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F2-Rüpel Ferrucci: «Bessere Atmosphäre als in Europa»

Von Vanessa Georgoulas
Mit seinem schlechten Benehmen nahm sich der US-Amerikaner Santino Ferrucci selbst alle Chancen auf einen Formel-1-Aufstieg. Nun fährt er in der IndyCar-Serie – und vermisst Europa überhaupt nicht, wie er betont.

Santino Ferrucci war im vergangenen Jahr auf dem besten Weg, den Aufstieg in die Formel 1 zu schaffen. Er bestritt für das Trident-Team seine zweite Formel-2-Saison und war damit im Schatten der grossen GP-Stars unterwegs. Ausserdem hatte er als Entwicklungsfahrer für den US-Rennstall von Gene Haas bereits einen Fuss in der Tür der Königsklasse.

Doch am Silverstone-Wochenende des vergangenen Jahres änderte sich alles, denn Ferrucci leistete sich gleich mehrere Fehltritte. Ferrucci hatte seinen Teamkollegen Arjun Maini gleich zwei Mal in eine Kollision verwickelt – das eine Mal sogar mit Absicht auf der Auslaufrunde. Ausserdem hatte der Nachwuchspilot aus Connecticut sich erwischen lassen, wie er mit nur einen Handschuh und dem Mobiltelefon in der Hand vom F2-Paddock zur Boxengasse fuhr.

Dafür wurde er gleich zwei Mal vor die Regelhüter zitiert – und liess sich beide Male nicht blicken. Deshalb wurde in seiner Abwesenheit beschlossen, dem Rüpel eine Strafe von insgesamt 66.000 Euro sowie vier Rennsperren für die nächsten Läufe in Ungarn und Frankreich aufzubrummen. Statt sich einsichtig zu zeigen, pöbelte der Mehrfach-Sünder in den sozialen Medien gegen seinen damaligen Stallgefährten – was ihm nicht viele Sympathien einbrachte.

Obwohl Ferrucci die Einträge schliesslich löschte und ein lauwarmes Statement abgab, mit dem er sich bei allen Beteiligten für sein Benehmen entschuldigte, reichte es seinem Brötchengeber. Trident schmiss den US-Amerikaner kurzerhand raus, und obwohl Haas-Teamchef Günther Steiner beteuerte, man werde Ferrucci an Bord behalten, trennten sich die Wege des F1-Rennstalls und des Pisten-Rowdys Ende 2018 in aller Stille.

Ferrucci fand in Amerika eine neue Beschäftigung, er tritt für das Team Dale Coyne Racing in der IndyCar-Serie an. In einem Interview mit der offiziellen Website der US-Serie beteuerte er unlängst, dass er den Wechsel in die Heimat nicht bereue. «Es ist sehr schwierig, in die Formel-1-Startaufstellung zu kommen. Ganz ehrlich, ich vermisse die europäische Motorsport-Szene kein bisschen. Die Atmosphäre dort ist nicht sehr gut, die Szene ist sehr hart und unbarmherzig, und es verlangt dir sehr viel Ab.»

In Amerika sei der Motorsport noch sehr viel familiärer, deshalb freue er sich über seine Heimkehr in die USA, erklärte der Nachwuchsfahrer. «Alles ist sehr viel netter und die Szene ist ist nicht so nachtragend», äzte Ferrucci, der sich in der Formel 2 schon vor seinem Silverstone-Ausraster einen schlechten Ruf als unerzogener, arroganter und unverantwortlicher Fahrer eingehandelt hatte.

«Viele Leute kennen mich nicht wirklich, trotzdem urteilen sie über mich», klagte der frühere F2- und GP3-Pilot, der 2015 für Mücke Motorsport in der Formel-3-EM unterwegs gewesen war und den elften Gesamtrang erobert hatte. Deshalb sei er mehr als glücklich über die Chance, die ihm sein neuer Brötchengeber gegeben habe.

Sicher ist: In Europa vermisst ihn keiner. Trident machte 2018 mit Maini und Alessio Lorandi weiter und Haas holte als Entwicklungsfahrer Pietro Fittipaldi an Bord. Der 22-jährige Enkel des zweifachen Weltmeisters ist in dieser Rolle auch bei den F1-Wintertestfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya im Einsatz.

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