FP2 Abu Dhabi: Bottas vorn, Verstappen nah dran
Im ersten freien Training hatten die Red Bull Racing-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo das Tempo klar vorgegeben, allerdings nutzten nicht alle Teams die Gelegenheit zur Zeitenjagd – wohlwissend, dass die zweite Session dank der späteren Startzeit mit Blick auf Qualifying und Rennen sehr viel repräsentativer sein würde. Deshalb konzentrierte sich etwa Ferrari auf die Testarbeit für 2019.
Bis zur zweiten Sitzung war die Aussentemperatur denn auch um knapp 15 Grad Celsius gefallen, und die ersten Fahrer, die sich auf der Piste zeigten, waren die jungen Williams-Piloten Sergey Sirotkin und Lance Stroll. Auch das Ferrari-Duo rückte gleich zu Beginn aus und Kimi Räikkönen setzte sich mit dem ersten Versuch mit 1:40,224 min vor seinen Teamkollegen Sebastian Vettel.
Die Red Bull Racing-Stars liessen es hingegen ruhig angehen und zeigten sich in den ersten 10 Minuten gar nicht auf der Bahn, während Mercedes-Pilot Valtteri Bottas vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton die Spitzenposition übernahm. Letzterer rückte wieder mit der gewohnten 44 auf der Fahrzeugnase aus, nachdem er das erste freie Training noch mit der weltmeisterlichen Eins auf der Front des Silberpfeils bestritten hatte.
Kurz vor Ablauf der ersten 30 FP2-Minuten übernahm schliesslich Daniel Ricciardo die Führung – wenn auch nur knapp: Der Red Bull Racing-Pilot blieb gerade einmal 18 Tausendstel schneller als der Finne im Silberpfeil, der damit auf die zweite Position verwiesen wurde. Noch vor der schnellen Runde von Ricciardo sorgte dessen Teamkollege mit einem wilden Ritt über die hohen Randsteine für Unterhaltung. Der Niederländer steuerte danach gleich die Box an, um seinen Renner checken zu lassen.
Auch sein Teamkollege durfte sich nicht lange freuen, denn Räikkönen startete auf den hyperweichen Reifen eine Quali-Simulation und liess sich mit 1:37,461 min eine neue Bestzeit notieren. Auch Kimis Teamkollege Sebastian Vettel gab nun auf der weichsten Reifenmischung Gas, blieb aber vorerst eine Zehntel langsamer als der Weltmeister von 2007, der Ferrari nach diesem Rennwochenende in Richtung Alfa Romeo-Sauber verlassen wird.
Enger Kampf in der Spitzengruppe
Bottas hatte mit seinem nächsten Versuch auf den hyperweichen Runden mehr Glück und erkämpfte sich mit 1:37,236 min die Spitzenposition zurück. Mittlerweile hatte sich auch Verstappen auf den hyperweichen Reifen zur Qualifying-Simulation aufgemacht. Doch auch der Niederländer kam nur auf 52 Tausendstel an die Bestmarke des Mercedes-Piloten heran.
So führte Bottas die Zeitenliste auch zur FP2-Halbzeit vor Verstappen, Hamilton, Räikkönen, Vettel, Ricciardo, Romain Grosjean, Nico Hülkenberg, Kevin Magnussen und Esteban Ocon an. Hinter der Top-10 hatten sich Carlos Sainz, Fernando Alonso, Charles Leclerc, Brendon Hartley, Pierre Gasly, Sergio Pérez, Marcus Ericsson, Lance Stroll, Stoffel Vandoorne und Sergey Sirotkin eingereiht.
Doch damit war die Zeitenjagd noch nicht gelaufen, die Red Bull Racing-Stars machten weiter Druck und Verstappen verkürzte seinen Rückstand auf Bottas auf 44 Tausendstel. Damit reihte er sich auf der zweiten Position ein – direkt vor seinem Teamkollegen, der es trotz seiner fünf Runden alten Reifen geschafft hatte, die dritte Position zu übernehmen. Damit lagen die Top-6-Zeiten nur 0,333 sec auseinander, wobei Vettel als Sechstschnellster das Schlusslicht der Spitzengruppe ausmachte.
Glück im Unglück hatte Pierre Gasly, der das erste freie Training mit rauchendem Heck beendet hatte. In seinem Toro Rosso-Renner musste das Getriebe ausgetauscht werden, die Flammen im Auspuff hatte ein Leck in einer Ölleitung desselben verursacht. Eine Strafe muss der Franzose, der 2019 für Red Bull Racing angreifen wird, aber nicht befürchten, weil es sich um sein Freitagsgetriebe handelte.
Kurz vor dem Ende der ersten FP2-Stunde ging die Sonne über dem Yas Marina Circuit unter und die Streckentemperatur fiel auf 28 Grad Celsius. Die Longruns der GP-Stars zeigten, dass die tieferen Temperaturen den Reifenabbau deutlich bremsten – zumindest im Falle von Mercedes und Red Bull Racing. Ferrari hinterliess hingegen den Eindruck, im Vergleich zur Konkurrenz etwas mehr Probleme damit zu haben.
Obwohl die Formel-1-Piloten ihre Dauerläufe absolvierten, konnten sich die Zuschauer nicht über fehlende Action beschweren – so produzierte das Force India-Team beinahe einen Zusammenstoss zwischen Sergio Pérez und Verstappen, weil es den Mexikaner losfahren liess, als der Red Bull Racing-Star in der Boxengasse unterwegs war. Der Niederländer konnte einen Zusammenstoss mit dem rosa Renner verhindern, beschwerte sich aber lauthals über Boxenfunk über die Situation.
Trösten durfte sich Verstappen am Ende mit der zweitbesten FP2-Zeit hinter Bottas. Ricciardo, Hamilton, Räikkönen, Vettel, Grosjean, Hülkenberg, Magnussen und Ocon belegten die weiteren Top-10-Ränge. Dahinter komplettierten Gasly, Sainz, Alonso, Pérez, Leclerc, Hartley, Ericsson, Vandoorne, Stroll und Sirotkin die Zeitenliste.