1 musste Perkins den Wagen parken – er überhitzte.

BRM rückte daraufhin zu Testfahrten nach Snetterton aus: Dort war ein gleichzeitig testender Formel Ford 2000 fast so schnell wie das Formel-1-Auto.

Teddy Pilette, Conny Andersson und Guy Edwards waren nach Perkins mit dem Wagen so aufgeschmissen wie der Australier – nach dem Monza-GP-Wochenende war der einst so traditionsreiche BRM-Rennstall am Ende.

Pilette setzte sich in der Formel 5000 des Jahres 1975 gegen stattliche Konkurrenz durch: Immerhin fuhren damals Alan Jones, Vern Schuppan, Peter Gethin, Dave Purley, Tony Brise, Dave Walker, Tom Walkinshaw, Ingo Hoffmann, Gordon Spice und Ian Ashley mit den Fünfliter-Einsitzern.

Das Formel-5000-Auto von Pilette steht heute im kleinen, aber feinen Rennmuseum der Abtei von Stavelot, unweit des Circuit de Spa-Francorchamps. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Zum neuen Rätsel: So berühmt wie der Silberpfeil von Mercedes-Benz ist dieser goldlackierte Renner nicht geworden. Dafür wurde dieses Auto für eine höchst ungewöhnliche Testfahrt benutzt, denn am Lenkrad sass ein echter Goldschatz.

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