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Mattia Binotto, Ferrari: Was Vettel so wertvoll macht

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Mattia Binotto

Sebastian Vettel und Mattia Binotto

​Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind viele Fragen in der Formel 1 aus den Schlagzeilen verdrängt worden, aber beantwortet sind sie nicht. Etwa die Frage, was aus Sebastian Vettel und Ferrari wird.

Was wird aus Sebastian Vettel und Ferrari? Teamchef Mattia Binotto hatte davon gesprochen, dass erste Gespräche mit dem Heppenheimer zu einer Vertragsverlängerung über 2020 hinaus begonnen hätten, aber seither ist die Welt nicht mehr die gleiche. Die Welt befindet sich anhaltend im Würgegriff des Virus SARS-CoV-2. An Formel-1-Rennen ist nicht zu denken. Mattia Binotto meint in einem Instagram-Chat mit Sky Sports F1: «Eine solche Unterbrechung schmeckt keinem, schon gar nicht einem Grand-Prix-Fahrer.»

«Die Piloten haben Rennsport im Blut, das ist ihre Leidenschaft, das ist ihr Leben. Ich weiss, dass der Rennalltag Sebastian sehr fehlt, dass wir nicht gemeinsam zu Rennstrecken fahren und unseren Sport ausüben können.»

«Ich spüre sein tiefes Verlangen, dass er wieder Rennfahren kann, am liebsten schon morgen. Seb ist ein grundehrlicher Mensch, sich selber überaus treu. Er liebt seinen Job abgöttisch, und diese tiefe Verbundenheit macht ihn für Ferrari so wertvoll.»

Ferrari-Steuermann Binotto hat nie ein Geheimnis daraus gemacht: Er will Sebastian Vettel über 2020 hinaus behalten. Und er glaubt, dass der Weltmeister im neuen Auto sein Können besser unter Beweis stellen kann als in der vergangenen Saison.

Ferrari hat eine enttäuschende Saison 2019 erlebt: Die Italiener konnten nur drei Rennen gewinnen (Charles Leclerc in Belgien und in Italien, Sebastian Vettel in Singapur), gegen Mercedes-Benz war wieder wenig auszurichten. Zudem knisterte es zwischen dem Monegassen und dem Deutschen gewaltig, mit der Kollision in Brasilien als Höhepunk

Doch Binotto hatte Mitte März bestätigt: «Die Gespräche mit Sebastian laufen. Wir werden damit ganz bestimmt nicht bis zum Saisonschluss warten. Es ist wichtig für ihn und auch für uns, dass wir Klarheit schaffen.»

«Ich sehe einen Sebastian Vettel in guter Form, voll konzentriert, überaus motiviert. Er weiss, dass er gut abschneiden muss. Das ist ein Schlüsselmoment in seiner Karriere. Vielleicht ist er von den guten Leistungen von Charles 2019 ein wenig überrascht worden. Nun aber weiss er genau, wozu Leclerc fähig ist. Seb hat sich im Winter perfekt vorbereitet, er hat minutiös analysiert, warum er weniger gut als erwartet abgeschnitten hat.»

«Die Erkenntnisse von den Wintertests in Spanien deuten darauf hin, dass er sich im 2020er Ferrari wohler fühlt als im 2019er Wagen. Gleichzeitig muss sich gerade ein so herausragender Pilot auf jedes Fahrzeug einstellen können. Aber wir müssen ihm dabei zur Seite stehen.»

Sebastian Vettel hat immer betont, dass Rücktritt vor Ablauf kein Thema sei. Er habe bei Ferrari eine Mission, und die gedenke er zu erfüllen. Aus dem Umfeld des Heppenheimers ist zu hören: «Viele Menschen scheinen zu unterschätzen, wie sehr das Feuer in Vettel lodert und wie wichtig ihm sein Ziel ist, in Rot Weltmeister zu werden. Sebastian wirft nicht einfach alles hin und geht.»

Im Anschluss ans WM-Finale von Abu Dhabi 2019 konnte sich Vettel einige Spitzen nicht verkneifen. Nach dem schlechtesten WM-Ergebnis seit 2014 (Fünfter, wie 2014) sagte er auf die Frage, was er nach Abschluss der Saison zu machen gedenke: «Ferien. Wobei ich ja gedacht habe, ich hätte schon im nächsten Jahr Ferien. Denn ich habe gehört, dass ich aufhöre. Ich weiss nicht, wer mit diesem Gerücht angefangen hat, aber wer immer es war – er weiss mehr als ich. Aber da ihr Journalisten ja immer Recht habt, wird mir das in den kommenden Wochen wohl erst so richtig bewusst.»

Vettel hat in der abgelaufenen Saison nur ein Rennen gewinnen können, sein Stallgefährte Leclerc zwei. Der junge Monegasse ging sieben Mal von der Pole-Position ins Rennen, Seb nur zwei Mal. Leclerc hat mehr schnellste Runden als Vettel (4:2), er hat im Quali-Duell die Nase vorn (12:9), mehr Punkte als Vettel gesammelt (264:240), mehr Podestränge erobert (10:9), Leclerc wurde WM-Vierter.

Vettel: «Ich weiss, dass ich das alles besser kann, und das werde ich auch zu zeigen versuchen.»

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