Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

FP2 Mexiko: Verstappen 1., dann Defekt, Vettel 4.

Von Mathias Brunner
Max Verstappen

Max Verstappen

​Zweites freies Training zum Grossen Preis von Mexiko im Autódromo Hermanos Rodríguez: Die Überlegenheit von Red Bull Racing hält an, aber die Angst fährt mit – Verstappen rollte als Schnellster aus.

Die Formel-1-Piloten brannten darauf, früh ins zweite Training zu gehen: Die Bedingungen in den zweiten 90 Trainingsminuten entsprechend eher den Bedingungen der Quali und des Rennens, mit 47 Grad Pistentemperatur. Die Top-Fahrer wollten herausfinden: Ist der Wagen schnell genug, um das zweite Quali-Segment mit dem ultraweichen Pirelli zu fahren und den kaugummiweichen (und daher passend) pinkfarbenen Reifen im Abschlusstraining zur Seite zu legen? Zur Erinnerung: Die Fahrer müssen gemäss Reglement mit jener Reifenmischung ins Rennen, mit welcher sie im zweiten Quali-Teil ihre schnellste Zeit gezeigt haben. In Texas war der spätere Sieger Kimi Räikkönen der einzige Top-Pilot auf der weichsten Mischung, die Fahrer um ihn herum starteten auf dem widerstandsfähigeren Reifen. Was den Finnen nicht vom Sieg abgehalten hat.

Im ersten Training hatten alle Fahrer über stark körnende und abbauende Reifen gejammert. GP-Sieger Johnny Herbert: «Das erleben wir hier oft, wenn die Piste noch schmutzig ist, die Autos rutschen zu stark, das fördert das Körnen. Wenn dann im Verlauf des Wochenendes mehr Gummi auf der Bahn liegt, benehmen sich die Walzen manierlicher. Gleichwohl kann ich mir vorstellen, dass die Spitzenrennställe ernsthaft versuchen werden, mit dem härteren Reifen ins Rennen zu gehen – um länger auf der Bahn bleiben zu können.» Pirelli brachte für die zehn Teams nach Mexiko-Stadt: Den superweichen Reifen (rot markiert), den ultraweichen (violett) und den hyperweichen (pink).

Besonders arbeitswillig: Esteban Ocon, Fernando Alonso und Charles Leclerc, sie waren im ersten Training durch die Testfahrer Nicholas Latifi (Force India), Lando Norris (McLaren) und Antonio Giovinazzi (Sauber) ersetzt worden.

Kimi Räikkönen wetzte quer wie ein Rallyefahrer um die Kurven. DTM-Pilot Paul Di Resta: «Das sieht spektakulär aus, aber das wollen deine Techniker von dir nicht sehen. Das tut den Reifen nicht gut und ist einer nachhaltig wirkenden Aerodynamik auch nicht förderlich. Die Piste ist viel wärmer als im ersten Training, das wird in den Dauerläufen eine eckte Knacknuss.»

Die Fahrer rutschten reihenweise von der Bahn: Marcus Ericsson, Sebastian Vettel, Kevin Magnussen, alle in den ersten zehn Minuten. Alle Schreckmomente gingen glimpflich aus. Nach einer Viertelstunde tauchte Ferrari-Star Vettel an der Spitze auf, nur um sogleich von Lewis Hamilton unterboten zu werden. Renault-Fahrer Nico Hülkenberg bestätigte die gute Form vom Morgen und erzielte neue Bestzeit – der Deutsche allerdings auf ultraweichen Reifen, Hamilton auf den härteren superweichen Walzen. Vettel stellte auf superweichen Reifen die alte Reihenfolge wieder her, daraufhin tauchte Toro-Rosso-Fahrer Brendon Hartley an der Spitze auf, hyperweichen Pirelli sei Dank.

Da hatte schon eine gewisse Ironie: Die Piste wurde wärmer und wärmer, aber die Piloten rutschten herum wie auf Eis. Kurz darauf donnernder Applaus von den Rängen – Lokalheld Sergio Pérez liess sich erstmals auf der Bahn blicken.

Max Verstappen hatte dann die ganzen Faxen dicke: 1:17,437 min, eine satte Sekunde schneller als der Rest der Welt. Dabei hatte der Vorjahressieger noch nicht mal die weichsten Reifen aufgeschnallt, sondern die ultraweichen Pirelli. Kurz darauf schlitterte auch Hamilton geradeaus, nachdem er sich in Kurve 1 verbremst und die Reifen blockiert hatte. «Tut mir leid, ich mach das nochmals.» Renningenieur Pete Bonnington empfahl eine Veränderung der Bremsbalance. Hamilton handelte sich eine Bremsplatte ein, «aber das ist nicht so schlimm», wie der vierfache Champion über die resultierenden Vibrationen berichtete.

Nach einer knappen halben Stunde langen beide Renner von Red Bull Racing vorne – Verstappen vor Ricciardo. Die Fahrzeuge des Niederländers und des Australiers bauen mehr Abtrieb auf als die Boliden der Gegner, und bei 2250 Metern über Meer und den entsprechenden Atemproblemen von Mensch und Motor fällt das Power-Manko von Renault bei RBR nicht so ins Gewicht.

Zeitlupenaufnahmen aus dem Autódromo Hermanos Rodríguez zeigen: Die RBR-Autos liegen auf den Randsteinen wie ein Brett, das Chassis scheint von der Kerb-Hoppelei komplett unbeeindruckt zu sein.

Was würde Vettel auf hyperweichen Reifen zeigen? Mit einem sehr nervösen Auto konnte Sebastian auf dem weichsten Pirelli nicht so schnell fahren wie zuvor Max Verstappen mit dem härteren Reifen (ultraweich). Die Pink-Pirelli von Vettel waren schon im Stadionteil am Ende. Kimi Räikkönen machte es noch schlechter: Rad rechts vorne stehen gelassen vor der ersten Kurve, Reifen und Runde im Eimer. Trotz übler Vibrationen versuchte es Kimi nochmals. Vettel meldete sich am Funk: «Ich lasse die Reifen zwei Runden lang abkühlen und versuche es noch einmal.» Keiner der beiden Ferrari-Fahrer konnte sich verbessern.

Nach 45 Minuten wollte Max Verstappen wissen, wie das mit den weichsten Reifen so läuft: Neue Bestzeit mit 1:16,720 min, 1,2 Sekunden schneller als Carlos Sainz im Renault, aber nicht ganz so schnell wie am Morgen (1:16,656).

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert weiss: «Max kann es sich mit diesem Auto erlauben, sehr aggressiv zu fahren, und doch liegt sein Wagen besser auf der Bahn als jeder andere.» Verstappen nölte hingegen am Funk und zum Entsetzen seiner Gegner, der Motor laufe nicht perfekt. Der einzige Fahrer in der gleichen Sekunde wie Max: sein Stallgefährte Daniel Ricciardo.

Der Rennbeginn kann lustig werden für Fahrer auf den hyperweichen Pirelli. Sebastian Vettel zeigte eine Serie von: 1:21,8 min, dann 1:22,3, 1:22,8, dann brach der Reifen ein mit 1:25 min und 1:27 min. Vettel schnaufte am Funk: «Mehr geht nicht, tut mir leid.» Kein Wunder schielen die besten Rennställe darauf, lieber den ultraweichen Reifen zu verwenden. Bei Lewis Hamilton lief das nicht anders: Nach Zeiten im Bereich von 1:23 min stiegen die Rundenzeiten um drei, dann vier Sekunden. Der Engländer ärgerte sich dazu über Kevin Magnussen, der ihm seiner Meinung nach im Weg stand.

Max Verstappen bewies nochmals seine Überlegenheit: Auf sieben Runden alten, hyperweichen Pirelli fuhr er 1:21,3 min, als sei dies das Einfachste der Welt!

Johnny Herbert: «Red Bull Racing ist krass überlegen. Ich bin sicher, die Simulatoren in Maranello und Brackley werden heute Nacht glühen, denn Ferrari und Mercedes müssen sich einiges einfallen lassen, wenn sie gegen RBR im Rennen ein Rezept finden wollen.»

Lewis Hamilton am Funk: «Etwas stimmt mit dem Auto nicht.» Das ist wahr, es ist derzeit zu langsam. Aus dem Mercedes-Lager ist zu hören: Ein Teil des Rückstands gegen auf die Tatsache zurück, dass Mercedes mit gedämpfter Motorleistung fährt. Aber die Zeiten der Rennsimulationen lügen nicht – Red Bull Racing fährt in Mexiko in einer eigenen Kategorie. Und die Stars von Mercedes und Ferrari müssen sich mit den aufsässigen Renault von Sainz und Hülkenberg herumärgern.

Ist Red Bull Racing nur von einem Defekt aufzuhalten? Prompt rollte der schnellste Mann zehn Minuten vor Schluss aus – möglicherweise ein Problem mit der Hydraulik, die Lenkung wurde schwer, dann meldeten sich alle Systeme ab. Erst wenn der Wagen zurück an der Box ist, werden die Techniker ergründen, was genau passiert ist. Es ist nicht das erste Mal, dass die Renault-Motoren erlöschen wie eine Kerze im Wind.

Und was ist mit der WM-Entscheidung? Lewis Hamilton braucht bekanntlich in Mexiko nur einen siebten Platz, dann ist er Champion. Das erscheint derzeit wesentlich wahrscheinlicher als das andere Muss: dass nämlich Sebastian Vettel hier gewinnt.

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