Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Neues Rätsel Racing-Raritäten: Leider kein Evergreen

Von Mathias Brunner
​​«Racing-Raritäten» zeigt einen Rennstall, dessen erster Auftritt nicht nur der Farbe wegen viel Hoffnung verströmte. Leider wurden weder Auto noch Fahrer zu Evergreens. Wer ist das? Machen auch Sie mit!

Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die Lösung vom letzten Mal: Der Deutsche Nick Heidfeld bewegte einen unlackierten Toyota TF109 für einen Test von Reifenhersteller Pirelli, die Probefahrten fanden am 18./19. August 2010 in Mugello statt.

Es handelte sich um den ersten Test von Pirelli im Hinblick auf die Formel-1-Rückkehr in der Saison 2011. Das Ziel des Mugello-Tests bestand darin, mit dem Prozess zu beginnen, die richtige Konstruktion und Gummimischung herauszufinden. Der erfahrene «Quick Nick» soll seine Eindrücke schildern, damit die Pirelli-Ingenieure ihre Prototypen für die darauffolgenden Tests im August verbessern können. Insgesamt standen bis zum ersten Test der Formel-1-Teams im November in Abu Dhabi fünf weitere Pirelli-Privattests auf dem Programm.

«Das war der erste Schritt unserer Rückkehr in die Formel 1», berichtete der damalige Pirelli-Rennchef Paul Hembery, «und wir sind sehr zufrieden mit der Leistungsfähigkeit der Reifen und den Informationen, die wir sammeln konnten. Wir konzentrierten uns darauf, Profil und Konstruktion der Vorder- und Hinterreifen auszuloten.»

«Mugello ist mit seiner rauen Fahrbahnoberfläche, den langen und mittelschnellen bis schnellen Kurven sowie den Haarnadeln und schnellen Richtungswechseln ein ziemlich gutes Testgelände», fand Hembery.

Das Toyota Chassis TF109 wurde 2010 und 2011 von Pirelli als rollendes Labor benutzt. Es wurde dabei von Heidfeld, Pedro de la Rosa, Romain Grosjean und Lucas di Grassi gefahren.

Nick Heidfeld wurde in Mönchengladbach geboren und verbrachte dort seine Jugend. Er besuchte, genau wie seine beiden Brüder, das örtliche Gymnasium. Bereits mit fünf Jahren fuhr Nick zusammen mit seinen Brüdern Motocross-Rennen. Nach einem schweren Unfall, der Heidfeld fast seinen Unterschenkel gekostet hätte, haben seine Eltern Wolfgang und Angelika Heidfeld den Motorsport zunächst verboten. Seine Eltern kauften ihm ein Jahr später, 1985, das erste eigene Kart. Sein Kart wurde auf Grund mangelnder Grösse provisorisch ausgepolstert (Decke im Rücken, Blöcke auf den Pedalen).

Die ersten richtigen Kart-Erfahrungen sammelte Heidfeld im Kerpener Kartklub, der auch die beiden Schumacher-Brüder hervorgebracht hatte. Alle drei sind oft gegeneinander gefahren.

Nach fast zehn Jahren im Kartsport wechselte der junge Deutsche in die Formel Ford 1600. Mit acht von möglichen neun Siegen wurde er auf Anhieb Meister.

1995 wechselte er dann in die Formel Ford 1800 und gewann auch diese auf Anhieb. Auch die Formel 3 war nur eine Zwischenstation: 1996 wurde er Dritter, im Folgejahr sicherte er sich den Meistertitel.

Mit dem Meistertitel im Gepäck durfte Heidfeld 1997 seine ersten Formel-1-Tests absolvieren, für McLaren-Mercedes.

Für die Saisons 1998 und 1999 wechselte er in die Formel 3000. Er bekam einen Platz im McLaren-Juniorteam und testete hin und wieder die Formel-1-Autos von McLaren-Mercedes.

Beinahe hätte Heidfeld auch diese in seinem Debütjahr gewinnen können. Ein Fehler des Teams verhinderte jedoch nach drei Siegen in Folge den Titel. Heidfeld musste nach erkämpfter Pole-Position von hinten starten, und so wurde Juan-Pablo Montoya in diesem Jahr Meister. 1999 verlief besser. Heidfeld wurde mit einer Rekordpunktzahl Meister.

Daraufhin bekam er beim Prost-Grand-Prix-Team ein Formel-1-Cockpit. Auf Grund der Unterlegenheit des Autos verlief die Saison schlecht. Heidfeld sammelte keinen einzigen Punkt in seinem Debütjahr, eine ungewohnte Erfahrung für den Deutschen.

Im Jahr darauf fuhr Heidfeld für das Sauber-Team. Mit dem wesentlich besseren Auto konnte er regelmässig Punkte sammeln. Sogar ein Podiums-Platz beim Grand Prix von Brasilien war drin. In der Weltmeisterschaft belegte er den achten Platz.

2002 konnte das Sauber-Team nicht an die Vorjahresleistungen anknüpfen. Heidfeld wurde nur WM-Zehnter. Eigentlich hätte Heidfeld für McLaren-Mercedes an den Start gehen wollen, aber diese verpflichteten lieber Heidfelds Teamkollegen bei Sauber, den Finnen Kimi Räikkönen.

Für die Saison 2003 holte Sauber den erfahrenen Heinz-Harald Frentzen ins Team. Somit fuhren nicht nur zwei Deutsche im gleichen Team, die beiden kamen auch aus dem gleichen Ort. Das brachte aber leider nicht den gewünschten Erfolg. Heidfeld wurde nur Vierzehnter in der Weltmeisterschaft und wurde nicht weiter verpflichtet.

Beinahe wäre das das Ende von Heidfelds Formel-1-Karriere gewesen. In letzter Sekunde bekam er noch ein Angebot vom Jordan-Team. Da das Team ständig ums Fortbestehen kämpfen musste, konnte Heidfeld nur mit ein paar Achtungserfolgen überzeugen, sodass es auch für das nächste Jahr nicht gut aussah.

Einzig Frank Williams hatte Vertrauen in das Talent des jungen Deutschen und nahm ihn nach einem Vergleichskampf gegen Antonio Pizzonia Anfang 2005 unter Vertrag. Heidfeld konnte überzeugen, ein zweiter Platz beim Grand Prix von Monaco sowie seine erste Pole-Position auf dem Nürburgring waren die Highlights der Saison, die Heidfeld letztlich als Elfter beendete.

2006 verlor Williams nicht nur seine von BMW gelieferten Motoren sondern auch Nick Heidfeld als Fahrer. BMW stellte für diese Saison ein eigenes Werksteam auf die Beine und nahm Heidfeld unter Vertrag. Heidfeld punktete wieder regelmässig und wurde Neunter in der WM.

2007 war das BMW-Team, auch auf Grund von Heidfelds guter Entwicklungsarbeit, die drittstärkste Kraft hinter McLaren und Ferrari. In der Weltmeisterschaft sicherte sich Heidfeld mit einem fünften Platz seine beste WM-Platzierung. Sein Team wurde zunächst Dritter in der Konstrukteurswertung, rutschte dann aber noch einen Platz nach vorn, weil das McLaren-Team auf Grund der Spionage-Affäre aus der WM ausgeschlossen wurde.

Die Saison 2008 begann mit einem zweiten Platz beim GP von Australien in Melbourne. Heidfeld konnte zwar immer wieder punkten, aber wurde häufig vom Teamkollegen Robert Kubica geschlagen. Am Saisonende war er WM-Sechster.

2009 fuhr er ebenfalls für das BMW-Team. Der Erfolg blieb jedoch aus, und Heidfeld wurde nur Dreizehnter in der Weltmeisterschaft. Zum Ende des Jahres gab das BMW-Team seinen Rückzug aus der Formel 1 bekannt. Heidfeld wurde also wieder arbeitslos. Die Top-Teams hatten ihre Fahrerpaarungen bereits zusammengestellt. Heidfeld blieb nur noch der Platz des Test- und Ersatzfahrers beim Mercedes-GP-Team.

Da Pirelli 2011 als neuer Alleinausrüster in der Formel 1 tätig ist, benötigten sie einen erfahrenen Testfahrer, der zur Untätigkeit bei Mercedes verurteilte Heidfeld erhielt die Freigabe und führte die ersten beiden Tests mit einem 2009er Toyota durch. Doch er sollte sogar als Aktiver in die Formel 1 zurückkehren. Da Pedro de la Rosa bei Sauber nicht zu überzeugen vermochte, wurde er von Peter Sauber kurzerhand vor die Tür gesetzt und durch Heidfeld ersetzt.

Die Formel-1-Karriere von Nick Heidfeld endete nach der Saison 2011 endgültig, in welcher Heidfeld für den bei einem Rallye-Unfall schwer verletzten Robert Kubica den französischen Werksrennwagen übernommen hatte. Heidfeld bestritt elf Rennen, wurde Dritter in Malaysia, nach Ungarn jedoch ersetzt, als Bruno Senna mit viel Geld vor der Tpr stand. In den folgenden Jahren startete er in der Langstrecken-WM und begann eine Karriere in der Formel E. 2016/2017 wurde er Gesamtsiebter.

Damit zur neuen Aufgabe: Das waren noch Zeiten, als in den 70er Jahren die Autos komplett unterschiedlich aussahen. Wir sehen hier einen echten Formel-1-Exoten in einem wuchtig gestalteten Renner.

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