Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Wenn 2013 nur halb so gut wird wie 1983...

Kolumne von Guido Quirmbach
Start zum Grossen Preis von Österreich 1983

Start zum Grossen Preis von Österreich 1983

Laut Patrick Head und Rory Byrne handelt es sich bei den Regeln für 2013 um die grösste Änderung in der Formel 1 seit 1983. Was war damals?

Wenn die beiden lebenden Konstrukteurs-Legenden recht haben, können wir uns schon heute kurz vor dem Jahreswechsel zu 2011 freuen. Denn gravierende Änderungen bedeuten auch meist unterschiedliche Wege.

 
Neben dem neuen Motorreglement sollen die Wagen 2013 auch deutlich weniger Abtrieb haben. Das war auch bei den sehr kurzfristig angekündigten Regeln für 1983 der Fall.
 
Erst im Herbst 1982 tagte die FISA über die technischen Regeln für die kommende Saison. Es war dringender Handlungsbedarf. Die Formel 1-Boliden waren durch die Flügelprofile, jene Bauweise, die Lotus-Boss Colin Chapman erfunden hat, viel zu schnell geworden. So fuhr zum Beispiel Nelson Piquet im Brabham-BMW am Österreichring, der schnellsten Strecke des Jahres, mit einer Pole-Zeit von 1.27.6 min (Schnitt 244km/h) mehr als vier Sekunden schneller als im Jahr zuvor René Arnoux im Renault. Die Saugwirkung der Autos war so brutal, dass am Österreichring kaum noch gebremst werden musste. Die Saugwirkung des Chassis führte zusätzlich dazu, dass mit extrem kleinen Flügeln oder gar ohne Frontflügel gefahren werden konnte. Dadurch wuchsen auch die Höchstgeschwindigkeiten, in Paul Ricard 1982 wurde Didier Pironi mit 348 km/h gemessen. Für die damalige Zeit ein unfassbarer Wert.
 
Die Piloten aber waren gar nicht happy mit dieser Entwicklung, die Fahrzeuge hatten praktisch keinen Federweg, die Fliehkräfte waren kaum zum Aushalten. Sollte der Anpressdruck plötzlich abreissen, war man nur noch Passagier.
 
Mit Gilles Villeneuve sowie dem Italiener Riccardo Paletti gab es dazu zwei Todesopfer in der Saison 82, der zu dem Zeitpunkt souverän führende Didier Pironi verletzte sich in Hockenheim schwer. Auch wenn die drei Unfälle kaum etwas mit den Flügelauts zu tun hatte, die FISA musste handeln.
 
Und sie tat es. Und mehr, als es den Konstrukteuren lieb war. Denn keine fünf Monate vor dem Saisonbeginn 83 verbot sie die Flügelautos und forderte einen flachen Unterboden. Damit waren alle Konstruktionspläne für die Saison 83 ein Fall für den Papierkorb. Die Konstrukteure mussten bei null beginnen.
Bei ersten Tests wurde den bestehenden Autos ein flacher Unterboden angeschraubt. Aus Flügelchen wurden wieder Flügel. Trotzdem fehlten auf dem 3,3 km kurzen Testkurs von Paul Ricard anfangs 8 Sekunden auf die Zeiten der 82er Autos.

Der Winter 82/83 war extrem spannend. Es wurde getestet wie nie, jedes Mal sah ein Auto anders aus. Nicht nur in Details, komplett anders. Auch die Neukonstruktionen unterschieden sich von allen Teams grundlegend. Brabham versuchte es mit einer Art Rakete, McLaren war optisch am wenigsten vom Vorjahresauto zu unterscheiden, nur das Flaschenhals-Heck war markant. Am weitesten ging Toleman, die auf ihrem Auto einen Doppel-Heckflügel montieren und die Kühler im Frontflügel unterbrachten. Und zur Überraschung damit bei den letzten Tests vor dem ersten Rennen in Rio schneller waren als die Konkurrenz.

Die Saison 1983 wurde dann eine der besten, die es je gegeben hat. Die Autos drifteten, es gab bedingt durch die unterschiedlichen Konzepte massig Überholmanöver in allen Bereichen. Die Entwicklung aber machte rasante Fortschritte, die Konstrukteure haben schnell viel von dem fehlenden Abtrieb wieder gefunden. In Zeltweg fehlten Pole-Setter Patrick Tambay im Ferrari noch 2 Sekunden auf die Zeit von Piquet von 1982. Zwar setzen sich am Ende natürlich die etablierten Teams durch, aber mit Brabham, McLaren, Renault, Tyrrell, Williams und Ferrari konnten sechs Rennställe in 15 Rennen gewinnen. Im letzten Lauf in Kyalami sicherte sich Piquet im Brabham den Titel gegen Alain Prost (Renault).

Und noch einiges mehr blieb von 1983 in Erinnerung. Es gab das Debüt des TAG-Turbo-Motors, das Comeback von Honda und Spa-Francorchamps, beide McLaren von Lauda und Watson verpassten in Monaco die Qualifikation. In Detroit feierte Michele Alboreto den letzten Sieg des legendären Ford-Cosworth-Motors, bis zu ihrem Verbot nach der Saison 1988 bestimmten von nun an die Turbos das Geschehen. Jene Turbos, die 2013 wiederkommen.
 
Auch wenn die Konstrukteure heute nicht mehr die Freiheiten wie damals haben: Wenn die Saison 2013 nur halb so gut wird wie die 30 Jahre zuvor, dann wird sie sehr gut!

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