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Sebastian Vettel: «Ich fühlte mich nie als Nummer 2»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel: Sieg in Singapur

Sebastian Vettel: Sieg in Singapur

​Sebastian Vettel spricht nach seinem Sieg in Singapur in Russland über die Grösse von Ferrari, den Ärger von Charles Leclerc, die Bedeutung von Funksprüchen und darüber, was er von seinem Ferrari braucht.

Volle Hütte bei Ferrari. Kein Wunder, immerhin spricht jener Mann, der angeblich erledigt war, von seinem jungen Stallgefährten entzaubert, ein künftiger Ex-Pilot mehr oder weniger – aber Sebastian Vettel hat alle Kritiker Lügen gestraft, seinen fünften Singapur-Sieg herausgefahren und damit den ersten Erfolg nach mehr als einem Jahr.

Hand aufs Herz: Wie viel Druck ist von Vettels Schultern gefallen? «Klar hat mir das Rennen von Singapur gutgetan, aber ich bin schon lange genug dabei, um eine Situation zu erleben, in welcher es nach einer schwierigen Phase endlich mal wieder besser gelaufen ist. Von daher ist die Erleichterung nicht so gross wie man von aussen betrachtet vielleicht denken könnte.»

Charles Leclerc war im und nach dem Singapur-GP ziemlich patzig, wie explosiv war die Nachbesprechung des Rennens? «Er hat mir nichts vorgeworfen. Ich kann seinen Unmut nachvollziehen, aber in Anbetracht der letzten Wochen hat Ferrari sicher nicht die falsche Entscheidung getroffen.»

«Gewiss war Charles am Funk sehr feurig, aber ich finde, es wird überinterpretiert, was wir da in der Hitze des Gefechts so von uns geben. Ich glaube, wenn wir einem Fussballspieler ein Mikro geben würden und mithören könnten, was er da so von sich gibt, wenn er einen Ball vergeigt, dann würden wir ziemlich staunen. Man darf nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Dass wir im Wagen emotional sind, ist normal, das muss auch so sein, aber ich lege nicht zu viel Wert auf Funksprüche. Intern ist das alles viel ruhiger.»

«Letztlich war es so, dass wir alle davon überrascht wurden, wie gut das Unterschneiden geklappt hat. Und klar ist auch, dass sowohl Charles als auch ich nach dem Sieg trachten. Es kann nun mal nur einer gewinnen, und es liegt in der Natur des Sports, dass der andere Fahrer dann enttäuscht ist.»

Wie wichtig war der Sieg, um nicht zur Nummer 2 von Ferrari abgestempelt zu werden? «Ich habe mich nie als Nummer 2 gesehen. Jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, will ich das Beste geben. Manchmal reicht es, manchmal nicht. Ich war nicht grübelnd nach Singapur gereist, sondern ich freute mich auf meine Aufgabe. Generell ist es so, dass niemand grösser ist als Ferrari. Nicht einmal Michael Schumacher, und der war sehr gross.»

Wie sieht Vettel die Renaissance von Ferrari mit ein paar Tagen Abstand? «Wir haben es einfach geschafft, neue Teile ans Auto zu bringen, die mehr Abtrieb erzeugen, das hat sich sehr positiv ausgewirkt auf das Fahrverhalten und auch darauf, wie wir mit den Reifen umgehen können. Die Schwachstellen, die wir sonst in langsamen Kurven hatten, waren in der Form nicht mehr da. Das brachte uns in die Position, vorne mitzukämpfen. Ich glaube jedoch, dass Mercedes an sich im Rennen das bessere Auto hatte. Es wäre Wunschdenken zu glauben, dass Ferrari nun alle Probleme gelöst hat.»

Wie viel des Fortschritts kam von neuen Teilen und wie viel vom Fahrer, der sich vielleicht im Wagen endlich komplett wohlfühlt? «Wenn wir ein wenig zurückblicken – zugegeben, in Ungarn waren wir nicht sehr konkurrenzfähig. Aber wir haben immer besser verstanden, was wir von der Abstimmung her brauchen. Hin und wieder haben wir uns ein wenig verrannt. In Belgien und Italien war das Gefühl im Auto schon besser. In Monza war mein Rennen leider etwas kurz, aber in der Quali hatte sich der Wagen gut angefühlt. Es ist also nicht so, dass sich in Singapur alles geändert hat.»

Was braucht Vettel zusätzlich vom Wagen, um das Beste aus sich herauszuholen? «Wir haben einfach die Richtung besser verstanden, die wir einschlagen wollen. Und wenn du dann Verbesserungen hast, welche den Abtrieb erhöhen, dann schenkt dir das mehr Spielraum. Manchmal bist du eingeschränkt, was die Einstellung von Vorder- und Hinterachse angeht. Ich hoffe, ab Singapur haben wir auch auf anderen Rennstrecken mehr Freiheiten, um die beim Set-up vorne oder hinten besser arbeiten zu können. Es wäre nicht richtig zu sagen, wir sind von einem bestimmten Punkt eingeschränkt.»

«Gleichzeitig sage ich aber, was ich eingangs des Singapur-Wochenendes festgehalten hatte: In der Theorie sind wir hier nicht die Favoriten, aber wir fahren nicht nach Theorie. Wir haben in Singapur viel Zuversicht getankt. Daher hoffe ich, dass wir hier auch um die Pole und den Sieg mitreden können.»


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