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Luca Montezemolo zum Fall Leclerc: Was auf die Ohren!

Von Mathias Brunner
Luca Cordero di Montezemolo

Luca Cordero di Montezemolo

​Der langjährige Ferrari-Direktor Luca Cordero di Montezemolo bewundert das Talent von Charles Leclerc, kann aber mit dessen Gejammer wenig anfangen. «Der würde bei mir schön was zu hören bekommen!»

Das waren noch Zeiten, als Ferrari jeweils den neuen Rennwagen mit Riesen-Tamtam präsentierte. Vor einer handverlesenen Schar von Berichterstattern tummelten sich die Granden aus Politik und Wirtschaft, um zu erleben, wie Präsident Luca Montezemolo eine launige Rede hielt und die Ferrari-Fahrer dann das edle Tuch von der neuen roten Göttin zogen. Rauschender Applaus im Saal.

Mir fehlen die feurigen Worte von Montezemolo, stets frei von der Leber weg gesprochen, immer herzergreifend, immer nah am Volk und am Thema, nie überheblich, kein PR-Blabla, sondern Herzblut. Er war die Verkörperung der Leidenschaft Ferrari. Heute zeigt Ferrari eine Präsentation, die eher Leiden schafft, denn die Italiener beschränken sich auf einen Internet-Auftritt, meist wollen das so viele Fans sehen, dass natürlich die Verbindung kollabiert. Im Netz werden mehr Menschen erreicht, gewiss, aber mehr Wärme hat das nicht.

Ich fand es immer eine schöne Laune des Schicksals, dass Montezemolo und die Firma Ferrari das Geburtsjahr teilen: 1947. Heute ergreift Luca nur noch selten das Wort, es ist still geworden um jenen charismatischen Menschen, der von 1991 bis 2014 Steuermann der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt und des beliebtesten Rennstalls obendrein war. Das Ende seiner Ära war äusserst unglamourös, es gab dicke Luft zwischen ihm und Fiat-Sanierer Sergio Marchionne, der sich zum neuen starken Mann von Ferrari machte. Seither gilt: Man kann Montezemolo aus Maranello entfernen, aber niemand kann Ferrari aus Montezemolo entfernen.

Der inzwischen 72jährige Bologneser ist noch immer der Gleiche wie früher: Wer gerade heraus fragt, erhält eine entsprechende Antwort. Wie der junge Charles Leclerc am Funk in Singapur und Sotschi herumnölte, das hat den langjährigen Ferrari-Direktoren auf die Palme gebracht, wie er unseren Kollegen des Corriere dello Sport erklärt: «Wenn sich Leclerc mit solchen Beschwerden in meinem Büro hätte blicken lassen, dann hätte er mehr als nur ein paar Worte zu hören bekommen.»

«Ich kann mich an eine Situation mit Rubens Barrichello erinnern, da hat sich der Brasilianer darüber aufgeregt, dass er in Österreich für Schumacher Platz machen musste. Ich sagte ihm: ‘Du tust, was wir von dir verlangen und basta.’»

«Viele Leute, die über die Formel 1 schreiben, kennen den Sport zu wenig. Wie etwa, wenn sie mich fragen, wie Michael Schumacher mit Niki Lauda zu vergleichen sei. Das sind einfach unterschiedliche Generationen. Was ich zu Charles Leclerc sagen kann: Er ist einer der Besten seiner Generation.»

Auf die Frage, was es brauchte, damit Ferrari endlich wieder einen WM-Titel hole, leistet sich der charismatische Manager einen Scherz: «Mein Comeback.»

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