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Mercedes: Toto Wolff bleibt, Ineos als Anteils-Eigner

Von Rob La Salle
Teamchef Toto Wolff, Sir Jim Ratcliffe von Ineos, Daimler-Chef Ola Källenius

Teamchef Toto Wolff, Sir Jim Ratcliffe von Ineos, Daimler-Chef Ola Källenius

​Der Wiener Toto Wolff bleibt für mindestens drei weitere Jahre Teamchef von Mercedes und erhöht seine Anteile am Formel-1-Team, der Chemie-Riese Ineos wird Teilhaber der GP-Mannschaft.

Formel-1-Weltmeister Mercedes bestätigt: Der Chemie-Konzern Ineos beteiligt sich zu einem Drittel am erfolgreichen Formel-1-Rennstall, die anderen Drittel werden von der Daimler AG sowie von Toto Wolff gehalten. Der Wiener erhöht damit seinen Anteil am Rennstall von 30 auf 33 Prozent und wird mindestens drei weitere Jahre Teamchef bleiben.

Mercedes-Benz zu den Hintergründen: «Ab 2021 wird die geschäftliche Landschaft der Formel 1 durch neue finanzielle Regularien verändert werden, die es Teams ermöglicht, in den kommenden Jahren eigenständig finanziell nachhaltig zu werden. Das Team wird dabei durch die engere Anbindung an Mercedes-AMG, die High-Performance-Marke von Mercedes-Benz, gestärkt und hat bereits damit begonnen, sein Geschäftsmodell mit der neuen Geschäftseinheit Applied Science zu diversifizieren, die mit Hochleistungs-Ingenieursfähigkeiten innovativen Projekten jenseits des Motorsports zum Durchbruch verhilft.»

«Das Team wird das Formel-1-Werksteam von Mercedes-Benz bleiben und auch in den kommenden Jahren weiterhin mit Mercedes-Chassis und -Antriebseinheiten an den Start gehen.»

«In der neuen Beteiligungsstruktur wird Toto Wolff für weitere drei Jahre in seiner Rolle als Teamchef und Geschäftsführer das operative Geschäft des Unternehmens und des Rennteams führen. Er wird anschliessend die Möglichkeit haben, eine neue operative Führungsrolle innerhalb der Organisation zu übernehmen, sobald er den Zeitpunkt für richtig erachtet.»

Das britische Unternehmen Ineos ist gemäss der Fachpublikation «Chemical & Engineering News» der fünftgrösste Chemiekonzern der Welt, hinter BASF (Deutschland), Sinopec (China), Dow (USA) und SABIC (Saudi-Arabien). Ineos mit Sitz in London beschäftigt weltweit 22.000 Fachkräfte und setzte im vergangenen Jahr 60 Milliarden US-Dollar um.

Die Beteiligung von Ineos gehört zum Ziel von Daimler-Chef Ola Källenius, die Kosten seines Konzens für die Formel 1 zu verringern. Der Schwede hatte angekündigt: «Wir wollen die finanziellen Belastungen durch die Formel 1 bis Ende 2023 halbieren. Das Team wird sich verändern von einer Kostenstelle zu einer wertvollen Firma.»

Ein Ausstieg kam für ihn nie in Frage: «Es gibt so wenig Anlass für Mercedes-Benz, aus der Formel 1 auszusteigen, wie für den FC Bayern München, aus der Bundesliga auszusteigen. Die Formel 1 geniesst vor allem in den sozialen Netzwerken eine enorme Resonanz und bietet für uns damit einen wachsenden Wert. Wir sehen, wie das Interesse an der Königsklasse steigt, in Asien, Europa, Südamerika, überall. Die Zahl gerade junger Fans explodiert förmlich. Sollten wir das alles wegwerfen? Da wären wir doch verrückt.»

«Es ist ein Zeichen der Stärke der Organisation in Brackley, dass wir mit Ineos angesehene Investoren anziehen konnten, die echtes Potenzial für künftiges Wachstum im Team erkennen. Wir bleiben der Formel 1 weiter fest verbunden, und der bevorstehende Kostendeckel wird uns gemeinsam mit der neuen Beteiligungsstruktur in eine noch stärkere Position für anhaltenden Erfolg versetzen. Mit der noch engeren Anbindung an unsere Hochleistungssparte Mercedes-AMG ab 2021 sowie der Fortführung von Totos Führung in den kommenden Jahren, sieht die Zukunft für Mercedes-Benz in der Formel 1 rosig aus.»

Die Beteiligung von Ineos hat noch einen anderen Hintergrund: Wegen des kommenden Budgetdeckels wird Mercedes Personal in andere Firmenbereiche umschichten müssen. «Applied Science» ist Teil dieser Umschichtung. Hier werden Ingenieure an innovativen Projekten arbeiten, hier ergeben sich Synergien mit Ineos, etwa beim Engagemement in der Formel 1 der Segler, dem prestigeträchtigen America’s Cup.
 
Sir Jim Ratcliffe, der Vorstandsvorsitzende von Ineos: «Seit wir Anfang des Jahres 2020 in die Formel 1 eingestiegen sind, haben wir darüber diskutiert, wie wir uns noch stärker beteiligen können. Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, sich finanziell an einem Team zu beteiligen, das in Bestform ist, aber weiter viel Potenzial für künftiges Wachstum bietet. Wir könnten uns keine besseren Partner als Mercedes-Benz und das Team von erwiesenen Siegern wünschen, das von Toto geleitet wird.»
 
Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer: «Ich freue mich, dieses neue Kapitel für das Mercedes-AMG Petronas F1 Team zu beginnen. Dieses Team ist wie eine Familie für mich. Wir haben gemeinsam so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit besseren Leuten in diesem Sport zusammenzuarbeiten – und ich bin sehr glücklich, dass wir gemeinsam in diese neue Ära gehen.»

«Das neue Investment von Ineos bestätigt sendet nach einem herausfordernden Jahr ein wichtiges Signal des Vertrauens in den Sport. Ich freue mich sehr, Jim, Andy und John als Anteilseigner des Teams willkommen zu heissen: Sie haben eine der profitabelsten Firmen der Welt aufgebaut, strahlen echten Unternehmergeist aus und ihre Expertise wird unseren Aufsichtsrat in den kommenden Jahren stärken. Gleichzeitig ist es ein Privileg, die Partnerschaft mit Ola, Markus Schäfer und Mercedes-Benz in den kommenden Jahren fortzusetzen. Wir sind stolz, dass wir der prestigeträchtigen Motorsport-Tradition der Marke seit 2010 einige Kapitel hinzufügen konnten und wir teilen die Ambition, die Organisation in den kommenden Jahren weiter wachsen zu lassen.»

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