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Frankreich-GP: Schon 50 Jahre Circuit Paul Ricard

Von Mathias Brunner
1971 rückte die Formel 1 erstmals auf den damals modernsten Rennstrecke der Welt aus – den Circuit des Apéritiv-Herstellers Paul Ricard. Heute gehört der Kurs beim südfranzösischen Le Castellet zu den Klassikern.

Feierstimmung in der «Grande Nation» vor drei Jahren: Die Formel 1 kehrte zurück ins Heimatland des Grand Prix, nach Frankreich, wo 1908 der erster aller Grands Prix stattgefunden hatte. Auf der Rennanlage Circuit Paul Ricard wirkte bei der Rückkehr der Formel 1 2018 Vieles vertraut und doch neuartig: Auf der 1,8 Kilometer langen Mistral-Geraden wurde nicht durchgehend Vollgas gegeben, die Passage ist mit einer Schikane entschärft worden. Es wurden zu hohe Geschwindigkeiten befürchtet.

Als die Formel 1 1971 erstmals auf die Rennstrecke des Apéritiv-Herstellers Paul Ricard ausrückte, waren die Fahrer mächtig beeindruckt: Alleinstellungsmerkmal des damals 5,81 Kilometer langen Kurses war die fast zwei Kilometer lange Mistral (benannt nach dem forschen Wind), von dort ging es volle Kanne in die Mut-Rechtskurve Signes.

Nach dem tödlichen Unfall von Elio de Angelis 1986 in der schnellen S-Kurvenkombination Verrerie wurde der Kurs aus Sicherheitsgründen kürzer: Von 1986 bis 1990 fand das Rennen vier Mal auf einer nur 3,813 km langen Pistenversion statt. Ab 1991 wurde der Grand Prix de France in Magny-Cours (Zentralfrankreich) ausgetragen, bis einschliesslich 2008.

Für die Neuauflage des Rennens haben sich die Organisatoren 2018 glücklicherweise für die lange Version der Paul-Ricard-Strecke entschieden. Allerdings heizen die GP-Renner nicht auf der ganzen Mistral-Geraden hinunter. Zu gross ist die Angst, dass die Autos bei allfälligen Problemen in der Signes zu wenig Sturzraum hätten. Nein, vielmehr biegen die Formel-1-Autos ungefähr nach Hälfte der Geraden in die sogenannte Chicane Nord ab, um nach dieser Links-Rechts-Kombination wieder auf die Mistral zurückzukehren.

Diese Piste in ihrer heutigen Version ist 5,842 km lang, das ergibt eine Renndistanz von 53 Runden. Gemäss Formel-1-Reglement besteht die GP-Distanz aus 305 Kilometern plus Rest einer Runde. Einzige Ausnahme: Monaco.

Die Schikane ist nicht die einzige Änderung des modernen Paul Ricard, wie Pistenbotschafter Jean Alesi erklärt. Der Südfranzose mit sizilianischen Wurzeln, der 1989 in Le Castellet sein Formel-1-Debüt gab (Vierter im Tyrrell): «Die erste Links nach Start und Ziel macht mehr zu, dafür ist der Kurvenausgang verbreitert. Wir erhofften uns davon, dass die Fahrer diese Kurve stärker anbremsen müssen, was Überholmanöver begünstigt.»

Die Passage Sainte-Beaume wurde vergrössert. Der 201fache GP-Teilnehmer Alesi sagt: «Hier bereiten die Fahrer ihre Angriff vor der Mistral-Schikane vor, dazu wollten wir ihnen eine bessere Möglichkeit schenken.»

Ebenfalls geändert wurde die letzte Kurve vor Start und Ziel, die so genannte Pont. Der früherer Ferrari-Werksfahrer Alesi: «Die Pont wurde am Eingang, aber auch am Ausgang verbreitert, wir wollten, dass hier idealerweise zwei Autos nebeneinander auf die Start/Ziel-Geraden einbiegen.»

In Le Castellet wurde von 1971 bis 1990 bereits vierzehn Mal der Frankreich-GP gefahren.

Seit dem Aus für den Magny-Cours-GP nach Ausgabe 2008 war in Frankreich auf Regierungsebene viel geredet worden und wenig passiert. Immer wieder war von einem neuen Projekt im Grossraum Paris die Rede (aufgrund strenger Umweltschutz-Bestimmungen so gut wie unmöglich umzusetzen), dann von der Rückkehr nach Südfrankreich (Fragezeichen in Sachen Infrastruktur), auch ein Comeback von Magny-Cours wurde nicht ausgeschlossen.

Die Rennstrecke Paul Ricard gehört heute einer Familienstiftung von Bernie Ecclestone.

Der Grosse Preis von Frankreich ist auf eine Laufzeit von fünf Jahren, also bis Ende 2022 ausgelegt, mit einer Option auf fünf weitere Jahre.

2020 konnte das Rennen wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, der Grand Prix 2021 wird mit einer Sondergenehmigung von der französischen Regierung vor 15.000 ausgetragen.

Frankreich-GP in Le Castellet: Die Sieger

1971 Jackie Stewart (GB), Tyrrell-Ford
1973 Ronnie Peterson (S), Lotus-Ford
1975 Niki Lauda (A), Ferrari
1976 James Hunt (GB), McLaren-Ford
1978 Mario Andretti (USA), Lotus-Ford
1980 Alan Jones (AUS), Williams
1982 René Arnoux (F), Renault
1983 Alain Prost (F), Renault
1985 Nelson Piquet (BR), Brabham-BMW
1986 Nigel Mansell (GB), Williams-Honda
1987 Nigel Mansell (GB), Williams-Honda
1988 Alain Prost (F), McLaren-Honda
1989 Alain Prost (F), McLaren-Honda
1990 Alain Prost (F), Ferrari
2018 Lewis Hamilton (GB), Mercedes
2019 Lewis Hamilton (GB), Mercedes

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