Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Happy Birthday, Damon Hill

Von Guido Quirmbach
Am Ziel der Wünsche: Sieg und Weltmeister in Suzuka 1996

Am Ziel der Wünsche: Sieg und Weltmeister in Suzuka 1996

Der Formel 1-Weltmeister von 1996 feiert seinen 50. Geburtstag. Er war als Schumachers Rivale die Zielscheibe der deutschen Medien, aber sicher besser als sein Ruf.

Hill gegen Schumacher, was war das für ein Gesprächsstoff Mitte der 1990er Jahre. Er war bei den beiden ersten Titeln Schumacher der einzige Gegner, der dem deutschen die Krone noch hätte abjagen können. Doch er setzte sich sein Denkmal erst im dritten Anlauf 1996.

 
Einfach hatte es Damon nie. Als Vater Graham 1975 mit seinem eigenen Privatflieger abstürzte und ausser ihm fünf Menschen, darunter Tony Brise, starben, war er vollkommen unterversichert. Die aufgrund der Erfolge von Graham wohlhabende Familie stand plötzlich vor dem Nichts und hatte hohe Schulden. Was dazu führte, dass sie sogar Pokale von Graham Hill verkaufen mussten. Somit hatte Damon für den Start in seine Rennkarriere zwar einen grossen Namen, aber keinerlei finanzielle Mittel.
 
Er versuchte sich erst als Motorrad-Rennfahrer, wo er viele Siege einfuhr und stieg erst 1984 im Alter von 23 Jahren auf vier Räder um. Finanziert unter anderem als Auslieferungsfahrer in einem Pizza-Service. Einen Durchmarsch in die Formel 1 hat es sicher nicht gegeben. Siegesserien gab es nicht, dafür fehlte die Kart-Jugend, die seine Konkurrenten fast alle hatten. Hill war sicher kein Naturtalent, dem alles leicht von der Hand ging. Aber er war ein akribischer Arbeiter, der sich stetig verbesserte.

Nach drei Jahren in der Formel 3000 wurde Hill 1992 Testfahrer bei Williams, gleichzeitig fuhr er im völlig chancenlosen Brabham seine ersten beiden Grand Prix. Die erste Qualifikation gelang ihm ausgerechnet in Silverstone, wo ihn das Publikum nach dem Training bald genauso feierte, wie Nigel Mansell nach seiner Fabel-Pole.

Nachdem Alain Prost im Ruhestand zu Williams stiess und gleichzeitig Mansell und Patrese ausgebotet wurden, entschieden sich Frank Williams und Patrick Head für Hill als Nr. 2-Pilot. Nachdem er in Deutschland haushoch in Führung liegend mit einem Reifenschaden ausgeschieden war, gab es dann in seiner ersten Saison mit Siegen in Budapest, Spa und Monza einen lupenreinen Hattrick.

Nach dem Tod von Ayrton Senna lastet 1994 die Bürde des Teamleaders auf ihm, eine Last, der er teilweise nicht gewachsen schien. Und es fiel auf: er neigte zu Fehlern, wenn der Druck gering war, höchstem Druck hingegen war er gewachsen. Bei schwierigsten Bedingungen gewann er 1994 den Japan-GP und hielt das Titelrennen bis Adelaide offen, wo dann die bekannte Kollision zwischen Schumacher und Hill erfolgte, die die WM zu Gunsten des Kerpeners entschied.

Spätestens nach zwei von Hill verursachten Kollisionen mit Schumacher 1995 in Silverstone und Monza hatte sich dann die deutsche Boulevard-Presse, die die Formel 1 dank Schumacher für sich entdeckt hatte, auf Hill eingeschossen. «Wie irre ist Hill wirklich?», so einmal die Überschrift einer Zeitung mit vier Buchstaben. Das gleiche Blatt drehte auch gerne Worte im Mund herum. Als Hill einmal angesichts von Schumachers Perfektionismus diesen respektvoll als «Klon» bezeichnete, passte das nicht ins Konzept und man machte daraus einen «Clown», um das mediale Duell weiter anzuheizen. Die bescheidene Saison 1995 schloss Hill mit einem bemerkenswerten Sieg ab: Während sich die Konkurrenz gegenseitig dezimierte, blieb er in Adelaide fehlerfrei und siegte mit 2 Runden Vorsprung. Er zehrte daraus Kraft über den Winter und die Vorbereitung auf die 96er Saison, seine dritte und wohl auch letzte Chance. Doch die nutzte er!

Auch 1996 war der Umgang der deutschen Medien mit Hill alles andere als fair. Wenn er im strömenden Regen von Sao Paulo Schumacher überrundete, wurde dies ebenso totgeschwiegen, wie in Monaco, als er bis zum Ausfall durch Motorschaden Kreise um die Konkurrenz fuhr, während Schumacher in der ersten Runde in der Mauer landete. Dafür konnte man auf Hill wieder eindreschen, als er in der Sintflut von Barcelona mit Trocken-Setup mehrere Dreher fabrizierte und ausschied, während Schumacher übers Wasser ging.

Durch einen Fahrfehler in Monza brachte Hill seinen Stallgefährten Villeneuve noch in die Position, ihm den WM-Titel streitig zu machen. Doch beim Finale in Suzuka bewies er erneut Nervenstärke unter extremen Druck und sicherte sich mit einem Start/Ziel-Sieg den Titel. Villeneuve war es, der in dem Rennen patzte und von der Pole den Start vergeigte, bis er später wegen eines verlorenen Rades ausschied.

Von Williams als angehender Weltmeister gefeuert, kam er bei Arrows unter und konnte nur einmal glänzen, als er die Bridgestone-Reifen in Ungarn im Vorteil waren und er lange führte, bis sein Auto kurz vor Schluss schlapp machte. Hill wechselte zu Jordan, wo er nach dem Schumacher-Ausfall von Spa den ersten Grand Prix-Sieg für den Iren einfahren konnte. Und wieder gab es eine einseitige Berichterstattung, weil Eddie Jordan am Ende dem drängenden Ralf Schumacher verbot, seinen Teamkollegen noch anzugreifen. Anerkennung im Land des Erzfeindes gab es nicht. Die deutschsprachige Presse sprach von einem geschenkten Sieg und schwieg darüber, dass Hill vor der Safety-Car-Phase mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf Ralf rausgefahren hatte. Es war ein persönlich wichtiger Sieg für Hill, der der Welt beweisen wollte, auch auf einem anderen Fahrzeug als einem überlegenen Williams gewinnen zu können. Jenem Rennstall, wo man ihm später aufgrund seiner Abstimmungsfähigkeiten hinterher trauerte.

Nach einem bescheidenen Jahr 1999 zog sich Hill zurück. Für die Statistik blieben 22 GP-Siege, 360 WM-Punkte, 20 Poles und 42 Podestplätze. Wie gut war Damon Hill wirklich? Wer weiss das schon. Es hat wohl viele talentiertere Fahrer als Hill gegeben. Viele von denen hatten auch die Chance- Weltmeister zu werden. Doch Hill hat die Chance genutzt und letztendlich zählen Ergebnisse!

Der verheiratete Familienvater hat vier Kinder, eines davon kam mit dem Down-Syndrom auf die Welt. Hill ist an einigen Hilfsprojekten für Betroffene engagiert.

Dazu ist Damon Hill heute Präsident des «British Racing Drivers Club» und war massgeblich daran beteiligt, nach der Donington-Pleite den England-GP zu tragbaren Konditionen in Silverstone zu belassen.

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