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Ralf Schumacher: Familie Williams müsste ausscheiden

Von Mathias Brunner
Juan Pablo Montoya, Ralf Schumacher und Frank Williams 2003

Juan Pablo Montoya, Ralf Schumacher und Frank Williams 2003

​Der Deutsche Ralf Schumacher ist von 1999 bis 2004 für den traditionsreichen Williams-Rennstall gefahren. Der zweimalige WM-Vierte sagt zu Misere: «Die Familie Williams müsste ausscheiden.»

Williams ist ein Urgestein der Formel 1, der drittälteste Rennstall nach Ferrari und McLaren, seit 1977 dabei. Der von Frank Williams und Patrick Head gegründete Rennstall ist auch der dritterfolgreichste der Königsklasse. Aber in den letzten Jahren musste das englische Team aus Grove sehr hartes Brot essen. 2018 und 2019 wurde Williams jeweils WM-Letzter, durch Umschuldung konnten zwar 31 Millionen Euro frisches Kapital gefunden werden, damit ist die Saison 2020 gesichert, aber Williams schliesst einen Verkauf nicht mehr aus.

Ralf Schumacher ist von 1999 bis 2004 für das Traditionsteam gefahren. In dieser Zeit hat er seine grössten Formel-1-Erfolge eingefahren: Fünf seiner sechs Pole-Positions, alle sechs Siege, 21 von 26 Podestplätzen, 2001 und 2002 wurde Ralf jeweils WM-Vierter.

Zur Situation seines früheren Arbeitgebers sagt der 180fache GP-Teilnehmer: «Das Team hat alles von der Infrastruktur her, was es für gute Ergebnisse braucht. Es entwickelt Technologien auch für andere. Ich glaube einfach, die Familie Williams müsste ausscheiden. Es braucht einen modernen Aufbau, ein Miteinander mit Vertrauen. Junge, talentierte Mitarbeiter verlassen das Team wieder schnell, weil von oben nichts zugelassen wird.»

Was viele Fans nicht mehr wissen: Der heutige Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat ab 1978 jahrelang für Williams gearbeitet, als junger Techniker. Der spätere Weltmeister mit Benetton, Ferrari und BrawnGP ist heute Sportdirektor der Formel 1 und beobachtet genau, was mit den Rennställen passiert. Er sieht auch, wie es bei McLaren finanziell lichterloh gebrannt hat.

Wegen seiner eigenen Zeit bei Williams hat Brawn eine Schwäche für diesen Rennstall. «Williams hat ein reiches Erbe, und klar liegt mir das Team am Herzen. Aber die Realität in der Formel 1 ist brutal, und du wirst alle zwei Wochen auf den Prüfstand gestellt. Du kannst Schwächen nicht verstecken. Wenn du über Jahre Letzter bist, dann muss sich etwas ändern. An diesem Punkt ist Williams jetzt. Wer immer dort an Bord kommen wird, muss die fundamentalen Gründe verstehen, wieso die Leistungen von Williams nicht gut genug sind – Finanzen, Struktur, Arbeitsweise. Ich weiss nicht, wo es im Argen liegt. Die Formel 1 ist gnadenlos. Du gerätst da schnell mal in eine gefährliche Spirale – weniger Erfolg bedeutet, dass Geldgeber abspringen und du weniger aus dem Preisgeldtopf bekommst. McLaren und Williams werden seit Jahren unter Wert geschlagen, und man muss bei beiden sehr genau hinschauen, was dort falsch läuft.»

«Wenn wir zwei so berühmte Namen wie Williams und McLaren in Schwierigkeiten sehen, dann sieht der Sport nicht gut aus. Aber wir haben die ganzen Rahmenbedingungen so geändert, dass sich ihre Lage bessern sollte. Jetzt liegt es an ihnen.»

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