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Ferrari in der Krise: Durchbruch beim Barcelona-Test?

Von Mathias Brunner
Antonio Fuoco beim Barcelona-Test

Antonio Fuoco beim Barcelona-Test

​Der Verdacht erhärtet sich: Ferrari hat mit dem 2019er Auto SF90 ein konzeptionelles Problem. Teamchef Mattia Binotto bleibt dazu vage. Ist den Italienern beim Barcelona-Test ein Durchbruch gelungen?

Formel-2-Europameister Marc Surer hat in Spanien im Gespräch mit SPEEDWEEK.com knallhart auf den Tisch gebracht, was seit längerem im Fahrerlager vermutet wird: «Ferrari hat ein konzeptionelles Problem. Das Auto baut zu wenig Abtrieb auf. Das fiel im Winter aus zwei Gründen nicht auf: Erstens reichte es im frühen Entwicklungsstadium der Autos und auf dieser Strecke, um Bestzeiten zu fahren, und zweitens hatte Mercedes das eigene Fahrzeug in der ersten Wintertestwoche nicht im Griff. Wenn wir uns die Sektoren anschauen, dann war Ferrari schon im Winter im letzten Pistenteil schlecht, dort also, wo du am meisten Abtrieb brauchst. Wir hätten damals aufhorchen müssen.»

«Abtrieb kannst du nicht einfach herbeizaubern. Gut, du könntest grössere Flügel ans Auto packen, aber dann bist du auf den Geraden nicht mehr schnell genug. Das ist Ferrari in China passiert. Abtrieb muss vom Unterboden kommen, daher vermute ich – Ferrari hat ein konzeptionelles Problem. Wenn der Frontflügel die Luft aussen um die Vorderräder zwingt, dann ist das zur Versiegelung des Luftstroms an den Seitenkästen gut in schnellen und mittelschnellen Kurven, aber es scheint in langsamen Ecken nicht zu funktionieren. Die Aerodynamiker wollen die Wirkung des Unterbodens betonen, indem sie mit geschickt geführtem Luftfluss verhindern, dass Luft seitlich abfliesst. Du willst diese Luft möglichst nachhaltig unterm Auto behalten und zum Heck leiten. Fliesst die Luft seitlich ab, dann verlierst du Abtrieb.»

Frage daher an Mattia Binotto: Hat Ferrari ein Konzeptproblem? Und falls ja, wie dramatisch wäre das? Der Team- und Technikchef meinte in Barcelona eher vage: «Ein Drama wäre das nicht. Aber wir müssen zuerst herausfinden, ob die Probleme etwas mit dem Konzept zu tun haben.»

Viele Leser würden an dieser Stelle einwenden: Ist es zu diesem Zeitpunkt zu spät, das Konzept zu ändern? Marc Surer: «Doch, denn die brauchst ja nicht nur einen neuen Frontflügel, sondern der Flügel gibt alles vor, was weiter hinten passiert. Da müsstest du den ganzen Wagen umkrempeln. Ferrari muss nachbessern und sucht verzweifelt mehr Abtrieb. Mercedes hat ein anderes Konzept, das von Anfang an auf mehr Abtrieb abzielte, daher sind sie auf den Geraden nicht so schnell wie Ferrari, aber sie gewinnen vor allem in langsamen Kurven so viel Zeit, dass sie am Ende die Nase vorn haben.»

Binotto und auch Star-Fahrer Sebastian Vettel sagen im Chor: «Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben. Wir müssen es nur schaffen, dieses Potenzial aus dem Fahrzeug zu kitzeln.»

Beim Barcelona-Test war der Wagen mit Antonio Fuoco am Lenkrad mit Messgeräten vollgestopft. Es war offensichtlich: Die Italiener konzentrieren sich weniger auf die Vorbereitung in Sachen Grand Prix von Monaco, es geht vielmehr um grundsätzlichere Fragen. Immer wieder wurde an der Abstimmung des SF90 gearbeitet. Ferrari experimentierte, das war bei den Top-Speed-Messungen klar zu erkennen – Ferrari verzichtete auf Speed, um in den Kurven schneller zu sein.

Fuocos Bestzeit auf C4-Pirelli sind wenig aussagekräftig. Nichts dringt durch, ob hier der grosse Schritt nach vorne gelungen ist. Die Antwort werden wir wohl erst in Monte Carlo erhalten.

Barcelona-Test, Tag 2 (15. Mai)

1. Nikita Mazepin (RU), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:15,775 (128 Runden) C5
2. Alex Albon (GB), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,079 (110) C4
3. Antonio Fuoco (I), Ferrari SF90, 1:17,284 (120) C4
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:17,349 (127) * Prototyp
5. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,393 (110) C5
6. Jack Aitken (GB), Renault R.S.19, 1:17.621 (75) C4
7. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,101 (106) C3
8. Nick Yelloly (GB), Racing Point RP19-Mercedes, 1:18,212 (83) C5
9. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW42-Mercedes, 1:18,573 (88) C5
10. Dan Ticktum (GB), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:19,458 (79) C3
11. Oliver Turvey (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:20,712 (52) C3
12. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:20,745 (119) * Prototyp
13. Sérgio Sette Camara (BR), McLaren MCL34-Renault, 1:21,565 (19) C2
* Arbeit mit 2020er Pirelli-Reifen

Barcelona-Test, Tag 1 (14. Mai)

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+ 1:15,511 (131 Runden) C5
2. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:16,933 (132) C2
3. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,679 (121) C4
4. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:18,051 (68) C3
5. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,140 (118) C3
6. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault 1:18,263 (64) C2
7. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-19-Ferrari 1:18,326 (103) Prototyp
8. Nick Yelloly (GB), Racing Point RP19-Mercedes, 1:18,361 (111) C5
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,425 (133) * Prototyp
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault 1:18,567 (44) C3
11. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,719 (118) * Prototyp
12. Callum Ilott (GB), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:19,891 (41) C2
13. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW42-Mercedes, 1:20,670 (134)
* Arbeit mit 2020er Pirelli-Reifen C2

C1: härteste Mischung, C5: weichste Mischung

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