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Ralf Schumacher warnt: Der deutsche Motorsport stirbt

Von Andreas Reiners
​Sebastian Vettel ist der letzte Mohikaner: Deutschland ist in der Königsklasse allein durch ihn vertreten. Das war früher ganz anders. Wo bleibt der Nachwuchs? Ex-GP-Pilot Ralf Schumacher schlägt Alarm.

Gerade einmal zehn Jahre ist es her, da war die Formel 1 fest in deutscher Hand. Gleich sieben Fahrer stammten aus Deutschland, angeführt von Legende Michael Schumacher. Plus: Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil und Nick Heidfeld.

Und heute? 2020 hält Vettel als Einziger die schwarz-rot-goldene Fahne hoch. Hinter ihm in den Startlöchern? Weniger Fahrer, als es den deutschen Rennfans lieb wäre. Michael Schumachers Sohn Mick geht in seine zweite Formel-2-Saison und ist auf dem Sprung in die Königsklasse. Wenn es 2020 nach Plan läuft, dann sitzt Mick 2021 in einem Formel-1-Renner, wir tippen auf Alfa Romeo-Sauber.

Micks Cousin David, Sohn von Ralf Schumacher, ist in der Formel 3 unterwegs und damit zumindest schon mal im Rahmenprogramm der Formel 1 unterwegs.

Papa Ralf schlägt nun allerdings Alarm. Denn die Flaute ganz oben fängt ganz unten an: beim Nachwuchs. Der 44jährige Ralf Schumacher kann das beurteilen – er besitzt seit Jahren ein erfolgreiches Team in der Formel 4, US Racing.

Dem sechsfachen GP-Sieger macht die Arbeit mit den jungen Fahrern «wahnsinnig Spass», wie er dem kicker verriet. «Aber leider haben wir in Deutschland ein Problem, weil der Kartsport hier praktisch nicht mehr existent ist – gerade im Vergleich zu England oder Italien. Und das merkt man natürlich. Der deutsche Motorsport stirbt, wenn sich da nicht bald etwas tut.»

Sportstättenförderung gibt es keine, er sei deshalb heilfroh, dass sich zumindest der ADAC engagiere. «Denn sonst hätten wir in Deutschland ein noch viel grösseres Problem.»

Zum Vergleich: In England finden wir aktuell 3900 Kart-Lizenzen, in Deutschland noch knapp 800. Der 180fache GP-Teilnehmer Ralf Schumacher weiter: «Früher waren die Bambini-Felder so gross, dass man nach dem Qualifying Leute nach Hause schicken musste. Jetzt stehen zehn, zwölf Karts am Start.»

Ein Grund aus Schumachers Sicht: «Bei vielen Eltern, Kindern und auch in Teilen der Öffentlichkeit liegt Autofahren nicht mehr im Trend.»

Hinzu kommen aber auch die hohen Kosten und die durch den Weltverband verursachten Probleme. Die FIA habe die Nachwuchsförderung nicht konsequent genug reguliert, findet Schumacher, Formel-1-WM-Vierter von 2001 und 2002. Die Folge: Zu viele Klassen für zu wenige Fahrer. Laut Schumacher «90 gute Autos, aber nur 50, 60 gute Fahrer».

Und: Der festgelegte Preis von 110.000 Euro pro Saison für ein Auto in der Formel Regional wurde ebenfalls nicht konsequent durchgesetzt: «Die FIA hat es nicht geschafft, diesen Preis global durchzusetzen. Und so gibt es jetzt zum Beispiel in Spanien eine Art Piratenserie mit günstigeren Autos. Dort darf man so viel testen, wie man will, im Gegensatz zu anderen Meisterschaften. Das führt dazu, dass Eltern, die Geld haben, ihre Kinder in eine zweite Formel-3-Serie schicken, in der sie noch mehr fahren und ohne Ende testen können, sogar im Winter in Australien oder Neuseeland.»

Die Lance Strolls, um es beim Namen beziehungsweise um ein Beispiel zu nennen. «Da reden wir von einem Jahresbudget von 1,5 Millionen Euro., das ist absurd für eine Nachwuchsserie. Und in der Formel 2 wird es noch mal eine Million teurer», so Schumacher.

Die Lösung gemäss Ralf: «Die FIA muss besser reglementieren, die Serien reduzieren und zentralisieren.»

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